Paddeln, klettern, crossen, trialen, schrauben, navigieren und fahren: BMW lud die Kundschaft zum Kräftemessen und kürte nach einem zweitägigen Härtetest die drei besten GS-Fahrer Deutschlands.
Paddeln, klettern, crossen, trialen, schrauben, navigieren und fahren: BMW lud die Kundschaft zum Kräftemessen und kürte nach einem zweitägigen Härtetest die drei besten GS-Fahrer Deutschlands.
Es soll Kandidaten gegeben haben, die ihre Nase rümpften und unverrichteter Dinge wieder heimgefahren sind. Und manche, so heißt es, hätten bereits während des Anrufs bei der Challenge-Hotline einfach aufgelegt. Denn die freundlichen Damen am anderen Ende der Leitung kannten nur die Wahrheit: "Ja, Sie müssen damit rechnen, Ihr Motorrad bei den Übungen eventuell zu zerkratzen." Und dafür 250 Euro Startgebühr zahlen?
Ein bisschen Recherche hätte Zauderer aufklären können: Sowohl in Kanada als auch in Spanien und Südafrika findet schon seit Jahren eine GS-Trophy statt. Vor allem die Afrikaner sehen ihre Bikes dabei eher als Werkzeuge denn Schmuckstücke. Warum die Idee eines sportlichen Wettkampfs unter GS-Treibern gerade im Geburtsland der Legende bislang nicht umgesetzt wurde, ist eine gute Frage. Doch die Antwort kommt jetzt: mit der "BMW Motorrad GS-Challenge Germany 08". Ein zweitägiger Härtetest, der aus maximal 200 Teilnehmern die besten drei herausfiltern soll. Diese messen sich dann bei der "International GS-Trophy" vom 15. bis 24. Oktober in Tunesien mit den jeweils besten Vertretern aus Italien, Spanien, Japan und den USA. BMW wird nicht müde zu betonen, dass die Challenge kein Rennen sei, und tatsächlich sind aktive Rennfahrer von der Teilnahme ausgeschlossen. Ganz offensichtlich fühlen sich aber auch andere nicht eingeladen. Statt der möglichen 200 Kandidaten erscheinen am 31. Juli 2008 nur 82 zur Fahrerbesprechung im Enduropark Hechlingen nahe Donauwörth.
Das Starterfeld präsentiert sich farbenfroh wie Blümchenkleider aus der Flowerpower-Zeit. Kein Wunder: Seit fast 30 Jahren produziert BMW Geländekühe. Im Schlagschatten des Hechlinger Kessels reiht sich nahezu die gesamte Modellpalette: von un-rühmlichen R 65 G/S über Furcht einflößende HPN-Wüstenschiffe bis zu modernen Vierventil-Boxern und der jungen F 800 GS mit Reihentwin. Nach zweistündiger Unterweisung dürfen die Fahrer ihre Strategie ausknobeln. Die Regeln sind einfach: Jeder teilt sich per Selbsteinschätzung einer Gruppe zu: Blau – Anfänger. Rot – Erfahrene. Schwarz – Experten. Die Farbe entscheidet über die Schwere der zu absolvierenden Fahrprüfungen. 13 unbesetzte Checkpoints gilt es im Outback des nördlichen Bayerns anzufahren. Eine Art Schnitzeljagd, bei der Birken gezählt, Jahreszahlen gelesen oder Verse aufgeschrieben werden müssen. Nichts Schwieriges. Auf den ersten Blick.
Hinzu kommen zwei besetzte Checkpoints, wo (ganz nach Afrika-Art) Benzin per Kugelventil-Pumpe gefördert und Ventildeckel montiert werden sollen. Und zwei auf Teamwork angelegte Sonderaufgaben: Wettrudern mit zwei Flößen, auf denen je eine 1200er-GS um eine Boje zu bugsieren ist, plus Klettern in einem Hochseilgarten. Lange Gesichter am Vorabend des Starts: Kindergeburtstag denken viele. Die Tücken indes liegen im Detail. Bereits am ersten Tag spulen viele bis zu 500 Asphaltkilometer ab, um die verstreuten Checkpoints abzuklappern. Dabei ist gewieftes Navigieren und Taktieren gefragt, weil die Fahrer für die Teamübungen zu einer festgelegten Zeit bereitstehen müssen. Verlangt das Flößeln nicht mehr als puren Muskeleinsatz, wird beim Klettern der Mut auf die Probe gestellt. Es gilt, eine rund zehn Meter aufragende Wand mit Enduro-/Crossstiefeln zu bezwingen. Und damit der Kletterer garantiert nicht vergisst, dass es sich um eine Enduro-Challenge handelt, darf er nebenbei einen Geländereifen transportieren, was das Balancieren über wackelige Seile und schmale Balken in luftiger Höhe nicht gerade leichter macht.
Überraschungen bargen auch die Fahrübungen. Nach leichtem Regen kämpfte im Enduropark Hechlingen so mancher mit glitschigen Baumwurzeln, auf dem Motocross-Kurs im nahen Warching trennte eine steile Auf- und Abfahrt die Spreu vom Weizen. Als besonders selektierend entpuppte sich der "schwarze" Trialkurs: am Lenkanschlag durch engste Kehren, über spitze Hügel und kantige Absätze. Feuchtes Gras sorgte für zusätzliche Würze. Wer noch nicht genug hatte, konnte weitere Punkte durch Geländerunden in Warching oder Hechlingen ergattern. Letztlich fighteten die 20 Fahrer mit den dicksten Punktekonten im K.o.-System um den Sieg. Auf identischen F 800 GS und unter tosendem Beifall der restlichen Teilnehmer. Mit Florian Dietrich auf Platz eins, gefolgt von Dirk Remmel und Alexander Métayer wird Deutschland bei der GS-Trophy in Tunesien gut vertreten sein.