Triumph präsentiert seine beiden neuen Modelle mit dem auf knapp 1200 cm³ Hubraum gewachsenen Zweizylinder, die Thruxton (R-Version) und die Bonneville T120. Die Ausfahrt zum Sammeln erster Fahreindrücke – eine klare Twin-Twin-Situation.
Triumph präsentiert seine beiden neuen Modelle mit dem auf knapp 1200 cm³ Hubraum gewachsenen Zweizylinder, die Thruxton (R-Version) und die Bonneville T120. Die Ausfahrt zum Sammeln erster Fahreindrücke – eine klare Twin-Twin-Situation.
Klangvolle Namen und eine Jahrzehnte zurückreichende Historie – beides verpflichtet. Triumph wagt und schafft den Spagat zwischen der Wahrung des klassischen Looks, oder zumindest die Anlehnung an diesen, und das Einbinden moderner Technik bei Motor und Fahrwerk. Können die Neuen irgendetwas vom Feeling der alten Originale vermitteln? Unsere Schwesterzeitschrift MOTORRAD hatte bereits die Gelegenheit, die neuen Modelle zu fahren und Kollege Andreas Bildl hat uns verraten, wie es war. Bei allen Unterschieden zwischen der sportlichen, bekanntlich nach einer englischen Rennstrecke benannten Thruxton und der eher touristisch veranlagten Bonneville eint die beiden doch der neu entwickelte Motor. Zumindest die Basis ist dieselbe: Ein nun wassergekühlter, kurzhubig ausgelegter Twin mit 1197 cm³ sorgt für den nötigen Vortrieb. Für die im Café Racer-Look auftretende Thruxton haben die Briten dem Twin mittels höherer Verdichtung von 11:1 (statt 10:1), schärferer Nockenwellen und geringerer Schwungmasse an der Kurbelwelle mehr Spitzenleistung und mehr Spritzigkeit mit auf den Weg gegeben. Stramme 97 PS, also 17 mehr als bei der Bonnie, versprechen schon auf dem Papier zackige Fahrleistungen, der 270-Grad-Hubzapfenversatz garantiert kernigen Klang und Motorlauf.
Feine Verarbeitung und edle Details lassen das Auge gern über das Bike schweifen. Megafon-Tüten mit gebürsteten Edelstahlhüllen, Motordeckel im Pre-Unit-Look, ebenfalls gebürstet, genauso wie der Alu-Tankdeckel – man hat Wert auf Stil gelegt. Vor allem die zum ersten Ausritt bereitstehende Thruxton R glänzt zudem mit noch hochwertigeren Komponenten wie Brembo-Radialbremsen, Showa-Upside-down-Gabel und Öhlins-Federbeinen.
Mit radikaler Geometrie, also steil stehender Gabel und kurzem Nachlauf sowie moderat breiter 17-Zoll-Bereifung (hinten tut’s ein 160er) bietet die Thruxton ein spielerisches Handling, wie unser Kollege schnell verzeichnet. Die Abstimmung der Federelemente ist gelungen: sensibel genug in der Ansprache, aber auch straff genug, um nie schwammig zu werden und für verschärfte Kurvenhatz bestens geeignet. Ab 2000/min kann man das Gas beherzt aufziehen, schon ab 3000/min kommt spürbar Druck und Drehfreude auf, die den Motor zügig und willig bis zum Begrenzer schnalzen lässt. Grobes Stampfen ist dem mit zwei Ausgleichswellen gesegneten Twin zwar fremd, doch ist er beileibe keine langweilige Turbine geworden. Natürlich kommt die Neue mit der üblichen Elektronik (ABS, abschaltbare Traktionskontrolle, drei wählbare Fahrmodi „Rain“, „Street“ und „Sport“), doch tut dies dem Fahrspaß in der Praxis keinen Abbruch. Vor allem die heftig zupackenden Brembo-Monoblock-Zangen hätte man sich, mal ehrlich, auch schon vor über 50 Jahren bei den Ur-Bonnies gewünscht. Weniger den Preis, bei dem auch heute noch manch einer schlucken wird: Mit 14.500 Euro stellt sie kein Schnäppchen dar. Wer auf edle Ausstattung verzichtet und sich mit der Basis-Thruxton begnügt, ist mit 12.500 Euro dabei.
Freunde der aufrechten Herrenfahrer-Haltung und des echten Bonneville-Looks kommen bei der neuen T120 auf ihre Kosten. Deren mehr auf Drehmoment abgestimmter Motor liefert nur 80 PS, dafür seine 105 Nm Drehmoment bereits bei 3100/min. Das Fahrwerk ist im Grunde baugleich mit dem der Basis-Thruxton, Gabel und Federbeine (beide von Kayaba) sind aber anders ausgelegt/abgestimmt. Zum guten Ton gehört auch ein 18-Zöller vorn, was zusammen mit der längeren Schwinge ein mehr auf Stabilität als auf Handlichkeit ausgelegtes Fahrverhalten bewirkt. Zumal die Bonneville auch 21 Kilo mehr auf die Waage bringt – die Verwendung von Stahl statt Alu (Felgen, Schwinge, Schutzblech, u.a.) macht sich bemerkbar. Die T120 braucht mehr Nachdruck beim Einlenken, kämpft in Schräglage mit stärkerem Aufstellmoment und ist für zügige Gangart etwas zu weich abgestimmt. Also lieber die aufrechte Sitzhaltung mit entspannt angewinkelten Beinen genießen und stilvoll cruisen.
Das passt zum gefühlt noch bulliger antretenden Motor, der bereits ab gut 1500/min stampfenden Vortrieb bietet und sich zwischen 2500 und 4500 Touren am wohlsten fühlt. Relaxte Gangart kommt auch den simplen, wenn auch ordentlich funktionierenden Nissin-Bremsen entgegen. Kollege Bildls Herz schlägt sicherlich unüberhörbar eher für die sportliche Thruxton, wir können uns hingegen auch für die herrlich konsequent schwarze Variante der Bonneville erwärmen, mit der bildschön auf Amal-Vergaser-Look getrimmten Einspritzanlage und der insgesamt gelungenen, klassischen Linie. In Schwarz ist sie mit 11.900 Euro auch am günstigsten, Rot bzw. Zweifarb-Lackierung kosten Aufpreis. Aber black ist schließlich beautiful.