Lediglich wenige Tropfen Zugabe zum
Sprit sollen bereits genügen, um den Kraftstoffverbrauch und die Emissionen zu senken und gleichzeitig die Motorleistung zu steigern das verspricht zumindest
der Hersteller des laut eigenen Aussagen
momentan einzigen biologischen Sprit-
zusatzes auf Enzymbasis. Eucozym nennt sich das Mittel, das im Mischungsverhältnis eins zu 2500 (ein Milliliter Enzym-Zusatz auf 2,5 Liter Benzin) die Verbrennung optimieren und dadurch die genannten positiven Effekte nach sich ziehen soll.
MOTORRAD ging der Sache auf den Grund und testete das neuartige Produkt in enger Zusammenarbeit mit dem Dekra Technology Center in Klettwitz. Dessen Prüfingenieure waren äußerst skeptisch, hatten sich in der Vergangenheit doch schon viele vollmundig als Sparwunder
angekündigten Spritzusätze nach wissenschaftlichen Labortests als absolut wirkungslos erwiesen. Ein Produkt auf biologischer Basis war bis dato allerdings nicht unter den Probanden gewesen.
Als Versuchsfahrzeug diente die Dauertest-Honda CBF 1000 aus dem MOTORRAD-Fuhrpark mit gut 25000 Kilometern. Zunächst führten die Dekra-Spezialisten des Fachgebiets Motor, Abgas, Antriebsstrang mehrere Verbrauchs- und Abgasmessungen strikt nach Euro-3-Vorschriften auf der Abgasmessanlage (AMA) mit un-behandeltem, zertifiziertem Kraftstoff durch. Nach Einpendeln konstanter Messwerte folgten drei Aufzeichnungen. Zwischen den einzelnen Messungen wurde die CBF wie von der Richtlinie vorgeschrieben
gut sechs Stunden in einer Klimakammer
konditioniert. Nach Beendigung der Testläufe im Serientrimm kam die Honda auf den Leistungsprüfstand.
Nun erhielt das Testfahrzeug die erste Tankfüllung mit Enzym-Zusatz und legte anschließend insgesamt 800 Kilometer auf öffentlichen Straßen mit Eucozym zurück, um die vom Hersteller vorgegebene Eingewöhnungszeit einzuhalten.
Danach ging es erneut ins Labor, wo die Honda abermals mehrere Euro-3-
Zyklen streng nach Richtlinie absolvieren musste. Und zu guter Letzt wartete wie-der der Leistungsprüfstand. Ein umfang-reiches Testprogramm, das sich über fast zwei Wochen hinzog. Doch nur dieser
wissenschaftliche Aufwand gewährleistet stichfeste Messergebnisse. Wie die im Einzelnen aussehen, können Sie in den nebenstehenden Kästen nachlesen.
Eucozym wird in Deutschland von den Firmen 1a Walther, Telefon 0921/57466, und der 4G-Company, Telefon 09201/
9170895, vertrieben. Der Preis für ein 50-Milliliter-Fläschchen beträgt 14,95 Euro. Mit dieser Menge lassen sich 125 Liter Kraftstoff im vorgegebenen Mischungsverhältnis behandeln. Bei einem angenom-
menen Spritpreis in Höhe von 1,25 Euro pro Liter müsste das Motorrad also rein rechnerisch über 9,5 Prozent weniger verbrauchen, damit sich die Mehrkosten für den Zusatz amortisieren.
Nehmen wir die Laborergebnisse als Grundlage, die immerhin eine Verbrauchsersparnis in Höhe von 1,68 Prozent ergaben womit selbst die Prüfstandsexperten nicht gerechnet hätten , so würde sich der Kauf von Eucozym erst ab einem Benzinpreis
in Höhe von 7,12 Euro pro Liter zumindest finanziell gesehen lohnen. Davon sind wir glücklicherweise noch weit entfernt.
Abgasverhalten
Wichtig ist, was hinten rauskommt.
Kann das Enzym tatsächlich die Emissionen des Testmotorrads verringern? Dazu fuhren die Dekra-Prüfer auf der Abgasmessanlage mehrfach den aktuell gültigen Euro-3-Zyklus für Motorräder der Richtlinie 97/24/EG in der Fassung 2006/27/EG nach. Zu den relevanten Schadstoffen zählen Kohlenwasserstoffe (HC), Stickoxide (NOx) und Kohlenmonoxid (CO). Diese Elemente dürfen nach dem Gesetz beim Euro-3-Zyklus bestimmte Werte, die in Gramm pro Kilometer angegeben werden, nicht überschreiten. Die Grenzwerte betragen für HC 0,3 g/km, für NOx 0,15 g/km und
für CO 2,0 g/km. Auf die im Rahmen der Hauptuntersuchung ermittelten Schadstoffe (AUK), die bei erhöhter Leerlaufdrehzahl mittels einer in den Auspuff gesteckten Sonde gemessen werden, lassen sich die Werte nicht übertragen. Die Tabelle unten zeigt, dass die Emissionswerte sowohl ohne als auch mit Benzinzusatz deutlich unter den Grenzwerten liegen. Was
die Dekra-Experten überrascht: Mit Eucozym sind die Emissionswerte abgesehen vom geringfügig höheren NOx tatsächlich etwas besser.
Kraftstoffverbrauch
Weniger Spritkonsum spart bares Geld.
Aus den Ergebnissen der Emissionsmessungen lässt sich mit Hilfe
mathematischer Formeln exakt der Kraftstoffverbrauch des Motorrads während des absolvierten Euro-3-Zyklus berechnen, der aus einem
knapp 20-minütigen innerstädtischen Anteil und einem rund sechs-
minütigen Überland-Anteil besteht. Die ermittelten Verbrauchswerte für den Überland-Anteil sind ohne und mit Zusatz völlig identisch. Bei den innerstädtischen Verbrauchswerten offenbarte das Rechenprogramm
hingegen eine kleine Benzinersparnis zugunsten des mit Eucozym
getesteten Fahrzeugs. Ein Umstand, den die Dekra-Experten mit Staunen zur Kenntnis nahmen, auch wenn die Differenz relativ gering ausfällt. Beim Gesamtverbrauch wird der Unterschied noch etwas kleiner, da
dabei ja der unveränderte Verbrauch über Land mit einfließt.
Für den etwas geringeren innerstädtischen Verbrauch könnte laut den
Experten das geringfügig bessere Kaltstartverhalten mit Enzymzugabe verantwortlich zeichnen. Möglicherweise verbrennt der Motor den
behandelten Sprit einen Tick besser, was die Verbrennungstemperatur
minimal erhöht. Das wiederum würde auch die leicht erhöhten NOx-Werte beim Abgasverhalten erklären. Ob es sich aber
tatsächlich so verhält, konnten die Dekra-Ingenieure auf die Schnelle nicht klären.
Motor-Leistung
Davon kann man nie genug haben.
Ein Benzinzusatz, der für eine höhere Motorleistung sorgt? Hört sich ein klein wenig nach Miraculix Zaubertrank aus den Asterix-Comics an, der demjenigen, der ihn zu sich nimmt, übernatürliche Kräfte verleiht. Wenns denn zutreffen würde, hätte der zertifizierte Rollenprüfstand des Dekra Technology Centers der Honda die Mehrleistung bescheinigt. Doch die ermittelten Leistungs- und Drehmomentkurven mit und ohne Eucozym-Zugabe sind quasi deckungsgleich. Die Kurven wurden den Richt-
linien entsprechend nach EWG 80/1269 korrigiert und sind somit jederzeit reproduzierbar.
Die extrem geringen Unterschiede bei der Maximalleistung und beim maximalen Drehmoment liegen weit innerhalb der Messtoleranz und sind somit vernachlässigbar. Optimisten dürfen sich dennoch über das Ergebnis freuen, denn immerhin führt der Benzinzusatz nicht zu einem Leistungsverlust.
Man denke nur an zahlreiche Nachrüstauspuffanlagen, deren Hersteller ebenfalls oft einige PS mehr versprechen, bevor der MOTORRAD-Prüfstand das Gegenteil nachweist.