Auspufftest BMW K 1200 S
Anlagenberatung

In Sachen Spitzenleistung besteht beim Original-Schalldämpfer der BMW K 1200 S wenig Optimierungsbedarf. In anderen Punkten dagegen schon. Sieben Endtöpfe im Test.

Anlagenberatung
Foto: Hertneck

Besitzer des stärksten Motorrad-Modells aus dem BMW-Fuhrpark, der K 1200 S, können zweifellos auf Anhieb etliche Gründe nennen, weshalb sie den Original-Dämpfer gern gegen ein Zubehörmodell tauschen möchten. Als da wären: viel zu klobig, viel zu schwer und – spätestens dann, wenn nach einem Sturz zwingend Ersatz fällig wird – viel zu teuer. Wer mag schon gern über 1000 Euro für einen Schalldämpfer abdrücken? Der Zubehörmarkt hält sich diesbezüglich deutlich zurück: Ersatzdämpfer mit EG-Betriebserlaubnis (EG-BE) gibt es bereits ab knapp über 400 Euro und selbst Edeltöpfe mit Titan-Mantel schon für unter 600 Euro. Das zumindest spiegelt das Testfeld wider, das neben dem Originaltopf fünf Zubehör-Anlagen mit Katalysator und stellvertretend auch noch zwei ohne Katalysator umfasst.
Besonders positiv: Die leichtesten Zubehördämpfer wiegen gerade mal ein Drittel des Serienmodells, und selbst die schwereren Vertreter bringen nur etwa die Hälfte des Originaldämpfers auf die Waage. Während der Kaufpreis in der MOTORRAD-Punktewertung keine Rolle spielt – jeder muss selbst entscheiden, wie viel Geld er für eine Neuanschaffung ausgeben will – sind immerhin 15 von insgesamt 100 Punkten für das Kriterium Gewicht zu vergeben. Soviel vorab: BMW geht dabei leer aus, denn 7250 Gramm sind einfach zu viel.
Die weiteren Punkte verteilt MOTORRAD wie folgt. Verarbeitungsqualität (10 Punkte): Wie ist das Oberflächen-Finish, wie sauber sind die Schweißnähte ausgeführt, finden sich scharfe Grate und Kanten?
Passform/Montage (15 Punkte): Wie aufwendig ist der Anbau? Passen alle Teile zusammen? Abzüge gibt es für die bei einigen Herstellern noch immer gern genommenen, teilweise scharfkantigen Halteschellen aus billigem Blech, deren labbrigen Gummiunterlagen immer wieder Probleme bei der Montage bereiten. Vorbildlich in diesem Punkt: die vorgeformte Karbonschelle des Akrapovic-Dämpfers.
Spitzenleistung (30 Punkte): Die K 1200 S steht serienmäßig mit gemessenen 168,8 PS gut im Futter, wofür die MOTORRAD-Tester ihr 27 von maximal 30 möglichen Punkte geben – so bleibt noch etwas Luft für möglicherweise noch potentere Anlagen. Alle anderen Testkandidaten werden entsprechend ihrer Leistung im Vergleich zur Serien-Referenz einsortiert. Bis auf den Topf von SR-Racing gelingt es keinem Kandidaten, die Vorgaben zu erreichen oder gar zu übertreffen.
Leistungsentfaltung (30 Punkte): Was nutzt die ganze Motorkraft, wenn sie sich ungleichmäßig entfaltet oder nur in einem klitzekleinen Drehzahlbereich zur Verfügung steht. Die MOTORRAD-Testabteilung hat sich deshalb besonders intensiv die Leistungs- und Drehmomentverläufe aller Testteilnehmer zur Brust genommen und bewertet. Während beispielsweise GPR im Vergleich zur Serie deutliche Einbußen verzeichnet, schafft SR-Racing erneut als einziger, die Originalanlage zu toppen.
Nicht bewertet, sondern lediglich überprüft wurden die Stand- und Fahrgeräuschwerte sowie das Abgasverhalten (siehe Kasten auf Seite 68/69). Aufgrund der zu hohen Fahrgeräuschwerte aller Kandidaten (auch des Originaltopfs) erhält kein Produkt ein abschließendes MOTORRAD-Urteil. Wie sich Besitzer zu lauter Nachrüstanlagen am besten verhalten und wie es dazu kommen kann, steht in den Interviews rechts und auf Seite 71.

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BMW K 1200 S Originalschalldämpfer mit Kat

Anbieter: BMW Motorrad, Telefon 0180/5001972, www.bmw-motorrad.de; Mantel: Edelstahl; Preis: 1045,83 Euro; Varianten: keine

Plus
Referenz in Sachen Leistung und Drehmoment; Standgeräusch knapp unter eingetragenem Wert; sehr gutes Abgasverhalten; perfekte Passform, einfachste Montage; sehr gut verarbeitet

Minus
Fahrgeräuschwert knapp überschritten; extrem schwer; sehr voluminös; extrem teuer

Fazit
Der Originaltopf ist im Vergleich zu den Zubehördämpfern ein wahres Monstrum – extrem klobig und sehr schwer. Etwas verwunderlich die Schwierigkeiten bei der Fahrgeräuschmessung: Ein fast noch fabrikneues Serienmotorrad sollte nicht so laut sein. Dafür glänzt die passgenaue Originalanlage mit exzellenten Abgaswerten.

Akrapovic SP Series mit Kat

Anbieter: JAMparts, Telefon 07150/970565, www.akrapovic.de; Mantel: Titan; Preis: 629 Euro; Variante: Titan-Dämpfer ohne Kat 530 Euro

Plus
Leistungs- und Drehmomentverlauf bis 10000/min nahezu deckungsgleich mit Serie; Standgeräusch innerhalb Toleranzwert; gutes Abgasverhalten; sehr geringes Gewicht; deutlich schlanker als Serie; perfekte Passform, einfachste Montage auch dank vorgeformter Karbonschelle; hervorragend verarbeitet

Minus
Etwas geringere Maximalleistung; Fahrgeräuschwert deutlich überschritten; Montage des Original-Hitzeschutzblechs am Zwischenrohr nicht möglich

Fazit
Auch wenn drei PS gegenüber der Serie fehlen, überzeugt die edle Akrapovic mit sehr hochwertiger Verarbeitung, geringem Gewicht und perfekter Montage. Allerdings ist die Anlage im Fahrgeräusch deutlich zu laut.

GPR Grand Prix Evolution mit Kat

Anbieter: Polo Expressversand, Telefon 0211/9796699, www.polo-motorrad.de; Mantel: Titan; Preis: 597 Euro; Varianten: keine

Plus
Gutes Abgasverhalten; extrem geringes Gewicht; sehr schlank; gute Passform

Minus
Geringer Leistungs- und Drehmomentverlust gegenüber Serie; Toleranzwert für Standgeräusch überschritten; extrem lauter Fahrgeräuschwert; einfache Blechschelle mit zu kurzem Gummischutz; Schweißknubbel an Federhaken

Fazit
Der in Sachen Schadstoffe ordentliche GPR-Topf hebt sich durch das geringste Gewicht und die ungewöhnlich kleine Bauform von der Konkurrenz ab, leider aber auch durch die völlig unzulässig hohen Geräuschwerte. Dass »laut« nicht gleich »stark« bedeutet, zeigt das Leistungsdiagramm deutlich.

Laser HotCam mit Kat

Anbieter: SO Products, Telefon 05924/78360, www.so-products.com; Mantel: Titan; Preis: 689 Euro; Variante: Titan ohne Kat 569 Euro

Plus
Leistungsverlauf bis 10000/min nahezu deckungsgleich mit Serie; Standgeräusch innerhalb Toleranzwert; deutlich leichter und weniger voluminös als Serie; ordentliche Passform; saubere Schweißnähte

Minus
Etwas geringere Maximalleistung; im unteren Drehzahlbereich geringer Drehmomentverlust gegenüber Serie; Fahrgeräuschwert deutlich überschritten; trotz Kat CO-Wert von 0,3 Volumen-Prozent nicht erreicht; scharfkantige, einfache Blechschelle; Montage des Original-Hitzeschutzblechs am Zwischenrohr nicht möglich


Fazit
Die ungewöhnliche triovale Form erschwert die Montage der extrem breit geratenen Halteschelle, die den ansonsten guten Eindruck der sauber verarbeiteten Laser-Anlage stört. Die geringen Leistungsverluste gegenüber der Serie sind in der Praxis unerheblich.

LeoVince SBK Evo2 Oval mit Kat

Anbieter: MCA Service, Telefon 05139/894906, www.leovince.de; Mantel: Aluminium; Preis: 428 Euro; Varianten: Karbon 528 Euro, Titan 548 Euro

Plus
Standgeräusch innerhalb Toleranzwert; deutlich leichter und weniger voluminös als Serie; gute Passform und Montage; sehr gut verarbeitet, saubere Schweißnähte

Minus
Etwas schlechterer Leistungs- und Drehmomentverlauf als Serie; Fahrgeräuschwert deutlich überschritten; trotz Kat CO-Wert von 0,3 Volumen-Prozent nicht erreicht; einfache Blechschelle; Montage des Original-Hitzeschutzblechs am Zwischenrohr nicht möglich

Fazit
Die preisgünstigste Anlage im Test glänzt mit toller Verarbeitung, einfacher Montage und geringem Gewicht. Dafür liegt sie in den Punkten Leistung, Geräusch und Schadstoffwerte teilweise deutlich hinter dem Seriendämpfer.

SR-Racing Nachrüstdämpfer mit Kat

Anbieter: SR-Racing, Telefon 08252/905540, www.sr-racing.de; Mantel: Edelstahl; Preis: 559,86 Euro; Varianten: Titan 612,85 Euro

Plus
Sowohl im Leistungs- als auch im Drehmomentverhalten noch kräftiger als die Serienanlage; Standgeräusch innerhalb Toleranzwert; deutlich leichter und weniger voluminös als Serie; sehr gute Verarbeitung und Passform, einfache Montage; saubere Schweißnähte

Minus
Fahrgeräuschwert deutlich überschritten; Testanlage hatte lediglich einen Euro-2-Kat, der den CO-Wert von 0,3 Volumen-Prozent knapp verfehlte; einfache Blechschelle; Montage des Original-Hitzeschutzblechs am Zwischenrohr nicht möglich

Fazit
Der blitzsauber verarbeitete SR-Topf übertrifft als einziger Kandidat die Leistungs- und Drehmomentwerte der Serienanlage, allerdings ist auch er zu laut. Demnächst steht ein Euro-3-Kat zur Verfügung, der mit dem Einhalten des CO-Grenzwerts kein Problem mehr haben dürfte.

Arrow Race Tech ohne Kat

Anbieter: Alpha Technik, Telefon 08036/300720, www.alphatechnik.de; Mantel: Aluminium; Preis: 453 Euro; Variante: Titan 583 Euro

Plus
Leistungsverlauf weitgehend identisch mit Serie, im mittleren Drehzahlbereich etwas höheres Drehmoment; deutlich leichter und weniger voluminös als Serie; sehr gute Verarbeitung und Passform, einfache Montage; saubere Schweißnähte am Dämpfer; sehr gut verarbeitet

Minus
Im unteren Drehzahlbereich geringeres Drehmoment als Serie; kein Kat, CO-Wert von 0,3 Volumen-Prozent bei weitem nicht erreicht; einfache Blechschelle mit zu kurzem Gummi; teilweise unschöne Schweißnähte am Zwischenrohr; Montage des Original-Hitzeschutzblechs am Zwischenrohr nicht möglich

Fazit
Das etwas lieblos geschweißte Zwischenrohr passt nicht so recht zum ansonsten hochwertig verarbeiteten Dämpfer, der sogar mit einer gedrehten Anschlussmuffe aufwartet. Dem ordentlichen Leistungsverhalten stehen die zu hohen Geräuschwerte und die mangels Kat hohen Schadstoffwerte gegenüber.

Mivv Slip-On Oval

Anbieter: Euromoto, Telefon 02938/97220, www.euromoto-gmbh.de; Mantel: Titan; Preis: 449,95 Euro; Variante: Karbon 419,95 Euro

Plus
Standgeräusch innerhalb Toleranzwert; deutlich geringeres Gewicht und wesentlich schlanker als Serie; gute Passform und Montage; sauber verarbeitet

Minus
Geringer Leistungs- und Drehmomentverlust gegenüber Serie; Fahrgeräuschwert deutlich überschritten; kein Kat, CO-Wert von 0,3 Volumen-Prozent bei weitem nicht erreicht; einfache, billig wirkende Blechschelle

Fazit
Für einen Titandämpfer erstaunlich günstige Anlage mit sauberer Verarbeitung, geringem Gewicht und guter Passform. Hohe Schadstoffwerte mangels Kat und zu hohe Fahrgeräuschwerte sowie geringfügiger Leistungsverlust gegenüber der Serie sind die Hauptkritikpunkte.

Geräusch- und Abgasmessungen

Die Experten des Dekra-Technologie-Center in Klettwitz, nur einen Steinwurf vom Lausitzring entfernt, führten im Beisein von MOTORRAD die Stand- und Fahrgeräuschmessungen sowie die Abgasuntersuchungen nach Vorgaben der AUK durch.
Standgeräuschmessung: Das Mikrophon wird in Höhe der Auspuffmündung im Winkel von 45 Grad zur Fahrzeuglängsachse und im Abstand von 0,5 Metern positioniert. Gemessen wird die Lautstärke bei halber Nenndrehzahl – bei der K 1200 S, die ihre Maximalleistung bei 10250/min entwickelt, somit bei 5125/min. Als Ergebnis zählt der höchste von drei Messwerten, gerundet auf volle dB (A). Der in den Papieren eingetragene Wert beträgt 94 dB (A). Als Toleranzgrenze für Überprüfungen in Verkehrskontrollen durch die Polizei sind bis zu 5 dB (A) mehr zulässig. Allerdings können die Ordnungshüter bei berechtigten Zweifeln bezüglich der Legalität der angebauten Auspuffanlage bereits bei geringeren Überschreitungen das Motorrad zu einer offiziell gültigen Fahrgeräuschmessung auf einem dafür geeigneten Gelände vorladen – die Standgeräuschmessung am Straßenrand gilt vor dem Gesetz nicht als maßgebend.
Fahrgeräuschmessung: Als Messstrecke dient eine große Fläche mit Normasphalt, die im Umkreis von 50 Metern keine schallreflektierenden Gegenstände aufweisen darf. Das Motorrad fährt im zweiten und dritten Gang mit exakt 50 km/h (+/- ein km/h Toleranz) an die Messstrecke (siehe Abbildung) heran. Der Fahrer zieht am Anfang der Strecke das Gas voll auf und beschleunigt bis zum Ende der Strecke durch. In jedem Gang werden zwei Vorbeifahrten von rechts und zwei von links aufgezeichnet. Die insgesamt acht Messwerte werden gerundet und dann ein dB (A) Toleranz abgezogen. Der Mittelwert daraus ergibt den alles entscheidenden Fahrgeräuschwert, der bei Nachprüfungen höchstens ein dB über dem momentan gültigen Grenzwert von 80 dB (A) liegen darf.
Abgasuntersuchung: Bei der AUK wird über eine in den Endtopf eingeführte Sonde oder einen Auffangtrichter der CO-Gehalt in Volumen-Prozent bestimmt. Im Fall der BMW darf dieser laut Hersteller den Wert 0,3 bei erhöhter Leerlaufdrehzahl (2250/min +/- 250/min) nicht überschreiten. Der Originaltopf schafft diesen Wert dank riesigen Katalysators locker. Auch die Nachrüstanlagen von Akrapovic und GPR unterschreiten den Grenzwert. Alle andern Test-Dämpfer – vor allem die ohne Kat – stoßen mehr als 0,3 Volumen-Prozent CO aus. Was nicht heißen muss, dass die Dämpfer bei einer AUK durchfallen. Der Fahrzeughersteller hat nämlich die Möglichkeit, die zulässigen Grenzwerte, nach denen die Prüfstellen bei der AUK bewerten, in gewissen Grenzen höher zu setzen. In der Regel gilt jedoch für Euro-3-Fahrzeuge mit serienmäßigem Kat als Grenzwert 0,3 Volumen-Prozent CO bei erhöhter Leerlaufdrehzahl und für ältere Motorräder, die nach Euro 2 zugelassen wurden und keinen Kat besitzen, 4,5 Volumen-Prozent CO bei Leerlaufdrehzahl. Allerdings gibt es noch jede Menge Ausnahme- und Sonderregelungen. Diese alle aufzuführen, würde den Platz sprengen, deshalb der Tipp: Wer näheres zu den bei der AUK verbindlichen Abgaswerten wissen möchte, sollte sich an den Fahrzeug- und an den Auspuffhersteller wenden.

Fazit

Das sonst übliche MOTORRAD-Urteil bleibt diesmal aus, da sämtliche Dämpfer – auch der Serientopf – bei den Fahrgeräuschmessungen den zulässigen Grenzwert (zum Teil) deutlich überschreiten. Eine vertane Chance für die Nachrüster, die bis auf die beiden Anlagen von Arrow und Mivv mehr Punkte sammeln als das BMW-Original. Besonders interessant, dass – abgesehen vom GPR-Topf – alle Anlagen mit Kat auf dem Rollenprüfstand besser abschneiden als die Kat-losen Anlagen von Arrow und Mivv. Der Irrglaube Kat = Leistungseinbuße wäre damit eindrucksvoll widerlegt. Besonders erwähnenswert: Der Topf von SR-Racing übertrifft in puncto Spitzenleistung und Leistungsentfaltung sogar das Original, das im Vergleich mit den Zubehörkandidaten extrem klobig und schwer ausfällt. Und ganz nebenbei als Ersatz extrem viel teurer ist.

Interview mit Dipl.-Ing. Tassilo Sagawe (Dekra Technologie Center)

Dipl.-Ing. Tassilo Sagawe, Fachspezialist für Fahrgeräuschmessungen am Dekra Technologie Center in Klettwitz

Wie erklären Sie es sich, dass viele Nachrüstdämpfer trotz EG-BE bei Nachmessungen lauter sind als zulässig?
Aus unserer Sicht gibt es dafür keine Erklärung. Die Austauschschalldämpfer müssen bei der Homologationsprüfung die entsprechenden Grenzwerte ausnahmslos erfüllen. Einige Hersteller nutzen allerdings etwas lautere Schalldämpfer als Marketing-Maßnahme.

Wer darf alles Nachrüstanlagen für den Straßenverkehr homologieren?
Die zuständige Genehmigungsbehörde in einem Mitgliedsstaat der EU erteilt die Genehmigung. Die erforderlichen Prüfungen werden bei einem durch diese Behörde akkreditierten Technischen Dienst durchgeführt. Der Schalldämpferhersteller hat innerhalb der EU die freie Wahl für beide Institutionen.

Gelten in anderen EG-Ländern andere Geräuschgrenzwerte?
Die Richtlinie 97/24/EG, in der die Geräuschgrenzwerte für Krafträder und die dazugehörigen Austauschschalldämpfer festgelegt sind, ist in allen EG-Staaten gleichermaßen anzuwenden.

Wie wirken sich die Randbedingungen bei den Messungen, also Temperatur, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit auf die Geräuschwerte aus?
Die angeführten Parameter wirken sich auf die Motorleistung aus und beeinflussen somit indirekt die Geräuschwerte. Da es sich jedoch bei den durchgeführten Messungen im Rahmen des Auspufftests um Vergleichsprüfungen zum Serienschalldämpfer handelt und diese aufeinanderfolgend unter meteorologisch annähernd gleichen Bedingungen durchgeführt wurden, können die Einflüsse im Rahmen der zulässigen Messtoleranz vernachlässigt werden.

Werden die Auspuffhersteller und deren Produkte regelmäßig nachkontrolliert?
Im Kapitel 9 Anhang V der Richtlinie 97/24/EG sind die Vorschriften für die Übereinstimmung der Produktion angeführt. Diese sehen vor, dass der Hersteller durch geeignete Prüfungen in ihm überlassenen Zeitintervallen seine Produktion dahingehend selbst überprüft. Dies geschieht unter Aufsicht der Genehmigungsbehörde.

Bei den Testanlagen für die BMW K 1200 S waren einige Kandidaten dabei, deren Zwischenrohre keine Kennzeichnung aufweisen. Ist das zulässig?
Sofern es sich nur um ein Zwischenrohr ohne geräusch- und abgasbeeinflussende Einrichtungen handelt, ist eine Kennzeichnung nicht erforderlich.

Welche Abgaswerte gelten für »Kat-lose« Nachrüstdämpfer? Und wo können Kunden überhaupt in Erfahrung bringen, welche Abgaswerte für ihr mit Nachrüstdämpfer ausgestattetes Motorrad gelten?
Sehr selten werden von Motorradherstellern auch Angaben zur AUK beziehungsweise CO-Grenzwerten für Austauschschalldämpfer gemacht. Ansonsten gelten für die Fahrzeuge ohne beziehungsweise mit U-Kat die gesetzlichen Grenzwerte und Messverfahren, das heißt CO-Messung im Leerlauf bei einem Grenzwert von 4,5 Volumen-Prozent.

Interview mit Rechtsanwalt Ralph Andreß

Zwei brandaktuelle Fragen an den Rechtsanwalt und Verkehrsrecht-Experten Ralph Andreß, www.kanzleihga.de

Wie können sich Käufer von Nachrüstauspuffanlagen mit EG-BE verhalten, wenn sich bei einer Fahrgeräuschmessung durch die Polizei herausstellt, dass die Anlage unzulässig laut ist, obwohl definitiv nicht daran manipuliert wurde?
Bei der Polizeikontrolle selbst rate ich jedem dazu, sich sehr höflich zu verhalten. Auf die EG-Betriebserlaubnis und die neue Rechtslage muss hingewiesen werden. Und natürlich darauf, dass an der Auspuffanlage nichts verändert wurde. Der Polizeibeamte sollte gebeten werden, den Zustand des Dämpfers und den Schallpegel zu dokumentieren. Unbedingt darauf achten, dass diese Punkte ALLE im Protokoll aufgeführt sind.
Gegenüber dem Verkäufer der Auspuffanlage bestehen Ansprüche aus Sachmängelhaftung.
Eine Auspuffanlage mit einer EG-Betriebserlaubnis muss die geltenden Geräuschbestimmungen einhalten. Der Käufer kann nach seiner Wahl verlangen, dass er entweder eine Auspuffanlage erhält, welche die Grenzwerte einhält oder die Anlage wandeln, das heißt: sein Geld zurückverlangen.

Was sieht das aktuelle Verkehrsrecht für ein Strafmaß vor, wenn man mit einer illegalen Auspuffanlage (ohne EG-BE oder früher üblicher ABE) in eine Kontrolle gerät? Es kursieren Gerüchte, dass nur noch ein Verwarnungsgeld um die 25 Euro erhoben wird und es keine Punkte mehr dafür gibt.
Die Höhe des Bußgeldes ist in der Bußgeldkatalogverordnung geregelt. Dort stehen aber nur » Regelsätze, die von fahrlässiger Begehung und gewöhnlichen Tatumständen ausgehen.«, § 1 Abs. 2 BKatV. Wer den Auspuff ausräumt, handelt vorsätzlich, mit der Folge, dass das Bußgeld deutlich erhöht werden kann.
Bei einer tatsächlich illegalen Auspuffanlage, also ohne Eintrag, ABE oder EG-Betriebserlaubnis, ist die Betriebserlaubnis erloschen. Hier ist nach wie vor mit einem Bußgeld ab 50 Euro und Punkten zu rechnen. Zwar soll auch in diesen Fällen vereinzelt nur ein Bußgeld von 25 Euro, ohne Punkte, verhängt worden sein. Darauf kann man sich aber nicht berufen, es gibt keine »Gleichheit im Unrecht«. Auch bei Gericht stehen die Chancen schlecht: Über dem Amtsrichter »kommt nur noch der blaue Himmel«, ein Rechtsmittel gegen sein Urteil ist in der Regel nicht gegeben. Ist der Auspuff zu laut, weil er »defekt« ist, ist mit einem Bußgeld von 20 Euro, ohne Punkte, zu rechnen, Bußgeldkatalog Nr. 219. Aber nur, wenn der Fahrer das auch erkennen konnte. Andernfalls liegt keine Ordnungswidrigkeit vor. Ob zu laute Auspuffanlagen mit Betriebserlaubnis oder Bauartgenehmigung hierunter fallen, bleibt abzuwarten. Da die neue Rechtslage erst seit 1. März 2007 gilt, gibt es noch keine Rechtsprechung, wie generell zu verfahren ist.

Die aktuelle Ausgabe
MOTORRAD 20 / 2023

Erscheinungsdatum 15.09.2023