Neue Strecken haben einen entscheidenden Nachteil: Man muss an jeder Ecke auf die Karte schauen. Mit Hilfe von Satellitennavigation und entsprechender Software kann man sich die Orientierung erleichtern. Ein Überblick.
Neue Strecken haben einen entscheidenden Nachteil: Man muss an jeder Ecke auf die Karte schauen. Mit Hilfe von Satellitennavigation und entsprechender Software kann man sich die Orientierung erleichtern. Ein Überblick.
Nach neun Jahren im Schwäbischen fällt mir die Orientierung im Ländle noch immer schwer. Zu viele Kurven und Abzweige für ein Nordlicht. Von den Ortsnamen ganz zu schweigen – zwischen Bempflingen, Owen und Erkenbrechtsweiler werde ich mich nie zurecht finden. Nur gut, dass es Kollegen gibt, die sich auskennen. Zum Beispiel Uli Holzwarth vom Service-Ressort, der mir neulich seine verzweigte Hausstrecke von Stuttgart hinunter zum Bodensee zeigte. Wäre er mir davon gefahren – ich hätte nach 1435 Richtungswechseln nie und nimmer nach Hause zurückgefunden. Und die Tour allein nachfahren? Undenkbar. Spätestens an der dritten Kreuzung wäre ich ins Nirgendwo abgeschmiert. Garantiert.
Natürlich hätte ich mir den Streckenverlauf nach guter alter Sitte auf einer Karte einzeichnen können. Doch im Jahr 2002 heißt das Zauberwort Satellitennavigation, kurz: GPS (Global Positioning System). Nichts wirklich Neues, werden Eingefleischte anmerken. Stimmt. Aber mittlererweile macht GPS auch im Alltag Sinn: Was einem bis vor Kurzem bei Wüstenexpeditionen, Antarktisdurchquerungen oder auf hoher See die Orientierung ermöglichte, führt einen heute in jede x-beliebige Straße, zum nächsten McDonalds oder von den Alpen nach Andalusien. Im Prinzip findet sich ein entsprechendes Gerät – vereinfacht ausgedrückt – auf der ganzen Welt zurecht. Und somit auch auf Ulis Hausstrecke.
Wie das funktioniert? Eigentlich ganz simple. Ein GPS-Empfänger – nahezu alle gängigen Geräte kommen aus dem Hause Garmin – steht unter freiem Himmel mit bis zu zwölf Satelliten in Verbindung; vier davon genügen, damit das Gerät neben unzähligen weiteren Funktionen seine bis auf etwa 15 Meter genaue Position (gemessen und dargestellt in Längen- und Breitengrad) sowie die jedes anderen Ortes ermitteln kann. Programmiert man nun ein GPS-Gerät mit den Koordinaten des Ziels, wird man zum besagten Ort oder eben entlang der gewünschten Route geführt. Dieses geschieht bei einfacheren Geräten durch einen Richtungspfeil; komfortablere (und teurere) GPS-Empfänger verfügen zusätzlich über eine Karte im Display, eine so genannte »Basemap«, auf der die zu fahrende Strecke optisch hervorgehoben ist. Diese »Basemap« – oder Basiskarte – umfasst bereits das Straßennetz von Europa (Autobahnen, Bundes- und Landstraßen, Städte, Grenzen, Flüsse). Ein weiterer Vorteil: Man ist immer über seinen aktuellen Standort informiert.
Mit Hilfe der Garmin-eigenen Landkarten-CD-Roms (MapSource) lässt sich diese Basiskarte nahezu beliebig erweitern, so dass beispielsweise auch Nebenstrecken dargestellt werden und man in Städten bis in die gesuchte Straße geführt oder bei Bedarf mit Informationen über Hotels, Restaurants et cetera versorgt wird (siehe Kasten »Software«). Grenzen setzen nur die jeweiligen, teilweise geringen Speicherkapazitäten der GPS-Geräte (siehe Geräteübersicht). Wer weitere MapSource-Kartendaten laden möchte, sollte sich über sein Zielgebiet im Klaren sein und wissen, dass man nur wenige genaue Kartenausschnitte übernehmen und speichern kann. Eine gute Karte gehört also weiterhin ins Gepäck. Schon deshalb, weil auf den MapSource-Karten am PC-BiIdschirm und auf der Basemap im Display des GPS-Empfängers Höhenlinien fehlen oder kurvige Strecken nur angedeutet sind.
Ein GPS-Gerät kennt freilich nicht automatisch das gesuchte Ziel, sondern muss – wie bereits erwähnt – programmiert werden. Man kann bei allen Geräten, die über eine Basemap-Kartendarstellung verfügen, einen gesuchten Ort über die Tastatur direkt in einen GPS-Empfänger eingeben und sich so dorthin führen lassen. Zwei Geräte – das Garmin GPS V sowie der Garmin Streetpilot III – verfügen zusätzlich über eine »Autorouting-Funktion« (siehe Geräteübersicht). Eine weitere Möglichkeit: Die Eingabe der Koordinaten von Längen- und Breitengrad des Zieles.
Richtig Sinn und vor allem Spaß macht diese ganze Technik aber erst mit der entsprechenden Software und mit ein wenig Vorarbeit am heimischen Computer: Stichwort Routenplanung. Auf einer Karte am Bildschirm wird die gewünschte Strecke mit der Maus abgefahren. Jeder Abzweig oder jede Straßenkreuzung wird dann mit einem Mausklick markiert und automatisch als so genannter »Waypoint« gespeichert. Die Summe der Waypoints wird nun zu einer Route zusammengefasst und schließlich in den GPS-Empfänger überspielt, der dann nur noch am Lenker montiert und aktiviert werden muss. Fertig. Zumindest in der Theorie.
In der Praxis ist man neben einem leistungsstarken Windows-Rechner (kein Apple-McIntosh) auf die entsprechende Software angewiesen. Je nach Anspruch oder Zweck kommen »QV« (Touratech), »Softtraxx« (gps24) oder »Fugawi« in Frage. Weiter benötigt man für die Erstellung einer Route eine Landkarte, die entweder in bereits digitalisierter Form von einer CD-Rom in den PC geladen oder bei QV und Fugawi als herkömmliches Kartenblatt, das über ein Koordinatenkreuz verfügt, eingescannt werden kann. Mit allen genannten Programmen lassen sich beispielsweise auch die mit Hilfe des MOTORRAD-Tourenplaners ausgearbeiteten Routen sowie jeder der darin enthaltenen fixen Tourenvorschläge übernehmen und dann in ein für das GPS-Gerät lesbares Format umwandeln. Wem diese Regionen genügen, kommt ohne weitere digitalisierte Karten aus.
Nach einer Tour lässt sich die gefahrene Strecke zu Hause analysieren und archivieren. Verbindet man den GPS-Empfänger wieder mit dem PC, können mit Hilfe der Programme beispielsweise Höhenprofile erstellt werden oder man kann neben vielen weiteren Tourdaten beispielsweise ablesen, wie schnell man auf den einzelnen Etappen unterwegs war. Das Erlernen der Programme mit ihren vielseitigen Möglichkeiten erfordert allerdings ein wenig Geduld. Besonders GPS-Anfänger brauchen Zeit, um hinter die Systematik der Satellitennavigation zu kommen. Ist der Groschen aber erst einmal gefallen, erscheint die Programmierung und Benutzung einfach und verständlich.
Trotz aller Technik – ohne Karte und ohne genügend Batterien, falls der Empfänger nicht ans Bordnetz angeschlossen ist, sollte man nicht in völlig unbekanntes Terrain aufbrechen. Ist der Signalempfang im dichten Wald nur sehr schwach oder hat man bei der Planung am Bildschirm bei mehreren dicht beieinander liegenden Abzweigen einen Waypoint zu ungenau gesetzt, kann man sich genauso verfahren wie eh und je.
Ach ja, am letzten Wochenende bin ich tatsächlich die Hausstrecke des Kollegen Uli Holzwarth gefahren. Allein und ohne Karte – aber Satelliten-unterstützt. 250 Kilometer auf kleinsten Wegen von Stuttgart hinunter zum Bodensee – ein Terrain, in dem ich normalerweise an nahezu jedem Abzweig hätte halten und auf Karte und Schilder schauen müssen. Diesmal genügte nur ein schneller Blick auf den Richtungspfeil sowie auf den ständig angepassten Kartenausschnitt im Display des GPS-Empfängers, um den richtigen Weg einzuschlagen. Alles ohne Suchen und Fragen. Ehrlich. Nach neun Jahren in Süddeutschland eine völlig neue Erfahrung.
Die Auswahl an GPS-Empfängern ist groß, und die gängigsten Geräte kommen aus dem Hause Garmin, wo man für nahezu jeden Zweck den passen Empfänger bereit hält. Die Grundfunktionen sind neben unzähligen weiteren Optionen wie Geschwindigkeits- oder Höhenmessung bei allen Geräten gleich: Positionsbestimmung und Navigation. Weitere Ausstattung und Leistung variieren je nach Preis.Garmin emapFlaches und sehr handliches Gerät, großes Display, integrierte Basiswelt- und Europakarte, Speicherplatz für 50 Routen mit je 50 Wegpunkten, auswechselbare Chips mit bis zu 124 MB-Speicherkapazität (ab 71 Euro) für weitere MapSource-Kartendaten, Anschluss für externe Stromversorgung, leider nicht wasserdicht und empfindlich gegenüber Vibrationen. Preis: 380 Euro.Garmin GPS 76Gerade noch handliches, neues Gerät, großes Display, wasserdicht, schwimmfähig, Europa-Basemap, integrierte weltweite Städtedatenbank (über 200000 Einwohner) mit Navigationshilfe sowie nautische Angaben, acht MB zusätzlicher Speicher für weitere MapSource-Kartenaten, Speicherplatz für 50 Routen mit je 49 Wegpunkten, Reisecomputer, Anschluss für externe Stromversorgung, Seefahrer-geeignet. Preis: 415 Euro.Garmin etrex Vista/Legend/VentureKleinste und leichteste, wasserdichte Geräte-Reihe mit aufladbarem Datenspeicher, Vista und Legend verfügen über die Basemap-Kartendarstellung; Adapter für externe Stromversorgung gegen Aufpreis; sehr gut geeignet für Fahrrad- und Trekkingtouren. Preise: Legend 299 Euro; Venture 319 Euro; Vista 419 Euro.Garmin GPSmap176Sehr großes, hochauflösendes und gut lesbares Display, wasserdicht, auswechselbare Chips mit bis zu 128 MB Speicherkapazität für weitere MapSource-Kartendaten, sehr großer Trackspeicher, um auch längere Touren abzuspeichern (3000 Wegpunkte), Anschluss für externe Stromversorgung, Reisecomputer. Sehr gut auch für die Nutzung im Pkw. Preis: 809 Euro.Garmin GPS VSehr handliches, hochwertiges und wasserdichtes Gerät, Basiskarte von Europa, Afrika und dem Mittleren Osten, Autorouting-Funktion (Ziel kann direkt aus der Basiskarte oder aus dem Menü gewählt werden, selbständige Routenberechnung, schnellster oder kürzester Weg, ausführliche Abbiegehinweise mit Pfeil und Text), 19 MB-Speicher für weitere MapSource-Kartendaten, Anschluss für externe Stromversorgung, Speicher für 20 Routen mit je 50 Wegpunkten, reichhaltiger Lieferumfang (Autohalterung, MapSource-CD, Kabel). Preis: 889 Euro.Garmin StreetPilot IIIGrößeres, sehr hochwertiges Gerät, farbiges, bei direkter Sonneneinstrahlung aber schwer ablesbares Display, wasserdicht, Basiskarte wie GPS V, Autorouting-Funktion (siehe GPS V), auswechselbare Chips mit bis zu 128 MB für weitere MapSource-Kartendaten, Sprachausgabe (gut geeignet für Pkw-Einsatz), reichhaltiger Lieferumfang (siehe GPS V). Preis: 1599 Euro.
Wer am PC eine Route planen möchte, ist auf die richtigen Programme und entsprechenden Karten angewiesen. Auch hier führen verschiedene Wege zum Ziel.
MOTORRAD-TOURENPLANER 2002/03Die aktuelle Version des MOTORRAD-Tourenplaners bietet nun 333 Tourenvorschläge sowie Infos zu 270 Alpenpässen, 650 Motorradtreffs, 2222 Hotels und 7000 Campingplätzen in Deutschland, Österreich, Oberitalien, der Schweiz, im Elsass sowie in den Rhône-Alpen. Natürlich lassen sich n diesen Regionen auch eigene Routen planen. Eine direkte Überspielung der Route in einen GPS-Empfänger funktioniert nur mit einem der folgenden Programme. Für 39 Euro beim MOTORRAD-Bestellservice, Telefon 0711/182-2442.NavigationssoftwareMit der aufwendigen und speziell für Motorradfahrer entwickelten Software »QV« von Touratech können in der Grundfunktion Routen am PC erstellt und in einen GPS-Empfänger übermittelt werden. Ebenso kann man neben unzähligen weiteren Funktionen eine gefahrene Route am PC darstellen (Höhenlinien, Geschwindgkeiten et cetera) und analysieren. Das Programm arbeitet mit digitalisierten Karten von CD-Rom; es lassen sich aber auch Karten, die über ein Koordinatenkreuz verfügen, mittels eines Scanners einlesen. Eine mit dem MOTORRAD-Tourenplaners ausgearbeitete Route kann von QV in einen GPS-Empfänger übermittelt werden. Für 152,88 Euro bei der Firma Touratech, die unter www.touratech.de eine kostenlose Testversion sowie regelmäßig Updates anbieten.»Fugawi« heißt ein weiteres, in den USA entwickeltes Programm, mit dem ebenso Karten eingelesen, Routen am Bildschirm erstellt und schließlich in einen GPS-Empfänger übermittelt werden können. »Fugawi« ist für 149,90 Euro in entsprechenden Outdoor-Geschäften oder unter www.garmin.de zu erhalten, wo es ebenfalls eine kostenlose Demoversion gibt.Der auf Satellitennavigation spezialisierte Online-Händler GPS 24 bietet die Navigations-Software »Softtraxx« an, bei der es sich zur Zeit um eine kostenlose Testversion handelt, die unter www.gps24.de geladen werden kann. Damit lassen sich ebenfalls die mit dem MOTORRAD-Tourenplaner erstellten Routen in fast alle Garmin-GPS-Empfänger übertragen. Gefahrene Strecken können anschließend ähnlich wie mit den anderen Programmen verwaltet werden. Herkömmliche Landkarten lassen sich mit Softtraxx allerdings noch nicht einlesen.Digitale LandkartenIm Vergleich zu der schnellen Weiterentwicklung von GPS-Geräten steckt das Angebot an bereits digitalisierten Karten auf CD-Rom noch in den Kinderschuhen. Hier herrscht bei sämtlichen Kartenherstellern dringender Nachholbedarf. Die beispielsweise auch für Mountain-Biker idealen topographischen Karten im Maßstab von 1:50000 gibt es derzeit nur von Deutschland, Österreich und einem Teil der Schweiz (pro Bundesland kostet eine CD-Rom zwischen 32 und 52 Euro).Touratech hat für die hauseigene Software QV spezielle Karten auf CD-Rom von vielen Teilen der Welt im Angebot; dabei handelt es sich um digitalisierte russische oder französische topographische Karten, die je nach Maßstab ab 40 Euro kosten.Sämtliche Kartendarstellungen lassen sich natürlich nicht in das GPS-Gerät übertragen, sondern nur die Daten der Route, die dann auf der Garmin-Basmap im Display dargestellt wird. Wer genauere Kartendaten für seinen Garmin-GPS-Empfänger benötigt, kann auf die Landkarten-CD-Roms von MapSource (ab 152,88 Euro) zurückgreifen und je nach Speicherkapazität seines Geräts für eine bestimmte Region die entsprechend genaueren Informationen (Straßen, Hotel- oder Restaurantinfos et cetera) laden. Weitere Infos bei allen genannten Anbietern.
Für jedes der genannten Geräte werden passende Lenkerhalterungen angeboten. Die sehr praktischen Softcasehalterungen von gps24 (1 und 4) gibt es für diverse Garmin-Geräte für 25 Euro. Sie lassen sich dank eines Klettverschlusses ruck, zuck befestigen beispielsweise auch an einem Fahrradlenker. Eine externe Stromversorgung über das Bordnetz ist bei diesen Taschenhalterungen allerdings nicht vorgesehen.Von Touratech kommen für alle gängigen Geräte die äußerst robusten und Rallye-erprobten Halterungen aus Alu (2 und 5), die ab 70 Euro kosten. Sie koppeln den Empfänger durch Gummielemente von den Vibrationen ab und sind für den Einsatz von Stromkabeln zur Verbindung mit dem Bordnetz vorbereitet. Um einen GPS-Empfänger auch an einem Lenker ohne Mittelstrebe montieren zu können, empfiehlt sich ein Kugelgelenk-Adapter (3), der sich dank zweier Gelenke nahezu beliebig ausrichten lässt. Preis: 45 Euro.
Touratech, Auf dem Zimmermann 7-9, 78078 Niedereschach, Telefon 07728/92790, www.touratech.de (Navigations-Software QV, Geräte, Kabel, Halterungen, Infos, Karten auf CD-Rom, spezielle Vorbereitung der GPS-Empfänger gegen schädliche Vibrationen)GPS24, www.gps-24.de (Geräte, kostenlose Navigations-Software Softtraxx, Halterungen, Routenplaner, Zubehör)GPS-GmbH, Deutschlandvertrieb von Garmin-Produkten, Lochhamer Schlag 5a, 82166 Gräfelfing, Telefon 089/8583640, www.garmin.de (Geräte, Zubehör, Navigations-Software Fugavi, Infos, Links)www.gpsforum.de: Online-Forum zu den Themenm GPS (Hard- und Software, Karten), Reisen, Ausrüstung.www.gps-world.net: Interaktive Datenbank zum Austausch von GPS-MaterialDärr-Expeditionsservice, Theresienstraße 66, 80333 München, Telefon 089/282032, www.daerr.de (Geräte, Software, Infos)MOTORRAD Shop, 70162 Stuttgart, Telefon 0711/182-2424, www.motoradonline.de (MOTORRAD-Tourenplaner 2002/03)www.gpsforum.de, Fragen und Antworten rund um das Thema Satellitennavigation