Zu einem echten Motorrad-Abenteuer gehören oft technische Probleme, die fernab der Zivilisation gelöst werden müssen. Beispielsweise eine Reifenpanne.
Zu einem echten Motorrad-Abenteuer gehören oft technische Probleme, die fernab der Zivilisation gelöst werden müssen. Beispielsweise eine Reifenpanne.
Ist schon ärgerlich, wenn dem Reifen mitten in der Pampa die Luft ausgeht und keine Werkstatt in Sicht ist. Endurofahrer kennen es meist und berichten gern am Stammtisch von ihren Pannen-Abenteuern. Bei vielen Plattfüßen reicht bereits ein Pannenspray à la Reifen-Pilot für eine Notreparatur – und das funktioniert ohne Radausbau. Ist das Loch oder der Riss allerdings zu groß, kommt man an der Demontage nicht vorbei, und Flickarbeit ist angesagt. Im Gepäck sollten dann vorhanden sein: Werkzeug zum Radausbau (das Bordwerkzeug genügt meist), Montierhebel, Flickzeug, Luftpumpe oder Druckluftkartuschen. MOTORRAD zeigt die Handgriffe, wie der Plattfuß in der freien Wildbahn behoben wird.
Klar, zuerst muss das Rad ausgebaut werden. Und das geht ohne Probleme, wenn das Motorrad einen Hauptständer besitzt. Wenn nicht, sucht sich der pannengeplagte Biker am besten ein Hindernis, das die Bodenfreiheit des Motorrads knapp übersteigt, etwa ein liegender Baumstamm oder ein passender Felsbrocken. Das Vorderrad über das Hindernis lupfen, bis die Rahmenunterzüge oder das Bodenblech aufsetzen (1). Die Alternativen: Das Motorrad sachte auf die Seite legen oder über den Seitenständer kippen und stabil gegen einen Baum oder eine Felswand lehnen, so dass das Hinterrad frei in der Luft hängt (nur bei Plattfuß hinten). Die Achsmutter mit dem Bordwerkzeug lösen und die Radachse herausziehen. Kette vom Ritzel abheben, und das Rad vorsichtig herausnehmen (2). Einzelteile wie Distanzbuchsen, Schrauben oder Ketten-exzenter sorgsam zur Seite sortieren. Die restliche Luft im Schlauch durch kräftiges Walken des Reifens herauspressen, dabei den Ventilstift mit einem kleinen Schraubendreher oder Kugelschreiber herunterdrücken. Schneller gehts, wenn der Ventileinsatz mit Hilfe eines Ventilschraubers herausgenommen wird. Nun folgt das Eingemachte: Den Reifen von der Felge lösen. Besonders wenn der Pneu schon länger auf der Felge sitzt, keine oder falsche Montierpaste aufgetragen wurde, kann er regelrecht an der Felge kleben, und Herkules-Kräfte sind gefordert. Normalerweise lässt sich der Reifen jedoch mit ein wenig Körper- beziehungsweise Stiefeleinsatz ins Felgenbett drücken (3). Nun wird der Gummi an einer Seite ganz über das Felgenhorn nach außen gehebelt. Dazu zwei, besser drei Montierhebel benutzen und mit etwa handbreitem Abstand ansetzen (4). Stück für Stück vorarbeiten, bis eine Seite komplett aus dem Felgenbett ist. Mit der Hand in den Innenraum des Reifens greifen und den Schlauch gegenüber vom Ventil herausziehen, zuletzt das Ventil aus der Bohrung nehmen. Durch Sichtprüfung (meistens ausreichend, sonst Schlauch stark aufpumpen und am Ohr oder der Wange vorbeiführen) das Loch oder den Riss suchen (5) und markieren, zudem den Mantel außen und innen auf Fremdkörper wie Splitter, Dornen oder Nagelreste untersuchen und diese entfernen. Die auf dem Schlauch gekennzeichnete Stelle mit Schmirgelpapier aus dem Flickzeug anrauen und sparsam Kleber auftragen. Wichtig: Den Kleber einige Minuten einwirken lassen und dann einen passenden Flicken mit kräftigem Daumendruck aufbringen (6). Anschließend den geflickten Schlauch mit dem Ventil zuerst in die Bohrung im Felgenbett einführen und mit der Ventilschraube fixieren. Dann falls er entfernt wurde den Ventileinsatz wieder einschrauben und mit der Hand den Sitz des Schlauchs in der Felge überprüfen (7). Dazu eventuell den Schlauch ein wenig aufpumpen, Sitz prüfen und Luft erneut ablassen. Jetzt muss der Reifen zurück ins Felgenbett. Ähnlich wie beim Lösen wird dabei viel Kraft benötigt, deshalb unbedingt Montierhebel benutzen. Vorher den Reifen in dem Bereich, der auf dem Felgenhorn aufliegt, mit Montierpaste einschmieren. Improvisations-Tipp: Statt Montierpaste tuts auch Sonnencreme, Duschgel oder wie hier gezeigt Waschmittel aus der Tube (8). Mit den Montierhebeln unter das Felgenhorn fassen, darauf achten, den Schlauch nicht einzuklemmen und den Reifen mit Schmackes über das Felgenhorn drücken (9). Wie beim Abziehen Stück für Stück in eine Richtung vorgehen. Die Spannung auf den Reifen nimmt zu, mit dem Fuß verhindern, dass er an anderen Stellen wieder von der Felge rutscht (10). Die letzten Zentimeter lassen sich nur sehr schwer über das Felgenhorn bringen. Tipp: mit dem Fuß auf der gegenüberliegenden Seite der Problemstelle den Pneu tief ins Felgenbett drücken und gleichzeitig über die Felge heben. Sitzt der Reifen komplett auf der Felge, kann er aufgepumpt werden (es empfiehlt sich, einen Luftdruckprüfer neben der Luftpumpe mitzuführen). Zunächst mehr Druck als üblich reinpumpen, damit der Reifen aus dem Felgenbett in seine richtige Position rutscht (11). Markierungslinien zeigen den korrekten Sitz an (12). Jetzt wird das Rad wieder eingebaut und zwar in umgekehrter Reihenfolge des Ausbaus. Dabei auf den richtigen Sitz der Distanzbuchsen achten (13). Kette spannen und nach einer kurzen Probefahrt den Reifen erneut kontrollieren. An der nächsten Tankstelle oder Werkstatt schließlich den vorgegebenen Luftdruck einstellen.
Auch Fahrer eines Schlauchlosreifens können auf dem Schlauch stehen, wenn das Loch im Pneu größer als drei Millimeter ist und ein Pannenspray nicht ausreicht. Im Fachhandel gibts für solche Fälle ein spezielles Notreparaturset für rund 20 Euro. Inhalt: mehrere Gummipfropfen, Klebstoff, Reibahle und Gaskartuschen. Zunächst muss der Fremdkörper aus dem Mantel entfernt werden, dann wird mit der Reibahle das Loch aufgeraut und gleichzeitig ein wenig vergrößert. Auf die Ränder der Bohrstelle wird die Vulkanisierungslösung aufgetragen und anschließend der Gummipfropf eingezogen. Mit den im Reparaturset enthaltenen Gaskartuschen wird nun der Reifen aufgepumpt und an der nächsten Tankstelle der Luftdruck überprüft.