Der Aufwand ist enorm. Dreizehn Satz Super- und Hypersportreifen des Jahrgangs 2010 auf ihre Performance zu testen, erfordert eine penible Planung, akribische Vorbereitung und wie immer auch ein wenig Glück. Schließlich kann selbst der beste Plan Petrus nicht davon abhalten, beim Trockentest durch den einen oder anderen Regenschauer den Zeitplan etwas durcheinander zu wirbeln. Um exakt dieses Wetterrisiko im Frühling zu minimieren, zog PS dieses Jahr zusammen mit der Schwesterzeitschrift MOTORRAD gen Italien, um dort auf zwei verschiedenen Testgeländen die 2010er-Sportreifen-Generation in der Größe 120/70 ZR 17 und 190/55 ZR 17 genau unter die Lupe zu nehmen.
Beim ersten Stopp nahe Rom wurden die Supersportreifen auf einem permanent bewässerten Parcours eines Bridgestone-Testgeländes auf ihre Nass-HandlingEigenschaften und ihren Nass-Grip untersucht. Danach zog die Karawane weiter gen Sizilien, um dort auf der Rennstrecke von Valle dei Templi die Trockenperformance zu prüfen. Auf beiden Strecken war eine BMW S 1000 RR mit ABS und Traktionskontolle im Einsatz, die zudem noch mit einem 2D-Datarecording-System ausgerüstet war. Jeweils zwei Fahrer gingen nach einem strikten Testprozedere an die Arbeit und pressten sowohl mit als auch ohne elektronische Assistenz-Systeme das Maximale aus den Reifen heraus.
Gefahren wurde in alphabetischer Reihenfolge. Um die Testeindrücke der zuerst gefahrenen Reifen zu bestätigen und um eventuelle Lerneffekte der Piloten auszuschließen, wurden die jeweils ersten beiden Sätze zum Ende der Testsession nochmals nachgefahren. Anschließend folgte die Bewertung, wobei die Rundenzeiten auf Nass- und Trockenstrecke nicht als absoluter Wert in die Bewertung eingingen, sondern lediglich als untergeordneter Wert oder "Referenzwert" im Hintergrund berücksichtigt wurden. Objektiver und daher für die Tester wichtiger waren die aufgezeichneten Werte des Data-Recordings. Auch bei den Hypersportreifen spielte die erzielte Rundenzeit nicht die Hauptrolle, da auch diese Gummis teilweise in der Erstausrüstung sind, somit der StVO/StVZO entsprechen und daher die Alltagsqualitäten vor der absoluten Racing-Performance stehen. Zum Ablauf der unterschiedlichen Testsektionen im Einzelnen nun ein Blick auf die Stationen des großen Reifentests 2010.
nassTEST
Die sechs Supersport-Paarungen Bridgestone BT 016, Continental Sport Attack, Dunlop Sportsmart, Metzeler Sportec M5, Michelin Pilot Pure und Pirelli Diablo Rosso Corsa wurden vor dem Nasstest erst einmal drei Runden lang auf dem Trockenparcours "angefahren". Soll heißen, ohne Druck, also ohne harte Brems- oder Beschleunigungsmanöver von ihrer Trennschicht befreit. Hierbei fiel bereits auf, dass der Metzeler und der Michelin als Neureifen recht glitschig sind, der Käufer mit ihnen auf den ersten Kilometern also besonders vorsichtig sein sollte. Nach dem Anfahren aller Testreifen ging es dann mit dem von BMW für die S 1000 RR empfohlenen Reifendruck von 2,5 bar vorn und 2,9 bar hinten (kalt gemessen) auf die dauerbewässerte Nassteststrecke. Nach der ersten Runde erfolgte die erste Bremsmessung aus 100 km/h. Danach folgten drei fliegende Runden, in der Auslaufrunde schließlich die zweite Bremsmessung aus ebenfalls 100 km/h. Die bewertete Bremsverzögerung ist der Mittelwert aller vier von beiden Piloten gefahrenen Messungen.
trockentest
Die beim Nasstest gefahrenen Reifen wurden auch auf der Rennstrecke in Sizilien zum Test herangezogen. Dadurch entfällt das Einfahrprozedere der Neureifen, es kann also sofort abgewinkelt werden. Auch beim Trockentest wurde der empfohlene Luftdruck von 2,5/2,9 bar vorn/hinten verwendet. Wieder rückten die Tester auf den Reifen in alphabetischer Reihenfolge aus, wieder wurden die beiden zuerst gefahrenen Reifensätze nachgefahren, um Lerneffekte der Tester und damit Fehlbeurteilungen auszuschließen. Strikt nach Protokoll absolvierte jeder Fahrer eine begrenzte Rundenanzahl, um die Gummis auf der Rennstrecke nicht zu überhitzen.
Hypersportreifen
Jetzt sind wir beim großen Thema für die PS-Heizerfraktion: bei den Reifen, die die Hersteller in Zwitterfunktion zwischen reinen Straßenpellen (siehe oben) und den echten Rennstreckenbrennern ohne Straßenzulassung sehen. Diese Grenzgänger zwischen Alltag und Rennstrecken-Spaß versprechen noch mehr Grip und dennoch gute Alltagsqualitäten - ein Spagat der Extraklasse also. PS griff sich die aktuelle Ware und spannte sie der BMW S 1000 RR auf die Felgen. Diesmal bekamen die Pellen den vom Reifenhersteller für die Rennstrecke empfohlenen Reifendruck (kalt gemessen, jeweils vorn/hinten): Avon VP2-Extreme: 2,4 /2,4 bar; Bridgestone BT 003 RS: 2,3/2,1 bar; Continental Race Attack Street: 2,2/1,8 bar; Dunlop D 211 "M" & "E": 2,0/1,2 bar; Metzeler Ractec K3: 2,3/2,2 bar; Michelin Pilot Power One: 2,1/1,9 bar; Pirelli Diablo Supercorsa SP: 2,3/2,2 bar.
Getestet wurde ohne Reifenwärmer, da diese vorm Eiscafé auch nicht zur Verfügung stehen. Ein Nasstest dieser Reifen war leider aus logistischen Gründen nicht möglich, wird aber, weil sicherlich sehr interessant, für den nächsten Test angestrebt - versprochen! Wie dicht die Hypersportreifen an den echten Rennreifen dran sind, lebt Dunlop im Extrem vor. Der getestete D 211 GP Racer wird mit Freigabe für den Alltag in drei verschiedenen Mischungen angeboten. PS wählte "M" (Medium) für vorn und "E" (Endurance) für hinten. Schon der niedrige Luftdruck des Hinterreifens (1,2 bar - kein Schreibfehler!) und dessen Gewicht (sieben Kilogramm) verdeutlichen, wie steif der Aufbau des Reifens ist. Auch in der Größenbezeichnung tritt Dunlop aus der Reihe. Während die Mitbewerber am Hinterrad die Dimension 190/55 ZR 17 offerieren, kennzeichnet Dunlop den D 211 mit 200/60 ZR 17, obwohl der Reifen sich in gemessener Breite und Abrollumfang kaum von der Konkurrenz abhebt.
Insgesamt fällt auf, dass die Entwicklungsgeschwindigkeit bei Reifen immer noch hoch ist und fast nur neue Pneus auf dem Sockel stehen. Dass Neues nicht automatisch gut ist, zeigt der Michelin Pilot Pure. Bei ihm stellt sich die Haftungsfrage so: Wer hat bei der Entwicklung was wann wie entschieden...
adressen
Der Groß- und Fachhändler Reifen Meixner in Herrenberg steht zu hundert Prozent im Dienste seiner Kunden. Und bei diesem Reifentest auch im Dienste der Leser von PS und MOTORRAD. Denn die Gebrüder Meixner sorgten dafür, dass der Testcrew keine getürkten Reifen untergeschoben werden konnten. Sie tauschten die den Redaktionen von der Industrie zur Verfügung gestellten Testreifen gegen solche, die sie entweder auf Lager oder für uns in ihrem Namen bestellt hatten. Somit wurde eine eventuelle Manipulation der Testreifen ausgeschlossen und die Aussagekraft und Neutralität des Tests sicher gestellt.
Reifen Meixner ist seit 1966 in Herrenberg aktiv und beliefert nicht nur Motorradhändler mit Reifen, sondern wendet sich auch gezielt an Endkunden. Für eine fachgerechte Montage der Reifen und Räder steht eine große Werkstatt zur Verfügung. Die Vorteile des Kaufs beim Profi liegen auf der Hand: Dank des großen Lagers sind Lieferengpässe auch zu Saisonbeginn nahezu ausgeschlossen.
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