Vor 30 Jahren begann die Erfolgsstory: BMW-Veredler Wunderlich hat sich zum weltweit größten Spezialanbieter für Zubehör der bayerischen Marke entwickelt. MOTORRAD stellt den Spezialisten für BMW-Zubehör im vor.
Vor 30 Jahren begann die Erfolgsstory: BMW-Veredler Wunderlich hat sich zum weltweit größten Spezialanbieter für Zubehör der bayerischen Marke entwickelt. MOTORRAD stellt den Spezialisten für BMW-Zubehör im vor.
Die Antwort auf die Frage nach seinem Erfolgsgeheimnis kommt wie aus der Pistole geschossen: „Unkonventionell denken und kreativ sein“, so lautet das Credo von Erich Wunderlich, dem er sich seit 30 Jahren verpflichtet fühlt. Das Erfinden, Tüfteln und Verbessern ist seine Leidenschaft und liegt ihm im Blut. Vater Alberto, ein tüchtiger Arzt, war in seiner Freizeit begeisterter Bastler. „Alles was es zu Hause nicht gab, wurde selbst gemacht“, sagt er. So diente die bestens ausgestattete Werkstatt im Elternhaus in Ahrweiler ihm und seinen beiden älteren Brüdern denn auch als Experimentierstube für Schraubereien an diversen Mopeds.
Dass es überhaupt dazu kommen konnte, ist einem Zufallsfund zu verdanken: einem Foto, das Vater Wunderlich in den 50er-Jahren stolz auf einer uralten Indian zeigt. Warum das? „Zwei Sachen waren zu Hause verboten“, erklärt Sohn Erich: „Rauchen und Motorradfahren.“ Angesichts der Zweirad-Vergangenheit des Vaters war dies dann jedoch nicht mehr durchzusetzen. Und Rauchen tut Wunderlich mit 52 Jahren ebenfalls noch so leidenschaftlich wie Motorradfahren.
Im Jahr 1984 kauft er kurz vor dem Abitur seine erste Maschine – eine Yamaha XT 500. Der großvolumige Einzylinder ist das angesagteste Bike zu dieser Zeit. „Ein echtes Männer-Motorrad“, schwärmt der 52-Jährige noch heute. Und es wurde mit vollem Körpereinsatz zum Laufen gebracht. „E-Starter war damals was für Weicheier.“ Doch die Macho-Kiste hat Schwachstellen – eine davon ist die Ventiltriebschmierung. Wunderlich ersinnt aus diesem Grund eine verbesserte Schmierung der obenliegenden Nockenwelle durch Verlegung der Ölleitung direkt zur Kipphebelwelle. Die Idee ist einfach, aber genial. Und sie wird zum Geschäftsmodell: Yamahas verbessern.
Die ersten Modifikationen wie etwa verbesserte Schwingen- und Lenkkopflager verwirklicht er noch in der Garagenwerkstatt im Elternhaus. Mit der Firmengründung im Jahr 1985 erscheint der erste Katalog – acht selbst getippte Scheibmaschinenseiten stark, die in der XT- und SR-Szene schnell jede Menge Interesse wecken. Von nun an geht’s bergauf.
Nur zwei Jahre später steht ein umfangreiches Angebot von der Fahrwerksoptimierung bis zur aufwendigen Leistungssteigerung – der Betrieb ist längst der heimischen Garage entwachsen und hat sein Domizil in einer Lagerhalle am Ahrweiler Bahnhof. 1988 hängt Wunderlich sein BWL-Studium in Bielefeld an den Nagel – der Betrieb fordert inzwischen vollen Einsatz. Im selben Jahr kommt auch der erste Mitarbeiter dazu.
Drei Jahre später stellt der Jungunternehmer die Weichen neu und überrascht das IFMA-Publikum 1991 mit einer kräftig verfeinerten BMW R 100 GS. Er war enttäuscht, dass Yamaha die Tradition der großvolumigen Einzylinder nicht fortgesetzt hatte. „BMW bot mit der R 100 GS, was meiner Vorstellung entsprach“, sagt er. „Einen durchzugsstarker Zweizylinder mit 1000 cm³.“ Bereits 1992 erscheint ein 68 Seiten starker Katalog mit mehr als 200 Zubehörteilen für Bikes der weiß-blauen Marke.
Die neue R 1100 GS löst bei Wunderlich 1994 dann eine richtungsweisende Entscheidung aus: Die Firma konzentriert sich fortan voll und ganz auf die Marke. Und längst hat sie auf diesem Gebiet Kernkompetenz und beachtlichen Erfolg damit. Das Gros der Ideen für neue, innovative Produkte wird in der eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung geboren. Mindestens einmal pro Woche trifft sich das achtköpfige Team. Firmengründer Wunderlich sprüht immer noch vor Einfallsreichtum. In der Runde wird meist heiß diskutiert und auch genau gerechnet. Es geht darum, aus der Vielfalt der Ideen jene herauszufiltern, die den größten Nutzen für den Kunden haben – aber auch wirtschaftlich sinnvoll umsetzbar sind.
Ist eine positive Entscheidung gefallen, wird die Produktidee zur Entwurfszeichnung. Daraus entsteht in Handarbeit ein Modell, schließlich der Prototyp. Die Erprobung findet dann in der Praxis statt – getestet, belastet, geprüft und immer wieder beurteilt. „Wenn ein Produkt nicht so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt hatten, wird es wieder eingestampft“, sagt Perfektionist Wunderlich. Und er verzichtet bewusst auf eine eigene Produktion. „Wir lassen alles von Fachleuten aus Spezialbetrieben nach unseren Vorgaben fertigen.“ Ob Drehen, Fräsen, Spritzguss, Blechbiegearbeiten oder Textilfertigung – für ihn ist es der beste Weg, diese Arbeiten von „Leuten erledigen zu lassen, die ihr Handwerk perfekt beherrschen“, und ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis zu erzielen. Das Gros seiner Produzenten stammt aus der Region. „Made in Germany“ wird in Sinzig ernst genommen: Fast 100 Prozent der Eigenentwicklungen werden hierzulande hergestellt.
Erstes eigenes Produkt unter der Marke:
zweifache Direktschmierung für XT/SR 500
Anzahl der Produkte heute:
rund 3500
Bestseller – das erfolgreichste Produkt:
Kotflügelergänzung
Der Flop der Firmengeschichte:
Zubehörserien für die G 650 X-Country/ X-Moto/X-Challenge. Grund: Fahrzeuge setzten sich im Markt nicht durch.
Teuerstes Produkt:
Retro-Umbaukit R 1200 GS (bis Baujahr 2012) auf R 120 G/S (2990 Euro)
Billigstes Produkt:
Sicherung für Zündkerzen-Abdeckungen R 850/1100 GS, R, RS, S (kostenlos)
Anteil der in Deutschland gefertigten Produkte:
95 Prozent
Auslandsstandorte:
420 Händler in Europa (BMW-Spezialisten) oder Importeure (Nicht-EU-Länder, weltweit)
Anzahl der Mitarbeiter/in der Entwicklung:
52/8
Umsatz 2013/2014:
10,5 Millionen Euro