Adventure-Handschuhe sind beliebtes Zubehör für die Ausstattung von Motorradfahrern und ausgesprochen vielseitig: vom leichten Enduro-Wanderern über ambitionierte Offroad-Ausflüge sowie ausgedehnte Touren mit voll ausgestatteten Reiseenduros oder sogar Motocross-Einlagen – die Einsatzmöglichkeiten sind zahlreich. Das Spektrum reicht von ultraleichten 100-Gramm-Modellen für den reinen Offroad-Einsatz bis zu 200-Gramm-Allwetterhandschuhen für Langstreckentouren. Die Herausforderung: Ein Handschuh für alle Situationen zu finden, der sowohl auf Asphalt bei hohen Geschwindigkeiten als auch im Gelände bei niedrigen Temperaturen funktioniert.
Die Top 5 Produkte im Überblick
So hat MOTORRAD getestet
MOTORRAD testete 16 Adventure-Handschuhe unter realen Bedingungen auf Asphalt und im Gelände. Als Testfahrzeug diente eine Royal Enfield Himalayan, mit der sowohl kurvige Landstraßen als auch Schotterwege befahren wurden. Vier Redakteure unterschiedlicher Gewichtsklassen und Körperproportionen bewerteten Passform und Komfort, um verschiedene Handformen zu berücksichtigen.

Die Bewertung der Motorrad-Handschuhe erfolgte in vier Hauptkategorien: "Passform, Komfort, Ergonomie" (maximal 30 Punkte), "Schutz und Sicherheit" (maximal 25 Punkte), "Wetterschutz und Klimatisierung" (maximal 20 Punkte) sowie "Ausstattung und Verarbeitung" (maximal 25 Punkte). Griffgefühl, Beweglichkeit sowie etwaige Druck- und Scheuerstellen wurden während der Probefahrten evaluiert.
Alle Handschuhe sind nach der europäischen Norm EN 13594:2015 als Level 1 mit Knöchelprotektor zertifiziert und müssen daher dieselben Mindestanforderungen an Aufprall- und Abriebschutz erfüllen.

Die Testergebnisse im Überblick
Materialien und Konstruktionsunterschiede
Die getesteten Motorrad-Handschuhe zeigen eine enorme Materialvielfalt: Von hochwertigem Känguruleder beim Held Sambia 2 über Ziegenleder-Kombinationen bis zu Polyester-Elastan-Mischungen beim Five TFX3 Airflow. Känguruleder gilt als besonders reißfest und geschmeidig, während Ziegenleder einen guten Kompromiss zwischen Schutz und Beweglichkeit bietet.
Die Knöchelprotektoren unterscheiden sich erheblich in ihrer Dämpfungswirkung. Während manche Motorrad-Handschuhe im Test die Grenzwerte nur knapp einhalten, bieten andere wie der Touratech Guardo Desert 2 deutlich bessere Schlagdämpfung.
Passform und Größenunterschiede
Ein kritischer Aspekt bei Adventure-Handschuhen ist die Passform. Viele Bekleidungs-Hersteller orientieren sich an unterschiedlichen Handformen: Manche Modelle wie der Acerbis Crossover passen besser zu schmalen Händen mit langen Fingern, während der Touratech Guardo Desert 2 auch breiteren Händen gerecht wird.
Problematisch wird es bei Modellen wie dem Leatt ADV X-Flow 7.5 Short, dessen sehr enge Passform keinen der vier Tester überzeugen konnte. Der LS2 Kubra hingegen begeisterte durch seine universell gelungene Passform. Die Fingerlängen variieren zwischen den Herstellern erheblich, was zu spürbaren Nähten an den Fingerspitzen führen kann.
Ein guter Adventure-Handschuh sollte sich leicht an- und ausziehen lassen, was besonders bei längeren Touren mit häufigen Pausen wichtig ist. Anziehhilfen wie Schlaufen oder dehnbare Bereiche erleichtern das Handling erheblich.
Schutzfunktion vs. Komfort
Der Zielkonflikt zwischen maximalem Schutz und optimaler Beweglichkeit prägt alle Adventure-Handschuhe. Während reine Tourenhandschuhe wie der Alpinestars Corozal V3 mit Membran und Verstärkungen punkten, bieten leichte Endurohandschuhe wie der Five TFX3 Airflow maximales Gefühl, aber minimalen Schutz.
Die Norm EN 13594:2015 Level 1 stellt nur Mindestanforderungen. Im Test zeigten sich erhebliche Unterschiede: Manche Knöchelprotektoren lagen nahe am oberen Grenzwert, andere boten deutliche Sicherheitsreserven. Zusätzliche Verstärkungen an Handballen, Fingerkuppen und zwischen den Fingern erhöhen den Schutz, können aber die Beweglichkeit einschränken.

Klimamanagement und Wetterschutz
Adventure-Handschuhe müssen verschiedenste Wetterbedingungen meistern. Ungefütterte Modelle wie der LS2 Kubra bieten hervorragende Belüftung für warme Tage, können aber bei niedrigen Temperaturen unkomfortabel werden. Wasserdichte Modelle mit Membran wie der Alpinestars Corozal V3 schützen vor Nässe, neigen aber zum Schwitzen.
Besonders problematisch sind Hybridlösungen wie der Bering Zephyr, der eigentlich für den Wintereinsatz konzipiert wurde, aber als Adventure-Handschuh vermarktet wird. Die Passform ist zu globig und Griffgefühl sowie Beweglichkeit leiden unter der warmen Ausstattung. Moderne Belüftungskonzepte setzen auf perforierte Bereiche an der Innenhand und atmungsaktive Materialien am Handrücken. Reflektierende Fingerspitzen wie beim Five TFX3 Airflow verbessern zusätzlich die Sichtbarkeit.
Rechtliche Aspekte und Normen
Alle getesteten Handschuhe erfüllen die europäische Norm EN 13594:2015 Level 1 mit Knöchelprotektor. Diese Norm wird derzeit überarbeitet, da Hersteller teilweise nur die minimal geprüften Bereiche verstärken und den Rest des Handschuhs vernachlässigen. Die neue Norm soll künftig den gesamten Motorrad-Handschuh bewerten – ähnlich wie bei Motorradanzügen mit verschiedenen Schutzzonen. Zusätzlich ist eine spezielle Schutzklasse für leichte Endurohandschuhe in Diskussion, da diese oft in einer Grauzone stehen.
In Deutschland besteht keine Handschuh-Tragepflicht, anders als in Frankreich. Experten empfehlen jedoch, Handschuhe als Grundausstattung zu betrachten und entsprechend in Fahrschulen zu vermitteln.
FAQ – Nützliches Wissen rund um Motorrad Handschuhe
In Deutschland besteht keine gesetzliche Pflicht, beim Motorradfahren Handschuhe zu tragen - anders als in Frankreich, wo Handschuhe vorgeschrieben sind. Experten empfehlen jedoch dringend, Handschuhe als Grundausstattung zu betrachten, da die Hände bei Stürzen besonders gefährdet sind. Alle seriösen Handschuhe erfüllen die europäische Norm EN 13594:2015 und bieten wichtigen Schutz vor Abrieb und Aufprallverletzungen. Jeder unserer getesteten Motorrad Handschuhe erfüllt diese Norm.
Den Handumfang an der breitesten Stelle (ohne Daumen) mit einem Maßband messen - dieser Wert in Zentimetern entspricht meist der Handschuhgröße. Alternativ können Sie Ihre Handbreite messen und mit den Größentabellen der Hersteller abgleichen. Wichtig: Motorradhandschuhe sollten eng anliegen, aber nicht einschnüren - zu lockere Handschuhe können bei einem Sturz abrutschen.
Tipp der Redaktion: Am besten verschiedene Marken probieren, da die Passformen stark variieren.
Motorradhandschuhe sollten ausgetauscht werden, wenn das Material brüchig wird, Nähte aufgehen oder die Protektoren beschädigt sind. Nach einem Sturz ist ein sofortiger Austausch ratsam, auch wenn äußerlich keine Schäden sichtbar sind, da die Schutzfunktion beeinträchtigt sein kann. Bei regelmäßiger Nutzung halten qualitativ hochwertige Handschuhe etwa 2-3 Jahre, günstigere Modelle oft nur eine Saison. Spätestens wenn der Grip nachlässt oder die Passform durch Materialermüdung leidet, sollten neue Handschuhe her - Sicherheit geht vor Sparsamkeit.