Wir testen 15 Retro-Lederjacken für Motorradfahrer. Ergebnis: Die Teuerste ist tatsächlich eine der Besten! Darüber hinaus ist es überraschend, wie eng es auf dem Treppchen zugeht.
Wir testen 15 Retro-Lederjacken für Motorradfahrer. Ergebnis: Die Teuerste ist tatsächlich eine der Besten! Darüber hinaus ist es überraschend, wie eng es auf dem Treppchen zugeht.
Sieben Jahrzehnte ist es her, seit Marlon Brando als "Der Wilde" an seiner Triumph lehnte. Vieles hat sich seither geändert, geblieben ist das lässige Image der Lederjacke. MOTORRAD hat sich 15 "moderne" Retrojacken unter der Testlupe angeschaut.
Alle Lederjacken im Test findest Du hier. Für weitere Details einfach auf "Mehr Details" klicken.
: Tolle Passform, vorgekrümmte Ärmel, ordentliche Verarbeitung, riesiges Größenspektrum, viele Farbalternativen mit Braun, Beige und Hellgrau, Vorbereitung für Brustprotektor, Vorbereitung für Clip-in-System, zweite Verbindungsmöglichkeit am Frontreißverschluss dient als Belüftung
: Relativ schwer, kaum Komfort im Alltag, nur wenig Verstellmöglichkeiten, Ärmelenden eng, tragen durch viel Material etwas auf
: Hochwertige Materialien, ordentliche Verarbeitung, vergleichsweise feine Weitenverstellung am Bund, seitliche Textil-Stretch-Einsätze, sehr angenehmes und schnelltrocknendes Mesh-Futter, riesiges Größenspektrum, integrierter Airbag für In&motion-System
: Zusätzliche Kosten für Airbag-System, schwer, Gelenkprotektoren unkomfortabel
: Retro-Thema gut getroffen, Level-2-Gelenkprotektoren und beste Schlagdämpfungswerte im Test, riesiges Größenspektrum, gute Länge, zweite Frontreißverschluss-Stellung zur Belüftung, Perforation an Ärmeln, weite Ärmelenden, Verbindungsschlaufe zum Hosengürtel
: Bauchige Passform und teils wenig definiert, Lederqualität zum Teil unterschiedlich, kein Verbindungsreißverschluss
: Fliegerlook, sehr bequeme, tendenziell etwas weite Passform, ordentliche Bewegungsfreiheit, flauschiger (abnehmbarer) Kragen, Bund und Bündchen angenehm stretchig, luftiges Futter, Taschen für Smartphone und Stift, Level 2-Gelenkprotektoren
: Keine Weitenverstellung, untere Außentaschen nicht verschließbar, Label nicht korrekt beschriftet, Zipper teils schwer zu greifen, Schaumstoffpolster anstelle Rückenprotektor
: Gelungener, kultiger 70er-Jahre-Look, auch als Damenmodell verfügbar, ordentliche Verarbeitung, sehr gute Passform, Gelenkprotektoren sehr unauffällig zu tragen, Ärmel vorgekrümmt, zahlreiche Außen- und Innentaschen, Weitenverstellung am Bund mit großer Schnalle
: Bedienung im Vergleich zu anderen Jacken umständlich, keine Belüftungsöffnungen, keine Weitenverstellung an den Armen, unkomfortabel bei flottem Tempo auf dem Motorrad
: Angenehm griffiges Leder, Level-2-Gelenkprotektoren, unterlegte Verstärkungen an Schultern und Ellbogen, Verbindungsreißverschluss
: Polyester-Futter ohne Perforation trägt sich sehr unangenehm und schwitzig, keine Verstellmöglichkeiten, kein klar definierter Sitz, da Oberkörper sehr weit und Ärmel sehr eng, Druckknopf am Kragen ohne festen Druckpunkt, dünstet neu unangenehm aus, unterschiedlich geprägtes Leder, wirkt etwas zusammengestückelt
: Hochwertige Verarbeitung, gefällige Passform für lässiges Tourenfahren, unterfütterte und verstellbare Protektoren, auch als Damenmodell verfügbar („Orsa“), langer Verbindungsreißverschluss, angenehm dezent retro
: Futter im Vergleich zu anderen Jacken etwas unkomfortabel, keine Weitenverstellung an Kragen und Armen, Weitenverstellung am Bund wenig praxisgerecht
: Gute Passform, angenehmes Baumwollfutter, gut getroffener und cooler Retro-Look mit rustikalen Zierstreifen, mehreren Absteppungen und diagonalem Frontreißverschluss; zertifiziert nach Level A an Außen- und Innentaschen
: Relativ steifes Material, umständliche Weitenverstellung über je zwei Schnallen, Verarbeitung wirkt grobschlächtig mit vielen offenen Lederkanten, eher schwer, kein Verbindungs-RV
: Wertige Haptik und Machart, sportlich-bequeme Passform, angenehmer Kragen, geschmeidiges durchgefärbtes Glattleder ohne zusätzliche Lackschicht, herausnehmbare Thermoweste, praxisgerechte Weitenverstellung
: Laut Hersteller-Homepage Level AA, aber kein eingenähtes Label bezüglich Zertifizierung, Schulterprotektoren nicht als solche zertifiziert, Leder (ohne Ursprungsangabe) an den dünnsten Stellen nur 0,9 mm dick (Angabe 1,2–1,3 mm)
: Level-2-Gelenkprotektoren, an Ellbogen verstellbar, kurzer und langer Verbindungsreißverschluss, Belüftung an Rücken, Oberarmen und Brusttaschen, zweiter Frontreißverschluss als Belüftung, Zwei-Wege-Reißverschluss an Ärmelenden, herausnehmbare Thermoweste
: Kein eingenähtes Label bezüglich CE-Kennzeichnung und EN 17092, teils kleine Zipper schwer zu greifen, Protektoren hart und deutlich zu spüren, eher sportliche Ambitionen
: Gelungene Passform, geringes Gewicht und leichtes Tragegefühl, angenehme Haptik, ordentliche Verarbeitung, erfrischende Farbe, herausnehmbares Thermofutter, angenehmes Netzfutter, Reißverschlüsse gut zu bedienen, Druckknöpfe durch deutlichen Druckpunkt gut zu schließen, kurzer Verbindungsreißverschluss
:Ärmel etwas weit geschnitten, Weitenverstellung am Bund nur über zwei Druckknöpfe, Leder relativ dünn
: Tourenmäßige Passform, angenehmer Kragen, ordentliche Verstellmöglichkeiten, entnehmbare Thermojacke, die auch abseits vom Motorrad getragen werden kann, wasserdichte Klimamembran zwischen Leder und Futter, angenehmes Netzfutter, zertifiziert nach Level AAA
: Keine Belüftung, Passform fällt etwas enger aus, relativ schwer
: Sportliche Machart im Stile einer Lederkombi, luftiges Futter, sehr gute Qualität und Verarbeitung, großflächige Textil-Stretcheinsätze, Verbindungsreißverschluss zur Hose, Kragen und Bund dank Klett in der Weite verstellbar
: Kleine Gelenkprotektoren, Weitenverstellbereich gering, durch stark betonte, sportliche Machart insgesamt eher unkomfortabel und
abseits des Bikes (Alltag) nicht nutzbar, Beweglichkeit und Bedienbarkeit nur mittelmäßig
: Ausgefallene Optik, atmungsaktives Futter schützt auch vor Nässe, kurzer Verbindungsreißverschluss, recht weiches Leder, hübsche aufgenähte Zierstreifen
: Verarbeitung nicht sonderlich gut, Farbe wirkt nicht authentisch, sondern eher billig und gezwungen auf „Used Look“ getrimmt, Futter im Armbereich leicht schwitzig, Kragen etwas eng, Protektoren drücken, Zipper zu klein und mit Handschuhen nur schlecht zu bedienen
: Sehr leicht, sehr geschmeidig, Weitenverstellung am Bund, angenehmes Baumwollfutter, vier Außen- und eine Innentasche, Ärmelenden dienen als Belüftung, Kragen innen perforiert
: Leder ist sehr dünn und wirkt billig, Druckknöpfe korrodiert, mäßige Passform, harte und dadurch unbequeme Protektoren, merkwürdige Preisgestaltung mit auffällig hohem UVP und deutlich niedrigerem Angebotspreis, dünstet neu penetrant aus, Reißverschlüsse hakelig
Wenngleich Leder von Natur aus guten Abriebschutz bietet, stiegen die Anforderungen beim Aspekt Sicherheit über die Jahre immer höher. Drum verfügen alle Testteilnehmer über integrierte Gelenkprotektoren für zusätzlichen Aufprallschutz und sind gemäß der in Europa geltenden Norm EN 17092 als Motorrad-Schutzkleidung zertifiziert. Reißverschlüsse sind bei ausnahmslos allen Jacken im Test mit Leder hinterlegt, sodass sich diese nicht in die Haut brennen können, sollte Reibung sie bei einem Sturz aufheizen. Sinnvoll sind darüber hinaus Sicherheitsnähte, die aus reißfestem Garn bestehen und doppelt oder dreifach ausgeführt sind – schließlich nutzt abriebfestes Obermaterial nur wenig, wenn dazwischen aufgrund schwacher Nähte plötzlich Lücken klaffen. An besonders sturzgefährdeten Stellen setzen viele Jacken außerdem auf Materialdoppelungen, um nochmals mehr Schutz bei ungewolltem Asphaltkontakt zu bieten. Das reicht aus Kosten- und vor allem Stylegründen zwar nicht an die Sicherheitsleistung sportlicher Lederkombis heran, muss und soll es aber auch gar nicht. Denn obwohl die klassische Lederjacke zu allerhand Motorrädern passt, mit einem vollverkleideten Supersportler harmoniert sie dann doch nicht.
Worauf kommt es bei einer Retro-Motorradlederjacke an? Klar, auf die Optik. Doch bei allem schönen Schein: Sicherheit muss sein. Darum testet MOTORRAD auch modisch gestylte Biker-Ware wie jede andere Schutzkleidung fürs Motorrad. Auf dem Motorrad testeten Kollege Tobias Beyl und Klaus Herder die Retro-Motorradlederjacken.
Zudem ging es mit allen 15 Testteilnehmer ins schwäbische Markgröningen (bei Stuttgart), wo die verbauten Protektoren genau angeschaut und mit den Normanforderungen verglichen wurden. Anschließend ging es auf den Fallprüfstand des Herstellers Sas-Tec, um die Schlagdämpfungseigenschaften zu überprüfen.
Sicherheit (30 P.): Zusammen mit einer Bewertung des verwendeten Obermaterials (Zusammensetzung, Dicke und Güte) und einer Prüfung von im besten Fall vorhandenen Sicherheitsnähten zählt diese Benotung der Protektoren ins Kapitel „Sicherheit“, das im Test mit insgesamt 30 Punkten bewertet wurde.
Passform und Tragekomfort (30 P.): Ebenfalls 30 Punkte konnten die Teilnehmer in der Kategorie „Passform und Tragekomfort“ erhalten. Wesentlich war hier die Bewertung von Schnitt, Anpassungsmöglichkeiten an den eigenen Körperbau, Bewegungsfreiheit und etwaige Druck- und Scheuerstellen, aber auch Gewicht und Bedienbarkeit flossen hier mit ein.
Verarbeitung und Ausstattung (25 P.): Bis zu 25 Punkte konnten die Jacken im Kapitel „Verarbeitung und Ausstattung“ sammeln, wo neben Haptik und Geruch auch die Qualität der Fertigung sowie die Ausstattung mit Extras wie Taschen oder Thermofutter bewertet wurde.
Wetterschutz (15 P.): Nässeschutz war zwar keine Voraussetzung für eine Testteilnahme, da die empfindlicheren Lederjacken in der Regel nicht bei Regen gefahren werden, dennoch brachte eine im Notfall vor Nässeeinbruch schützende Membran zusätzliche Punkte – und zwar in der mit bis zu 15 Zählern bepunkteten Kategorie „Wetterschutz“. Bei den Testfahrten wurde genau darauf geachtet, wie gut Belüftung, Isolation und Nässeschutz harmonieren. Meist behindert sich das wechselseitig, weshalb – wie es auch in diesem Test der Fall war – volle Punktzahl hier kaum möglich ist.
Obwohl Leder eine sehr gute Abriebfestigkeit bietet, sollte – wer damit aufs Motorrad steigt – von Modejacken absehen und auf spezielle Motorradbekleidung setzen. Diese sollten der europäischen Norm EN 17092 entsprechend zertifiziert sein und zumindest Schutzlevel A, besser AA oder gar AAA bieten. Hier kommt im Vergleich zur Modejacke dickeres Leder zum Einsatz. Außerdem wird der Abriebschutz dank Protektoren um zusätzlichen Aufprallschutz ergänzt. Im besten Fall finden sich Protektoren an Schultern, Ellbogen und dem Rücken; an den Gelenken sollten sie zudem verstellbar sein und dadurch perfekt und kaum spürbar sitzen.
In unserem Test reichte die Ausstattung von kleinen Level-1-Gelenkprotektoren über wesentlich größere und teils sogar gemäß Level 2 schützenden Dämpfern bis hin zum integrierten Airbag-System, das den ganzen Oberkörper umschließt.
Nähte sollten bei Schutzkleidung aus besonders festem Garn bestehen und am besten mehrfach ausgeführt sein. Weniger objektiv messbar sind die Kriterien Beweglichkeit und Belüftung – beides hilft letztlich dabei, dass Unfälle erst gar nicht passieren. Unter diesem Aspekt ist auch das Gewicht wichtig.
Weder Regenschutz noch großflächige Belüftungen gehören zu den Kernkompetenzen der Retro-Motorradlederjacken – wenngleich einzelne Testteilnehmer hier Erstaunliches bieten! So kommt die Segura Barrington beispielsweise sowohl mit einer herausnehmbaren und einzeln tragbaren Thermojacke als auch einer fest integrierten Klimamembran und schützt den Körper so vor Nässe und Kälte. Auf der anderen Seite beeindruckt vor allem das Modell aus dem Hause Modeka mit großflächiger Perforation, sodass die „August 75“ selbst bei heißem Sommerwetter angenehm zu fahren ist. Ausgeklügelt ist hier auch die Möglichkeit, den Frontreißverschluss versetzt zu schließen, sodass dort kühlende Frischluft einströmen kann. Dieselbe Funktion bieten auch Held und Rebelhorn, wobei Letztere – wie Segura, Rev’it und Merlin – über ein entnehmbares Thermofutter verfügt.
Neben der Klimamembran zeigt sich das beispielsweise im netzartigen Mesh-Futter aus Polyester, was eine bessere Belüftung bietet und beim Abtransport von Schweiß hilft. Im Testfeld bietet ungefähr ein Drittel der Retro-Motorradlederjacken diese Machart. Ein kleiner Teil setzt auf ein weniger angenehmes, durchgängiges Polyester, und der Rest kommt mit stilechtem Baumwollfutter.
Den Testsieg sichern sich gemeinsam Held und RST, wobei Letztere sogar mit integriertem Airbag kommt! Rev’it erringt mit nur einem Punkt Rückstand Platz drei mit einer auffällig anderen, weil blauen Jacke und durchweg solider Vorstellung. Nochmals ein enges Pünktchen dahinter reiht sich die Segura ein, die mit Thermofutter und Klimamembran auch schlechtes Wetter nicht scheut. Ganz hinten landet mit der Alpinestars eine Jacke, die nicht retro ist und es auch nicht sein will, mit der Spirit Motors eine, die krampfhaft versucht, retro zu sein, und mit der Black-Cafe London New York eine, die zwar modisch einiges hermacht, mit geringer Materialdicke und Sicherheitsausstattung jedoch eigentlich nicht aufs Motorrad gehört. Der Rest des Testfelds ist hingegen wahrhaftig wild und lässig – und nicht nur schwarz!