BMW baut für seine kommenden Cruiser-Modelle einen neuen großen Boxermotor. Jetzt gibt es erste Einblicke in den Zweizylinder mit 1,8 Liter Hubraum.
BMW baut für seine kommenden Cruiser-Modelle einen neuen großen Boxermotor. Jetzt gibt es erste Einblicke in den Zweizylinder mit 1,8 Liter Hubraum.
In den bisherigen Prototypen lief der sogenannte Big Boxer unter dem Label R18 und suggerierte so 1,8 Liter Hubraum. Jetzt schieben die Bayern harte Zahlen und Fakten für den neuen Boxermotor nach.
Mit OHV-Ventiltrieb sowie separatem Motor- und Getriebegehäuse trägt auch der neue „Big Boxer“ die konstruktiven Merkmale, die bereits den ersten BMW-Boxermotor, damals noch mit seitengesteuerten Ventilen, charakterisierten. Der hubraumstärkste, jemals in der Motorradserienfertigung eingesetzte Zweizylinder-Boxermotor verfügt über 1.802 cm³ Hubraum, resultierend aus 107,1 mm Bohrung und 100 mm Hub. Die Motorleistung beträgt 91 PS bei 4 750/min. Das maximale Drehmoment geben die Bayern mit 158 Nm bereits bei 3.000/min an. Dabei sollen von 2.000 bis 4.000 Touren immer mehr als 150 Nm abrufbar sein. Eine üppige Schwungmasse soll dabei für Laufkultur sorgen. Maximal darf der neue Boxer 5.750 Touren drehen, der Leerlaufpuls liegt bei 950/min.
Das Kühlkonzept setzt auf Luft/Ölkühlung. Dazu trägt der inklusive Getriebe und Sauganlage 110,8 Kilogramm schwere Boxer großflächig verrippte Zylinder und Zylinderköpfe. Das vertikal geteilte Motorgehäuse ist aus Aluminium gefertigt.
Im Gegensatz zu den klassischen luftgekühlten Zweiventil-Boxermotoren von BMW verfügt die aus Vergütungsstahl geschmiedete Kurbelwelle des „Big Boxer“ jedoch über ein zusätzliches Hauptlager in der Mitte, das aufgrund des enormen Zylindervolumens notwendig wurde, um unerwünschte Biegeschwingungen der Kurbelwelle zu unterbinden.
Die beiden Pleuel mit I-Schaft sind wie die Kurbelwelle gleitgelagert und ebenfalls aus Vergütungsstahl geschmiedet. Sie nehmen aus Aluminium gegossene Kolben mit zwei Kompressionsringen und einem Ölabstreifring auf. Die Lauffläche der Leichtmetallzylinder ist mit einer NiCaSil-Beschichtung versehen. Die Versorgung mit Schmier- und Kühlöl übernimmt eine Nasssumpfschmierung mit einer zweistufigen, via Hülsenkette von der Kurbelwelle angetriebenen Ölpumpe. Zu den weiteren Features gehören Vierventiltechnik, Einspritzung und Doppelzündung.
Die Ventilsteuerung des Big Boxers setzt auf zwei links und rechts oberhalb der Kurbelwelle angeordnete Nockenwellen. Je zwei auf der Oberseite der Zylinder geführte Stößelstangen betätigen über Gabelkipphebel die Ventile. Die Ventilspieleinsstellung erfolgt klassisch über Einstellschrauben. Die aus Stahl gefertigten Ventile messen im Tellerdurchmesser auf der Einlassseite 41,2 mm, auslassseitig sind es 35 mm. Der Ventilwinkel beträgt einlassseitig 21 Grad, auf der Auslassseite 24 Grad. Das Ventilspiel wird mit 0,2 – 0,3 mm angegeben.
Für den Kraftschluss zum Sechsgang-Getriebe sorgt eine Einscheiben-Trocken-Anti-Hopping-Kupplung mit Servounterstützung. Als Sonderausstattung ist ein Rückwärtsgang erhältlich. Dieser ist über ein Vorgelege und einen Elektromotor angetrieben und manuell schaltbar.
Mit dem neuen Boxer tritt BMW direkt gegen Wettbewerber wie Harley-Davidson und Indian an. Harley setzt bei seinen Modellen auf luftgekühlte V2-Motoren mit Hubraumstufen von 1.745 cm³, 1.868 cm³ und 1.923 cm³. Hier liegen die Leistungswerte zwischen 84 und 106 PS. Die Range für das maximale Drehmoment wird mit 145 bis 171 Nm angegeben. Der luftgekühlte V2 bei Indian kommt auf 87 PS und 150 Nm aus 1.811 cm³ Hubraum.