Harley-Davidson im hohen Norden der USA kennt jedes Kind. Eher Experten geläufig ist hingegen ein weiterer Motorradbauer aus den Staaten, nämlich Confederate aus Alabama im tiefen Süden. Seit rund 20 Jahren schmiedet diese Firma in Handarbeit exotische Luxus-Motorräder. Mit der Confederate Hellcat Speedster hat der Hersteller jüngst ein neues Modell präsentiert.
Zu relativer Berühmtheit, vor allem dank der Vorliebe einiger Hollywood-Stars, brachte es Confederates mächtiger Big Twin Hellcat, von dessen bislang drei Baugenerationen rund 780 Stück verkauft wurden. Vor eineinhalb Jahren holte sich die Truppe um Gründer Matt Chambers Verstärkung und engagierte den früheren Ducati-Designchef Pierre Terblanche. Er legt mit der vierten Hellcat namens Confederate Hellcat Speedster nun sein erstes Werk für die Südstaatler vor.
2163 cm³, 121 PS und Drehmoment von 190 Newtonmetern
Als Antrieb dient, wie schon für die bisherigen Hellcats, der luftgekühlte V2 des US-Motorenbauers S & S mit satten 2163 cm³, 121 PS und einem enormen Drehmoment von 190 Newtonmetern. Zylinder, Köpfe und Ventildeckel überarbeitete Terblanche komplett, ebenso bekam die Confederate Hellcat Speedster eine andere, dynamischere Geometrie. Der neue Sattel und die leicht vorverlegten Fußrasten machen die Speedster bequemer. Für eine schwungvolle Linie sorgt der schmale Tank, der ebenso wie die Felgen und die minimalistischen Kotflügel aus Karbon besteht.
Weltweit einzigartig, selbst in Kleinserie, ist das aus dem Vollen gefräste Motorgehäuse. In gleicher Weise von Hand gefertigt werden viele andere Alu-Teile, vom Scheinwerfer über die Ventildeckel und Filter bis zu Schwinge und Kennzeichenhalter, was die Confederate Hellcat Speedster schimmern und glänzen lässt. Ihren kernigen Charakter behält sie aber; unterstrichen wird er jetzt noch vom neuen, ultradicken 240er-Hinterreifen, den Metzeler zum Gesamtkunstwerk beisteuert.
Produktion soll bereits im September anlaufen
Technisch gibt es ebenfalls Neuigkeiten, denn Terblanche spendierte der Confederate Hellcat Speedster eine einstellbare WP-Gabel; hinten arbeitet ein Mono-Federbein von Race-Tech. Die Beringer-Bremsen verzögern nun auch hinten per potentem Vierkolbensattel. Interessant: Die Befestigung des Kennzeichenhalters läuft hinten genau durch den Bremssattel.
Die Produktion der Confederate Hellcat Speedster soll bereits im September anlaufen, geplant sind 65 Stück zum Preis von 65.000 Dollar (rund 49.000 Euro). Fraglich scheint allerdings, ob die Speedster je nach Europa kommt, denn mit dem lautstarken V2-Gewitter ihres luftgekühlten Motors dürfte sie an den hiesigen Homologationsvorschriften scheitern. Wiedersehen werden wir sie aber bestimmt – und sei es auch nur unter dem Hintern der einen oder anderen Hollywood-Berühmtheit.
Technische Daten Confederate Hellcat Speedster

56-Grad-V-Twin, 2163 cm³, 121 PS, 190 Nm, Rückgratrahmen, Upside-down-Gabel, Ø 48 mm, Doppelscheibenbremse vorn, Scheibenbremse hinten, Karbon-Räder vorn 3.5 x 18, hinten 8 x 18, Reifen vorn 120/70 ZR 18, hinten 240/40 VR 18, Sitzhöhe 724 mm, Radstand 1613 mm, Gewicht 227 kg, Preis 65.000 Dollar (49.000 Euro). Weitere Infos unter www.confederate.com
Interview mit Pierre Terblanche

Wie lange hat die Entwicklung gedauert?
Knapp ein Jahr. An den Themen Entwicklung und Design arbeiten hier nur drei Leute, bis vor zwei Monaten waren wir sogar nur zu zweit. Aber das ist normal, schließlich hat Confederate insgesamt bloß 14 Beschäftigte.
Welche Materialien bestimmen die Confederate Hellcat Speedster?
Die besten, die Geld kaufen kann! Das Motorgehäuse etwa wird aus einem riesigen Block 6061-Aluminium gefräst, der Rahmen aus fugenlosem Stahl geschweißt.
Du hast lange in Europa gearbeitet, vor allem in Italien. Warum jetzt dieser Sprung in die USA, und ausgerechnet zu Confederate mit seinen extremen Bikes?
Ich fand, es war einfach Zeit für eine Veränderung, sowohl was Arbeit als auch Lebensstil anlangt. Confederate reizte mich, weil man hier theoretisch alles entwerfen darf, so wild und abgedreht, wie man nur will.
Ist der Lebensstil in den USA denn nun wirklich so ganz anders als in Europa?
Schon, wir sind hier ja im tiefen Süden. Es ähnelt eher Südafrika, wo ich aufgewachsen bin: Das ganze Jahr über ist es warm, die Leute sind superfreundlich, das Essen ist gut. Allerdings haben mich meine neuen Kollegen hier gleich gefragt, welches Gewehr ich mir für mein Haus zugelegt hätte. Da ist man als Europäer dann erst mal sprachlos.
Und? Hast du dir ein Gewehr gekauft?
(lacht) Nein, ich bin immer noch unbewaffnet. Bis jetzt habe ich’s überlebt.
Wie ist der Stil der örtlichen Biker?
Die Motorräder sind generell viel lauter als in Europa, und irgendwie kümmert es keinen, ob sie nun die Emissionsbestimmungen einhalten oder nicht. Natürlich sieht man viele Harleys und andere große US-Cruiser. Sehr interessant finde ich, dass es hier eine lebhafte Hayabusa-Szene gibt, viele mit getunten Motoren und langen Schwingen.
Was ist dein nächstes Projekt?
Wir arbeiten bereits an einer neuen Version des Fighter-Modells. Danach würde ich gern ein High-Performance-Elektromotorrad für Confederate bauen: jede Menge Leistung und noch mehr Drehmoment!