Gekonnte Unvernunft müssen sich die Jungs von DSB auf ihre Seelen tätowiert haben. Es ist nämlich ein echtes Erlebnis, mit welcher Begeisterung die Berliner über ihr Projekt, die DSB-Ducati Diavel, sinnieren. Da trifft Sachverstand auf Kreativität und eine gehörige Portion „Gaganess“. Jedes noch so kleine Technik-Gimmick addiert sich zu einer spannenden Story, und wirklich alles macht plötzlich Sinn. Dabei wurde das Bike in seinem Grundcharakter nicht verändert. Was haben wir als Ausgangsbasis? Einen reinrassigen Power-Bolzen mit gepflegt-sportlichen Ansätzen. Den Berlinern gelang es aber, diese Wumme noch angriffslustiger, noch schärfer und damit auch furchteinflößender zu machen.
Zuerst wurde der Diavel das etwa 145 PS starke Herz entrissen und so lange daran gefeilt und getunt, bis am Ende 182 Pferde und sage und schreibe 141 Nm Drehmoment drinsteckten. Nichts wurde dabei dem Zufall überlassen. So erhöhte man den Hubraum auf 1260 cm³, es wurden längere Pleuel eingebaut, die Zylinder aufgehont und die Kolben geändert, die Verdichtung auf 14:1 angehoben, die Nockenwellen umgebaut und die Zahnriemenspannrollen angepasst. Zu den noch krasseren Tuning-Maßnahmen zählen bei der DSB-Ducati Diavel die umgebauten 1198er-Drosselklappen samt Airbox sowie eine neu konstruierte Anti-Hopping-Kupplung, die nicht mehr im Ölbad arbeitet, sondern wieder Ducati-„urtypisch“ im Freien rasselt.
Fahrwerk samt Bremsen ebenfalls angepasst
Wer glaubt, damit hätten die DSB-Jungs ihr Pulver verschossen, irrt gewaltig. Das Fahrwerk wurde samt Bremsen dem Motor entsprechend angepasst. Öhlins-Gabel und -Federbein wurden aufwendig umgebaut, das Heck angehoben und ein breiterer LSL- Alu-Lenker verbaut. Dazu erhielt die DSB-Ducati Diavel vorn die feinen, 708 Gramm leichten GP4 RX Brembo-Monoblöcke und die RCS-Armatur mit Karbon-Bremsleitung. Die hintere Bremsaufnahme der Diavel wurde komplett auf Monoblock umgebaut. Der Auspuff ist nicht nur leistungsfördernd, er ist sogar richtig schön! Dazu kombinierte DSB eine Termignoni- und eine Akrapovic-Anlage, um so die nötige Resonanz der Abgasströme zu erreichen und die Leistung entsprechend hochzutreiben. Um die umfangreichen Tuning-Maßnahmen leistungsfördernd in den Griff zu bekommen, wurde die Einspritzung mittels Power Commander V und einem zylinderselektiven Mapping programmiert.
Eine mir persönliche Freude ist die sehr leicht zu ziehende RCS-Kupplungshandpumpe. Auffallend ist das „Nichtauffallen“ der bedienrelevanten Teile. Alles liegt komfortabel in der Hand und lässt sich einfach bedienen. Alle, die bisher noch nicht dem äußeren Charme der Duc erlegen sind, werden nach dem Start des V2-Triebwerks beben. Die geballte Power ist förmlich im Asphalt rund ums Bike zu fühlen. Voluminös dieser Sound, herrlich! PS-typisch fühlen wir der DSB-Ducati Diavel jetzt auf der Rennstrecke auf den Zahn.
Die mattschwarze Schönheit hat auch am Vorderrad enormen Grip
Klar, dass ein solcher Power-Berg völlig anders bewegt werden muss als waschechte Racer. Überraschend macht das aber unendlich viel Spaß. Locker schwimmt man in der Sportfahrergruppe mit. Verblüfft sind vor allem Mitstreiter, die auf hubraumschwächeren Maschinen gegenhalten wollen und sich beim Einlenken schon wie sichere Sieger fühlen. Der enorme mechanische Grip katapultiert die Diavel ab dem Scheitelpunkt aber gewaltig aus der Kurve. Das Drehmoment reißt einem förmlich die Arme ab. Adrenalin-fördernd ist der bald überhitzte 230er-Straßenreifen. Die DSB-Ducati Diavel steht am Kurvenausgang schön quer, und die eingeschlagene Linie wird meist weiter als geplant. Bauartbedingt geht die Italienerin sowieso weite Bögen. Man sollte sich also unbedingt Platz verschaffen.
In Hockenheim ist die Parabolika das Highlight. 298 km/h im letzten Gang, voll ausgedreht und auf dem superbreiten Reifen in voller Schräglage – das lässt das Herz deutlich höherschlagen. Dank der akribischen Arbeit von DSB bleibt die Diavel aber kontrollierbar, und durch den langen Radstand und den tiefen Schwerpunkt liegt sie satt in der Kurve. Das Bremsen ist so sicher und brachial wie das Beschleunigen. Die Kolben verbeißen sich in zwei große 330er-Bremsscheiben. Die mattschwarze Schönheit hat auch am Vorderrad enormen Grip. Die Transparenz und das Gefühl fürs Vorderrad sind für einen derartigen Lenker, diese Sitzposition und die lange Gabel exzellent. Das Tanzen auf der Reifenflanke ist problemlos. Bremsdrifts gelingen easy. Und, wow, die DSB-Ducati Diavel wiegt moderate 210 Kilo.
55.000 Euro und weit über sieben Wochen reine Arbeitszeit
Eingebremst werde ich persönlich nur durch die immens hohen Baukosten des Unikats. 55.000 Euro und weit über sieben Wochen reine Arbeitszeit stecken in der DSB-Ducati Diavel. Damit auf der letzten Rille in die Kurve hineinzubremsen wäre für unsere Versicherung eine allzu gewaltige Belastung und würde sich bei der nächsten Prämie fürchterlich rächen. Der Käufer war in Hockenheim dabei und hat zitternd die Runden mitgezählt. Sichtlich erlöst war er, als wir die knisternde Duc wieder in die Obhut der Mechaniker gaben.
DSB ist ein Top-Bike gelungen. Die DSB-Ducati Diavel hat noch viel mehr technische Highlights zu bieten, als auf dem begrenzten Raum hier beschrieben. Viel Mut haben die Berliner bewiesen, und dieser wurde belohnt. Bitte gern mal wieder ein solch spannendes und mutiges Bike – wir wären bereit dafür.
Weitere Infos DSB-Ducati Diavel

Gewicht: 210 kg
vorn/hinten: 52,1/47,9 %
Leistung: 182 PS
Umbaukosten: ca. 55.000 Euro