Okay – der Reihenzweizylinder, der seine 1200 Kubikzentimeter Hubraum hinter einem Wassermantel versteckt, ist nicht hundertprozentig stilecht. Aber er klingt wie ein 90-Grad-V2 und dazu noch schön satt aus den kurzen Auspufftüten. Zur Not hält ihn eine Traktionskontrolle im Zaum, sollte er einmal den neu entwickelten Avon-Hinterreifen an die Haftgrenze bringen.
Stilbruch? Nein, Grundkonzept. Die Bobber ist ein modernes Motorrad in der Konfiguration der Urahnen. Was aussieht wie eine Vergaserbatterie von achtzehnhundert Windsturm, beherbergt Drosselklappen und Einspritzdüsen. Was daher kommt wie ein Starrrahmenheck, ist in Wirklichkeit eine Schwinge mit Zentralfederbein, das sogar über ein Hebelsystem betätigt wird. Und selbstverständlich leuchten in den Lampen keine Glühfäden, sondern LEDs. Man kann also ziemlich cool und stilvoll durch die City brabbeln, doch zur Not ankert die Bobber sogar mit ABS. Muss ja ab 2017 auch sein.

Triumph setzt große Hoffnungen in seine Modern-Classics-Retro-Linie rund um den neuen 1200er- und 900er-Motor. Und jeder, der die neuen mit 270 Grad Hubzapfenversatz bullig laufenden Twins schon gefahren hat, kann das nachvollziehen. Motorisch treffen die Briten die Wünsche der Szene perfekt: Druck aus dem Keller, starke Mitte, recht frei nach oben drehend. Für die Bobber durfte es unten und in der Mitte etwas mehr sein. Dafür fehlt wahrscheinlich oben etwas – aber wen juckt’s?
Im Vergleich zu den Standard-Bonnevilles und Thruxtons wurde das Fahrwerk neu gezeichnet. Unter dem in der Position verstellbaren Einzelsitz steckt gut kaschiert das Zentralfederbein, von der Seite kaum zu sehen. Und wenn ein Fahrer drauf sitzt, ist es ganz verdeckt. Ein Rahmenheck braucht es natürlich nicht, Bobber sind allgemein eher spartanische Soloeisen. Wobei Triumph trotzdem ein Gepäcksystem als Zubehör anbieten wird. Vorne rollt ein für einen Bobber eher untypisch schmaler 19-Zöller auf der Radachse, hinten ein mit 150 Millimetern nicht wirklich fetter 16-Zöller. Das passt wieder besser, schließlich hatte man früher auch noch keine 240er.

Genauso wäre natürlich eine Doppelscheibenbremse im schmalen Vorderrad irgendwie fehl am Platz. Wobei schöne Trommelbremsen natürlich optisch noch besser wären. Man könnte die Scheiben ja in den Trommeln verstecken. Hat Honda in den 80er-Jahren schon mal gemacht. Technisch geht das.
Sehr viel Liebe zum Detail zeigt Triumph in Sachen Verarbeitung. Die Bonneville Bobber, die wie alle Modern Classic-Triumphs in Thailand entsteht, ist die am schönsten gebaute. Die hübsche Edelstahl-Auspuffanlage schmiegt sich elegant an Motor und Rahmen. Den Einzelsitz trägt ein gebürstetes Aluminium-Gussteil. Der kleine Lampentopf wirkt chic, das neue Cockpit absolut stylisch. Wer immer das gezeichnet hat: Kompliment!

Auch die an den Lenkerenden befestigten Spiegel wirken sehr wertig, Hebeleien, Armaturen, alles sehr solide und durchdacht. Die Embleme alleine waren den Triumph-Leuten einige Minuten der Pressevorstellung wert. Hier wird „Quality-Badging“ betrieben. Sprich: Die Bobber-Embleme sind keine simplen Aufkleber, sondern erhaben ausgeführt und besonders aufwendig gefertigt.
So kommt diese Neuvorstellung dann auch zu dem immer spannenden Thema Preis. Wie groß ist das Loch, das die Bonneville Bobber in die Finanzdecke stanzt? Um die 13.000 Euro soll sie kosten. Ein strammer Betrag für ein Motorrad, das man nur allein erleben kann. Oder man kauft der besseren Hälfte gleich ein zweites dazu. Keine schlechte Idee, oder?
Daten
- Zweizylinder-Reihenmotor, 1200 cm³, zirka 80 PS
- zwei Fahrmodi
- Stahlrohrrahmen
- Telegabel
- Cantileverschwinge mit über Hebelsystem betätigtem Federbein
- ABS
- Traktionskontrolle
- Einscheibenbremse vorn und hinten
- verstellbarer Einzelsitz