Roller von BMW, das ist eine nicht immer glücklich verlaufene Beziehung. Man erinnere sich nur an den zu früh erschienenen C1. Dieser einsitzige Roller mit Dach und umfassendem Sicherheitskonzept floppte. Auch die aktuellen C 600 Sport und C 650 GT tun sich noch schwer im Markt. Die Verkaufszahlen wachsen nicht in den Himmel. Da passt der BMW C evolution in die Reihe. Mehr als zehn Einheiten pro Tag plant BMW zunächst nicht zu bauen. Dabei hätte der E-Roller durchaus das Zeug zum Bestseller.
Schon auf den ersten Blick wirkt er sympathisch. Freundliche Farbkombination, friedliche Linienführung, ansprechende Materialien, schön gestaltetes Farbdisplay. Auf dieses zaubert man nach Drehen des Zündschlüssels per Anlasserknopf ein „Ready“. Und schon kann es losgehen. Mittels Zusatzknopf an der Lenkerarmatur sogar rückwärts. Sinnvoll fürs Ausparken des 265-Kilogramm-Trumms. Vorwärts geht es durch Drehen des Gasgriffs. Und wie! Begleitet von einem hohen Sington schiebt die 35 Kilowatt (48 PS) starke E-Maschine den BMW C evolution richtig an und treibt das Gefährt samt Steuermann in weniger als drei Sekunden auf 50 km/h. Aus dem Stand liefert der permanenterregte Synchronmotor 72 Nm Drehmoment, etwa so viel wie ein 70-PS-Mittelklasse-Motorrad. Da kann kein normaler Roller mithalten.
BMW C evolution mit bis zu 100 km Reichweite
Vier Fahrprogramme lassen sich beim BMW C evolution bequem per Knopfdruck wählen. Sie unterscheiden sich vor allem im Grad der Rekuperation, also der Energierückgewinnung. Das geschieht nämlich einmal per Bremsen, die den Motor mehr oder weniger als Generator einsetzen. Und beim Stromwegnehmen, wonach der Motor stark oder gar nicht verzögert. Im Programm „Road“ stehen volle Beschleunigung und 50 Prozent Rekuperation per Gasgriff zur Verfügung. „Dynamik“ sorgt für eine viel stärkere Rekuperation, „Eco-Pro“ begrenzt dazu die Beschleunigung, und im Programm „Sail“ bremst der Motor gar nicht, dafür gibt es volle Beschleunigung.
Als Stromspeicher dienen beim BMW C evolution die gleichen Lithium-Ionen-Akkus wie im Elektrokleinwagen BMW i3. Mit seinen acht Kilowattstunden Kapazität kommt der C evolution laut BMW bis zu 100 Kilometer weit. Erscheint glaubwürdig, wir fuhren 65 Kilometer und laut Display waren noch 45 Prozent Ladung in den Zellen. Und das, obwohl wir auch eine flotte Bergstrecke hochflitzten und nicht gerade sparsam fuhren. Wie viel Strom man saugt oder beim Gaswegnehmen und Bremsen wieder produziert, zeigt das Display an. Auch numerisch. Am Ende der Testfahrt hatten wir immerhin 0,8 kWh wiedergewonnen.
Das Problem ist der Preis
Unvergleichlich sind Geräuschkomfort und Ansprechverhalten des Motors. Wie von Geisterhand getrieben schiebt der BMW C evolution nach vorn, gleitet gefühlt schwerelos durch die Straßenschluchten, bremst mehr oder weniger sanft wieder ab. Alles zu regeln mit dem Gasgriff. Und an der Ampel ist es still, total still. Erst jetzt merkt man, wie unsinnig ein im Leerlauf dahinknatternder Verbrenner ist.
Doch es gibt auch Schwächen: Der Akku baut recht breit, so bleibt relativ wenig Fußraum. Besser gepolstert könnte die Sitzbank sein, überraschend bald schmerzt der Hintern. Die Hinterrad-Federung könnte geschmeidiger wirken: Sie reicht speziell kurze Absätze nahezu ungefiltert an den Piloten weiter. Sonst ist der BMW-Scooter nahezu perfekt. Vom Helmfach bis zu den Heizgriffen, von der kurzen Ladezeit von drei Stunden im Idealfall bis zu den guten Rückspiegeln, vom ABS bis zur Traktionskontrolle bietet der C evolution nur Gutes. Fahren lässt sich der BMW sogar mit Leichtkraftrad-Führerschein A1. Das Problem ist der Preis. 15.000 Euro lassen die Stückzahlplanung der Münchner leider plausibel erscheinen. Schade.
Technische Daten BMW C evolution

Motor
Wassergekühlter permanenterregter Synchronmotor mit Rekuperationsfunktion, integriertes Ladegerät, Lithium-Ionen-Batterie, maximale Akku-Kapazität 8,0 kWh, kupplungsfreier Direktantrieb, Zahnriemen, Zahnräder.
Nennleistung: 11 kW/15 PS (Homologation nach ECE R85, Führerscheinklasse A1)
Maximalleistung: 35 kW/48 PS bei 4650/min
Max. Drehmoment: 72 Nm von 0 bis 4500/min
Fahrwerk
Aluminium-Akku-Gehäuse tragend, Telegabel, 0 40 mm, Einarmschwinge aus Stahl, ein Federbein, direkt angelenkt, Doppelscheibenbremse vorn, 0 270 mm, Doppelkolben-Schwimmsattel, Scheibenbremse hinten, 0 270 mm, Doppelkolben-Schwimmsattel.
Alu-Gussräder: 3.50 x 15; 4,50 x 15
Reifen: 120/70-R 15; 160/60-R 15
Maße und Gewichte
Radstand 1594 mm, Lenkkopfwinkel 65,9 Grad, Nachlauf 95 mm, Federweg v/h 120/115 mm,
Gewicht fahrfertig 265 kg, Zuladung 180 kg, Sitzhöhe 790 mm, Höchstgeschwindigkeit 120 km/h, Reichweite 100 km, Ladezeit 3,0 Std., bei 16 A.
Garantie Batterie: 5 Jahre
Preis: 15000 Euro
Nebenkosten: 369 Euro