Keinesfalls darf man auf das harmlose Erscheinungsbild des dreirädrigen Elektrofahrzeugs hereinfallen. Zugegeben: Es lässt einen weniger an dynamische Fortbewegung denken, als an Kinder, die übertrieben putzig Tretroller fahren. Oder an ältere Herren, die mit einer grünbraunen Cord-Schiebermütze auf dem Kopf zur Skatrunde zuckeln. Hah, und schon sind Sie auf dem falschen Dampfer! Das nüchtern "A 1000 EU genannte Modell von Bikeboard hat es faustdick hintern seinen knubbeligen Hinterrädern.
Moment mal - sitzt der Antrieb nicht vorne? Tatsächlich. In der Vorderradnabe sorgt ein 1000 Watt starker Elektromotor für 20 (keine Helmpflicht) oder 25 (Helmpflicht) Stundenkilometer Topspeed. Was die 1000 Watt statt einem Kilowatt respektive 1,36 PS hier im Text sollen? Na, die gefühlte Antriebspower des Bikeboards besser zur Geltung bringen. Denn die Art und Weise, wie das E-Rad seine Leistung abgibt, ist so überraschend wie unterhaltsam. Bedingt durch die geringe Last auf dem Vorderrad ist es ein Leichtes, selbiges durchdrehen zu lassen. Driftstarts gelingen am besten mit halb eingeschlagenem Lenker, und - sssssssssssssst - der Seniorensessel elektro-torpediert den Fahrer nach vorn.
Was für ein Spaß! Für den dynamischen Ritt lässt man den Sattel Sattel sein und stellt sich mit leicht gebeugten Knien der ungeahnten Fahrfreude. Beträchtlichen Anteil daran hat das Trittbrett mit Pendelachsensystem, das ordentliche Schräglagen ermöglicht - ohne dass sich die Hinterräder neigen. Auf diese Weise geht einerseits die Gefahr, mit der Karre umzukippen, gegen Null. Andererseits fordert diese Dynamik forsches Kurvenwedeln geradezu heraus. Der Hersteller weiß dies offenbar, denn die Dämpfung der Neigetechnik ist beim Kauf in drei Stärken wählbar. Wer es sportlich mag, wählt die wenig gedämpfte, also weiche Variante und lässt den Sitz gleich zu Hause: So reichen selbst scheinbar langsame 25 km/h für den flotten City-Ausflug; auf ebener Strecke zeigt der Tacho sogar bis zu 32 Sachen an. Vor allem die hinteren Stopper haben dieses Tempo gut im Griff. Fernab allen jugendlichen Übermuts bietet der Roller auch hochpraktischen Nutzen: Lenkertasche, Aluminium-Topcase und ein Regendach aus dem Zubehörprogramm verwandeln das A 1000 in ein handzahmes Einkaufswägelchen - mit dem man trotzdem sportlich unterwegs sein kann.
Kurzurteil:
Positiv
- Wiegt fast nichts
- Kann im Stehen und im Sitzen gefahren werden
- Sehr umkippsicher
- Großes Zubehörprogramm
- Viele Einsatzmöglichkeiten
- Kann echt jeder fahren
Negativ
- Geringer Fahrkomfort
- Nur einsitzig
- Bereits bei der Version mit 25 km/h besteht Helmpflicht
- Rentnerfahrzeug-Design
Technische Daten

Motor Bürstenloser Elektro-Nabenmotor
Batteriekapazität 2 Akkus à 11 Ah
Kraftübertragung Direkt
Leistung 1 kW (1,36 PS)
Max. Drehmoment k. A.
Bremse vorn Scheibe (Ø 160 mm)
Bremse hinten je eine Scheibe (Ø 120 mm)
Reifen vorn 17 x 2,5 Zoll
Reifen hinten 12,5 x 3,5 Zoll
Federweg vorn/hinten starr/70 mm
Reichweite max. 40 km
Ladedauer 4,5 Stunden
Höchstgeschwindigkeit (Werksangabe) 20/25 km/h
Farben Mattschwarz, Rot, Silber
Kosten pro 100 km zirka 0,30 Euro
Preis 3445 Euro
Orange Bike Concept

Wer nichts wagt, der nichts gewinnt. Dieser Weisheit nicht unähnlich mögen die Gedanken der Gründungsmitglieder von Orange Bike Concept (kurz: OBC) gewesen sein. Seit 2008 besteht die GmbH, seit April 2009 die erste Filiale und zugleich der Hauptsitz in Karlsruhe. Die Maschinenbau- und Elektro-Ingenieure des jungen Unternehmens widmen sich ausschließlich dem Thema Elektromobilität in Deutschland. Als Generalimporteur der Bikeboard-Modelle liegt der dreirädrige Roller im Fokus von OBC. Doch sowohl in Karlsruhe als auch in den Filialen in Wörrstadt/Rheinhessen, Schleiden/Eifel und Eibenstock/Erzgebirge finden sich Fahrzeuge weiterer Hersteller im Showroom. Hierzu zählen unter anderem Elmoto (siehe 2Räder-Fahrbericht in Ausgabe 10/2010), Innoscooter, Quantya, Zero und Vectrix. Auch Elektroautos und motorgetriebene Riesen-Skateboards (leider ohne Zulassung für den Straßenverkehr) gehören zum OBC-Portfolio. Fahrräder mit unter-stützendem Elektromotor sind ebenfalls verfügbar; Karlsruhe ist gewissermaßen ein Pedelec-Eldorado. Selbst das vornehmlich aus den USA bekannte Segway (Trittbrett mit zwei Rädern und Lenkstange, das durch Körperneigung beschleunigt) fehlt nicht.
Der Inhaber Steffen Kloiber und seine Kollegin Brigitte Rausch beobachten nicht nur ständig den wachsenden Markt an stromgetriebenen Fahrzeugen, sondern bemühen sich auch um die Zulassungen für den deutschen Straßenverkehr. Selbstverständlich können die Fahrzeuge bei OBC Probe gefahren werden, Mietfahrzeuge gibt es ebenfalls. Im eigenen Online-Store unter www.e-bikestore.de lassen sich alle Modelle vom Kindercrosser bis zum Luxusroller samt großem Ersatzteil- und Zubehörprogramm ausgiebig durchstöbern und natürlich auch bestellen.
Weitere Informationen im Internet unter www.orangebc.com.
So wird das Bikeboard zusammngeklappt

Das freche Elektrogefährt macht auf dem Weg zur Arbeit, zur Schule oder zum Einkaufen richtig Laune. Aber auch dort, wo das Bikeboard mangels Reichweite nicht ohne Hilfe hinkommt, endet die Freude an der elektrischen Fortbewegung nicht. Alle Modelle verfügen über zahlreiche Schnellverschlüsse, wie man sie von Fahrradsätteln und -achsen kennt. Dank dieser lässt sich das Dreirad simpel und flott zusammenfalten. Auf einen Bruchteil seiner vollen Abmessungen reduziert, passt das Bikeboard problemlos in Auto oder Wohnwagen, um es in die Ferne zu transportieren. Auch für die Arbeit auf Großflächen wie zum Beispiel bei Messen ist der einfache Transport von Vorteil.