Die neue Benelli TRK 502 X erinnert optisch an die GS Adventure. Mit knapp 48 PS und zum Preis vom 6.490 Euro zielt sie vor allem auf (Wieder-) Einsteiger. Wir konnten die in China gebaute Enduro bereits fahren.
Die neue Benelli TRK 502 X erinnert optisch an die GS Adventure. Mit knapp 48 PS und zum Preis vom 6.490 Euro zielt sie vor allem auf (Wieder-) Einsteiger. Wir konnten die in China gebaute Enduro bereits fahren.
Benelli TRK 502 X heißt die Neue und ist eine auf Adventure getrimmte Version der Straßenenduro TRK 502 mit zahlreichen Änderungen. Unter anderem steigt die Sitzhöhe um glatte fünf Zentimeter auf 850 mm, das Motorrad wirkt noch stattlicher und erwachsener. Der nach oben versetzte kantige Auspuff sorgt zusammen mit der ebenso kantigen Linienführung für Anklänge an die BMW GS Adventure, gepaart mit einem Schuss Ducati Multistrada an der Front. Das weckt hohe Erwartungen.
Die kann die Benelli TRK 502 X natürlich nicht wirklich erfüllen, denn ihre knapp 48 PS und das Drehmoment von 46 Nm halten den Vergleich mit den Platzhirschen nicht aus. Doch macht man sich erst mal frei von der Jagd nach Maximalwerten, überzeugt sie durchaus.
Das liegt nicht zuletzt am elastischen Reihen-Zweizylinder, einer Entwicklung des chinesischen Mutterkonzern QJ. Er zieht ab den niedrigsten Drehzahlen wacker und gleichmäßig voran, nimmt das Gas sauber an, erfreut mit fülliger Mitte. Jenseits der 7.000/min wartet er mit einem überraschenden Endspurt auf; da er dann aber Vibrationen entwickelt, fährt es sich angenehmer um die 6.000/min, wo das maximale Drehmoment liegt.
Trotz des Gewichts von 235 Kilo vollgetankt schafft die Benelli die steilen Steigungen, mit der sie während der Präsentation im bergigen Hinterland von Pesaro ständig konfrontiert wird, mit spielerischer Freude. Als Helfer fungiert dabei die Übersetzung, die bei der X-Variante weiter verkürzt wurde. In Sachen Fahrwerk rollt sie statt auf 17-Zoll-Gussrädern wie die Straßenversion auf Alu-Speichenrädern, vorn mit geländetauglichem 19-Zöller. Die Upside-Down-Gabel wurde etwas weicher abgestimmt, das Monofederbein ist nun voll einstellbar und bietet deutlich mehr Federweg und damit Komfort. Die Benelli TRK 502 X wird dadurch insgesamt höher, was auf den mit tiefen Schlaglöchern und dicken Bodenwellen gespickten italienischen Landstraßen dankbar vermerkt wird, denn die Schräglagenfreiheit steigt: Das harte Aufsetzen des Seitenständers, das die Basisversion in tiefen Linkskurven zeigte, ist verschwunden. Die neuen Bremsscheiben im Wave-Design verzögern ordentlich, aber nicht kompromisslos.
Auf Feldwegen mit festem bis anspruchsvollem Untergrund, fühlt sich die Benelli TRK 502 X ebenfalls pudelwohl.
Gerade im leichten Gelände schafft sie mit ihrer Stabilität und Gutmütigkeit viel Vertrauen, selbst den Ausflug in einen engen und tiefen Kanal meistert sie behände. Anteil an der gekonnten Vorstellung haben die zuverlässig grippenden Metzeler Tourance.
Auf elektronische Helfer verzichtet die Benelli TRK 502 X weitgehend, abgesehen vom untadeligen ABS von Bosch, das sich für den Offroad-Betrieb hinten abschalten lässt. Fahrmodi gibt es ebensowenig wie eine Traktionskontrolle, beides ist für ein Motorrad mit 48 PS auch nicht zwingend nötig. Üppig gestaltet sich die sonstige Ausstattung mit Handprotektoren, Sturzbügeln, Motorschutz aus Aluminium, Windschild, Gepäckbrücke, Hauptständer und Bordwerkzeug. Als Zubehör sollen bald Koffer und eine niedrigere Sitzbank folgen.
Kritik verdienen vor allem der lange Hebelweg der Handbremse und die eingeschränkte Handlichkeit in engen, langsamen Kurven, wo die X ihrem Gewicht Tribut zollen muss. Die eierlegende Wollmilchsau hat ihre Heimat eben doch noch in Bayern, nicht in China. Dennoch ist die X in mancher Hinsicht die GS, die BMW nie gebaut hat: Voll auf Einsteiger ausgelegt, dabei mit einem erwachsenen Auftritt und genügend Platz für zwei Mitteleuropäer samt Gepäck. Da die Bayern Teile ihrer kleineren GS-Modelle inzwischen selbst in Fernost produzieren, könnte sich die Hemmschwelle der Deutschen gegenüber „made in China“ abschwächen – das hofft man zumindest bei Benelli.