KTM 1050 Adventure im Fahrbericht
In Bescheidenheit üben

Die KTM 1050 Adventure rundet die Adventure-Reihe nach unten ab. Mit 95 PS taugt sie europaweit als Basis für eine 48-PS-Variante. Unsere ersten Fahreindrücke:

In Bescheidenheit üben
Foto: KTM

Nach unten wird die Adventure-Baureihe künftig durch das vierte Modell erweitert, die neue KTM 1050 Adventure. Ein Sparmodell in vielerlei Hinsicht: verringerter Hubraum, weniger Leistung, reduzierte Ausstattung, kleinerer Preis. Dabei stellte die einfachere Variante nicht nur Marketing-Strategen, sondern auch Techniker sicherlich vor eine schwierige Aufgabe. Die Vorgabe: 95 PS, damit sie als Basis für eine 48-PS-Variante taugt. Dazu wurden Bohrung und Hub reduziert, Kanäle und Steuerzeiten angepasst. Doch allein über die Hardware lässt sich ein Sportmotor nicht so gewaltig kastrieren, also muss die Elektronik eingreifen. Das führt zu einer auf den ersten Blick etwas seltsamen Leis­tungskurve. Bis 6000 Umdrehungen kommt der 1050er trotz Hubraum-Handicaps ganz nah an die 1190er heran. Dann wird die Leistung über einen weiten Bereich künstlich knapp unterhalb der geforderten 95 PS eingefroren. Ohne den elektronischen Würgegriff würde es der kleinere V2 immer noch auf rund 115 PS bringen.

Kompletten Artikel kaufen
KTM 1050 Adventure im Fahrbericht
In Bescheidenheit üben
Sie erhalten den kompletten Artikel (6 Seiten) als PDF
2,00 € | Jetzt kaufen

Das lässt in der Praxis einen wenig prickelnden Charakter befürchten. Aber manchmal kommt es halt anders, als man denkt, und das ist hier der Fall. Der Drossel-V2 macht auf der Landstraße viel Spaß, kommt von unten noch sanfter als der 1290er, aber mit ordentlich Druck. Da fehlt praktisch gar nix. Und er dreht überraschenderweise auch noch lustvoll bis in den urplötzlich eingreifenden Begrenzer. Natürlich ist der Schub oben heraus nicht so katapultartig, doch wirkt die KTM 1050 Adventure alles andere als lahm.

Zum Fahrspaß trägt eine enorme Wendigkeit der KTM 1050 Adventure bei, die teils auf das geringere Gewicht, vor allem aber auf die schmalere Bereifung zurückzuführen ist. 212 Kilogramm gibt KTM ohne Benzin an, das sind 17 Kilo weniger als die große 1290er, immerhin noch fünf Kilo weniger als die eher vergleichbare 1190er. Subjektiv würde man allerdings auf einen deutlich größeren Unterschied tippen.

Das einfachere WP-Fahrwerk spricht nicht so elegant an, immerhin stimmt die Grundabstimmung. Einstellmöglichkeiten werden nicht vermisst, zumindest im Solobetrieb. Der Reisekomfort bei höheren Geschwindigkeiten wird allerdings durch den mäßigen Windschutz und Turbulenzen geschmälert. Die einteilige, nicht einstellbare Bank ergibt eine niedrige Sitzhöhe, im Vergleich zur großen ist die kleine KTM 1050 Adventure jedoch unbequemer. 

Trotzdem mit guten Bremsen und viel KTM-Feeling ein interessantes Motorrad, dessen Erfolg am Markt eines im Wege stehen könnte: Der Preisabstand zur 1190er beträgt "nur" 1300 Euro, dafür fehlen doch ziemlich viele Goodies. Gespart wurde zum Beispiel bei Federung, Bordelektronik, Assistenzsystemen, Bremsen, es gibt serienmäßig keinen Hauptständer, keinen klappbaren Schalthebel, keinen Lenkungsdämpfer, dafür simple Spiegel und riesige Blinker, außerdem schlichte (aber leichtere) Gussräder. Eine lange Liste, die kühle Rechner wohl zwangsläufig zur 1190er überlaufen lässt, auch wenn sie auf deren Power verzichten könnten.

Technische Daten KTM 1050 Adventure

Motor: Wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-75-Grad-V-Motor, eine Ausgleichswelle, je zwei obenliegende, kettengetriebene Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder, Tassenstößel, Trockensumpfschmierung, Einspritzung, 2x Ø 52 mm, Lichtmaschine 450 W, Batterie 12 V/11 Ah, hydraulisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung (Anti-Hopping), Sechsganggetriebe, X-Ring-Kette, Sekundärübersetzung 42:17.

Bohrung x Hub: 103,0 x 63,0 mm
Hubraum: 1050 cm³
Verdichtungsverhältnis: 13,0:1
Nennleistung: 70,0 kW (95 PS) bei 6200/min
Max. Drehmoment: 107 Nm bei 5750/min

Fahrwerk: Gitterrohrrahmen aus Stahl, Upside-down-Gabel, Ø 43 mm, Zweiarmschwinge aus Aluminium, Federbein, direkt angelenkt, verstellbare Federbasis und Druckstufendämpfung, Doppelscheibenbremse vorn, Ø 320 mm, Vierkolben-Festsättel, Scheibenbremse hinten, Ø 267 mm, Zweikolben-Festsattel, Traktionskontrolle, ABS.

Alu-Gussräder: 3.00 x 19; 4.50 x 17
Reifen: 110/80 R 19; 150/70 R 17

Maße+Gewichte: Radstand 1560 mm, Lenkkopfwinkel 64,0 Grad, Nachlauf 120 mm, Federweg v/h 185/190 mm, Sitzhöhe 850 mm, Gewicht (ohne Benzin) 212 kg, zulässiges Gesamtgewicht 440 kg, Tankinhalt/Reserve 23,0/3,5 Liter.

Garantie: zwei Jahre
Farbe: Orange/Schwarz
Preis: 12.695 Euro
Nebenkosten: 250 Euro

Die aktuelle Ausgabe
MOTORRAD 20 / 2023

Erscheinungsdatum 15.09.2023