Einzeltest: KTM 1190 Adventure R

KTM 1190 Adventure R im Fahrbericht Braucht eine Enduro wirklich 150 PS?

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R ist Racing. Das ist bei KTM nicht anders als bei anderen Marken, nur dass KTM auch im Dreck den Unterschied zwischen Normalos und Rennverrückten macht. Also auch bei der Adventure R?

Braucht eine Enduro wirklich 150 PS? Foto: KTM
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Vor mir die Staubwolke von Supermoto-Crack Gilles Salvador, unter mir tiefer Schotter, matschige Furchen und sandiger Waldboden mitten in den Vogesen. Mein erster Einsatz in ­echtem Endurogelände, und das mit einem 235-Kilo-Trumm, der neuen KTM 1190 ­Adventure R – na großartig. Der Schweiß rinnt mir in die Augen. Jedes Mal, wenn es das Vorderrad versetzt und ich mich schon am nächsten Baum wähne, drückt es den literweise aus den Poren. Aber es macht auch Spaß, mitunter sogar riesigen Spaß. Stehend auf den Rasten geht es im Offroad-Modus der komplexen Elektronik mit ABS und Traktionskontrolle ganz schön flott durch den Wald.

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KTM 1190 Adventure R im Fahrbericht Braucht eine Enduro wirklich 150 PS?
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Das Fahrwerk der KTM 1190 Adventure R ist deutlich näher am Offroad als das der Standard-Version – sowohl vorn als auch hinten hat sie ein Plus von 30 Millimetern Federweg. Der R-Lenker ist ebenfalls breiter (20 mm) und liegt wie eine Motocross-Stange in der Hand. Und auch die schmalen Felgen mit dem 21-Zoll-Vorderrad versprühen diesen Dakar-Touch, den die 990er früher generell hatte und den KTM für die Standard-Variante im Kampf gegen die BMW R 1200 GS aufgab. Wer also wirklich öfter die Straße mal verlassen möchte, sollte sich die R besorgen. Muss aber warten, denn die Modellreihe für 2013 ist bereits ausverkauft.

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Braucht eine Enduro wirklich 150 PS?

Jahn
Das Fahrwerk der KTM 1190 Adventure R ist komplett einstellbar – allerdings nur von Hand.

So neu der Geländeeinsatz ist, so kräfteraubend man den Lenker fest im Griff haben sollte, so gut fühlt sich die KTM 1190 Adventure R jedoch an. Das liegt vor allem am Motor, der wirklich sanft ans Gas geht und wunderbar dosierbar ist. Knapp 100 PS bietet der V2 im Offroad-Modus und schont durch seinen Charakter die Nerven des Enduro-Novizen soweit es das Gelände hergibt. Das ABS tut das auch, denn der Blockierverhinderer arbeitet wie bei der Standard-Adventure je nach Fahrmodus und bremst hinten sanft mit, wenn man in Straßenfahrermanier nur vorn in den Hebel greift.

Als wir nach einem kurzen Landstraßen-Abschnitt wieder in so einen ­furchigen Waldweg abbiegen, finde ich auf ­Anhieb den richtigen Modus leider nicht und versuche nun krampfhaft an der Führungstruppe dranzubleiben. Jetzt schiebt der Twin der KTM 1190 Adventure R allerdings mit seinen vollen 150 PS an und man fragt sich gepaart mit bitterbösen Verwünschungen himmelwärts, warum um Himmels Willen eine Enduro 150 PS braucht? Könner würden wahrscheinlich sagen, weil es irre Spaß macht. Mich aber macht das durchdrehende und ständig wegschmierende Hinterrad angesichts des tiefen Talblicks ohne Auffangzaun fertig!

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Teilzeit-Enduristen werden die Adventure zu schätzen wissen

Doch endlich hat Gilles ein Einsehen oder ihm gehen schlicht die legalen Offroad-Einlagen aus, jedenfalls folgen jetzt gut asphaltierte Straßen im französischen Mittelgebirge. Hier machen die 150 PS endlich richtig Sinn, und der V2 versprüht seine Kraft mit Charme. Selbst offen ist die Leistung sauber dosierbar. Da ruckt beim Gasanlegen per Drive-by-Wire nichts. Trotzdem steckt im 1190er auch ein Tier. Dazu muss man lediglich den Sport-Modus reindrücken, dann geht die KTM 1190 Adventure R wie die Hölle ans Gas, überschwemmt einen mit Drehmoment ab Standgas und das ABS regelt eigentlich überhaupt nicht. Zumindest nicht auf den montierten Conti-Trail Attack, die trotz schmaler Enduromaße guten Grip bieten. Auch die Traktionskontrolle muss kaum eingreifen, macht sich nur einmal, dafür aber deutlich und effektiv auf Kopfsteinpflaster bemerkbar.

Deutlich spürbarer ist die Dämpfung des im Gegensatz zur Standard-Variante nicht elektronisch konfigurierbaren Fahrwerks – und zwar negativ. Der Sportlererprobte Straßenfeger sieht sich beim heftigen Ankern nämlich schon über den Lenker segeln, so tief nickt die Front nach unten. Schön, dass man die Druck- und Zugstufe einfach per Verstellrädchen in je einem Gabelholm einstellen kann. Das minimiert die Bewegungen zwar deutlich, offenbart aber den Grundcharakter der KTM 1190 Adventure R erneut überdeutlich, denn die langen Federwege sollen nicht zum harten Bremsen auf Straßen domestizierbar sein, sondern bei Schlägen oder gar Sprüngen tadellos funktionieren. Teilzeit-Enduristen werden das allemal zu schätzen wissen.

MOTORRAD-Markt: Gebrauchte KTM 1190 Adventure R kaufen

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PS-Urteil

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Die KTM 1190 Adventure R ist ein Spezialist. Ihre Offroad-Vorzüge gegenüber der Standard-KTM verlangen dem R-Typ den Willen zu Schotterpisten und Steinbruchausflügen regelrecht ab. Hier können Fans mit bis zu 150 PS die Sau rauslassen und trotzdem mit viel Spaß wieder den Heimflug per Landstraße antreten. Wer jedoch auf Asphalt den hohen Lenker liebt, ist mit der Standard besser dran.

Technische Daten

Jahn
Hauptständer und Sturzbügel gehören zum Grundpaket der KTM 1190 Adventure R.

Antrieb
Zweizylinder-V-Motor, 4 Ventile/Zylinder, 110 kW (150 PS) bei 9500/min*, 125 Nm bei 7500/min*, 1195 cm3, Bohrung/Hub: 105,0/69,0 mm, Verdichtung: 12,5:1, Zünd-/Einspritzanlage, 52-mm-Drosselklappen, hydraulisch betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Anti-Hopping-Kupplung, Sechsganggetriebe, Kette.

Fahrwerk
Gitterrohrrahmen, Lenkkopfwinkel: 64 Grad; Nachlauf: 108 mm; Radstand: 1580 mm; Ø Gabelinnenrohr: 48 mm; Federweg vorn/hinten: 220/220 mm.

Räder und Bremsen
Leichtmetall-Speichenräder, 2.50 x 21/4.50 x 18, Reifen vorn: 90/90 ZR 21, hinten: 150/70 ZR 18, 320-mm-Doppel­scheibenbremse mit Vierkolben-Festsätteln vorn, 267-mm-Einzelscheibe mit Zweikolben-Festsattel hinten, ABS.

Gewicht (vollgetankt)
235 kg*, Tankinhalt: 23 Liter Super

Grundpreis
14895 Euro (zzgl. NK)*

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