Als Enduro mit Funbike-Einschlag ist die Dominator schon lange ein Volltreffer. Nun erstürmt sie in neuem Dress die Weite des Raums.
Als Enduro mit Funbike-Einschlag ist die Dominator schon lange ein Volltreffer. Nun erstürmt sie in neuem Dress die Weite des Raums.
Mit dem Fußballspielen hapert´s ein bißchen, aber Motorräder bauen können sie, die Italiener. Mittlerweile sogar japanische, wie zum Beispiel die Honda NX 650 Dominator.Wer jetzt skeptisch die Nase rümpft, rümpft zu früh. Zum einen konnte der Preis der NX 650 durch die Verlagerung der Produktion in die Nähe der Abnehmermärkte deutlich nach unten korrigiert werden, zum anderen gibt die Verarbeitungsqualität der Maschine keine Hinweise, daß in der italienischen Honda-Dependance weniger akkurat gearbeitet würde als im fernöstlichen Stammhaus.Zur Beruhigung skepischer Gemüter mag obendrein der Umstand beitragen, daß die Dominator im Kern durch und durch japanisch geblieben ist: Motor, Federungselemente, Bremsen - um die wichtigsten Baugruppen zu nennen - entstehen weiterhin an Originalschauplätzen.Daß die 650er Einzylindermaschine schon acht Jahre auf dem Buckel hat, hält sie nicht davon ab, in der neuesten Auflage jugendliche Frische an den Tag zu legen. Eine geänderte Verkleidung, enger anliegend und mit buntem Dekor aufgeputzt, läßt die Dominator weniger behäbig erscheinen. Was ihre Schutzwirkung angeht, macht die neue Plastikschale trotz schlankeren Zuschnitts eine gute Figur. Ohne lästigen Wirbel um ihren Job zu machen, stanzt sie ein etwa halbquadratmetergroßes Loch in die Atmosphäre, aus dem nur Kopf und Extremitäten des Fahrers hervorragen. Nicht hervorragend, sondern auf japanischem Klassenniveau ist die Leistungsausbeute des Dominator-Einzylinders mit nominell 44 PS. Doch zumindest im Fall der Testmaschine kassiert der 650er Extrapunkte für besonders eifrige Dienstauffassung: 47 PS drückte der Proband auf die Prüfstandsrolle, deutlich mehr als die japanische Klassenkonkurrenz.Mit dem heimlichen Leistungsplus gelingt es der Dominator, ihren leichten Fettansatz - mit 16 Litern Sprit an Bord wiegt sie 183 Kilogramm - mehr als nur zu kompensieren: Sowohl beim Beschleunigen aus dem Stand als auch bei der Elastizitätsprüfung liefert sie überdurchschnittlich gute Werte. Und die werden in der Praxis oft und gern abgerufen, denn einerseits gehen dem Single hohe Drehzahlen leicht und vibrationsarm von der Hand, anderseits zieht er auch in den oberen Gängen schon ab 3000/min energisch und ohne häßliches Rucken an der Kette. Munter drehen oder schaltfaul ziehen lassen? Die Entscheidung wird durch die Kraftübertragung nicht erleichtert. Die Gänge flutschen rauf wie runter leicht und sicher, wenn´s besonders schnell gehen soll, auch ohne Kupplung, und Lastwechselschläge infolge übermäßgen Spiels im Antriebsstrang sind der Dominator ebenfalls fremd. Eher spricht der Kraftstoffverbrauch gegen allzu überschwenglichen Umgang mit Gasgriff und Schalthebel: Bei moderater Fahrweise ist die Honda kaum unter fünf Liter auf 100 Kilometer zu bringen, sieben Liter laufen bei beherzterer Gangart dagegen ohne weiteres durch die Gasfabrik.Nichtsdestotrotz wird das in der Dominator schlummernde Leistungspotential oft und gern genutzt, weil´s einfach Spaß macht und weil´s so einfach geht. Denn das Fahrwerk mit nach Enduro-Maßstäben bescheidenen Federwegen bringt auf der Straße eine Reihe erfreulicher Charakterzüge unter einen Hut. Enge bis mittelschnelle Kurven, unterbrochen durch kurze Geraden, das Ganze gern auch mit Schlaglöchern und Bodenwellen durchsetzt, bieten den größten Unterhaltungswert: Die vordere Scheibenbremse schafft locker Verzögerungsraten bis an die Reifenquietschgrenze, die Maschine legt sich wie von selbst in Schräglage, und die schluckfreudigen und straff gedämpften Federungselemente sorgen für Spurstabilität und Bodenhaftung.Auch in den Randzonen ihres Betätigungsfeldes hält sich die Dominator wacker: Bei Topspeed auf der Autobahn läuft sie sauber geradeaus, und Abstecher in leichtes Gelände absolviert sie bei angepaßter Geschwindigkeit mit überraschender Agilität und ohne durchschlagende Resultate an Gabel und Federbein.