Kurztest KTM Duke 620 E

Kurztest KTM Duke 620 E

Nicht jeder steht auf Frühsport. Schon gar nicht, wenn es sich dabei um das Ankicken eines großen Einzylinders handelt. Darum bietet KTM das Funbike Duke jetzt mit E-Starter an.

Es gibt sicherlich kaum ein Motorrad, das dem Begriff Funbike näherkommt als eine KTM Duke. Doch ein kleiner Schönheitsfehler ließ bislang so manchen an diesem Spaßmacher verzweifeln. Denn vor den Fun hatten die Österreicher die Arbeit gesetzt. Der 50 PS starke Eintopf mußte - je nach Kraft, Gefühl und Technik des Fahrers - mehr oder weniger oft mit dem Kickstarter ermutigt werden, seinen Dienst aufzunehmen.

Damit ist jetzt endgültig Schluß. Ein kurzer Druck auf den Starterknopf am Lenker, und schon stampft der Single im bekannten Viertakt. Allerdings erinnert das ächzende Geräusch des Startermotors eher an eine alte Baumaschine als an ein nagelneues sportliches Zweirad. Wem diese Art der Startprozedur also zu erniedrigend erscheint, dem bleibt noch immer die Möglichkeit, seine Fitneß weiterhin am Kickstarter zu beweisen.


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Neben dem Anbau des E-Starters beschränkt sich die Modifikation des 1996er Triebwerks lediglich auf einen neuen Schaldämpfer. Der soll etwas leiser sein, was sich aber mit dem menschlichen Hörorgan nicht feststellen läßt. Und auch leistungsmäßig zeigt die Duke sich mit gemessenen 50 PS so kräftig wie eh und je.

Im Fahrbetrieb fehlt der gelb-schwarzen KTM dagegen der rechte Pepp. Der KTM-Motor hat nicht den nötigen Bums aus dem Keller, der große Einzylinder erst so richtig sympatisch macht. Auch die Drehfreudigkeit läßt etwas zu wünschen übrig. Der rote Bereich bei 8500/min auf dem Drehzahlmesser bleibt daher eher eine theoretische, weil selten erreichte Größe. Wobei der Wunsch nach hohen Drehzahlen bei der KTM ohnehin nicht groß ist. Trotz Ausgleichswelle gehört das Vierventil-Triebwerk nicht zu den sanftesten im Einzylinder-Reigen. Die harten Vibrationen suggerieren eine hohe mechanische Belastung. Und wer möchte sein immerhin 15 580 Mark teures Spielzeug ständig solchen Qualen aussetzen?

Kleine Änderungen gibt’s auch auf der Fahrwerksseite. Weil die Österreicher festgestellt haben, daß nicht alle Menschen so großgewachsen sind wie die Gebrüder Kinigardner, haben sie die Sitzhöhe ihres Café-Racers um ganze 20 Millimeter gesenkt. Zwar ist die Duke damit immer noch kein Geheimtip für kleine Menschen, sie baut jetzt aber niedriger als die meisten Enduros in ihrer Hubraumklasse.

Wie jedes Motorrad hat auch die Duke bestimmte Vorlieben und Abneigungen. Letzteres sind lange Geradeausstücke wie Autobahnen oder schnelle, gut ausgebaute Landstraßen. Obwohl die KTM mit 170 km/h nicht zu den langsamsten Verkehrsteilnehmern gehört, sind solche Geschwindigkeitsbereiche wie bei den meisten Enduros aus Konditionsgründen zu meiden. Und aufgrund ihrer ellenlangen Federwege gehört sie in schnellen Kurvenpassagen auch nicht unbedingt zu den Stabilsten, was sie gern durch leichte Pendelbewegungen kundtut.

Auf kleinen, winkligen Straßen dagegen kann die Duke ihr ganzes Temperament entfalten. Wie von der Tarantel gestochen schießt sie durch engstes Geschlängel und freut sich förmlich über jedes Schlagloch, das die langhubigen Federelemente gierig aufsaugen. Besonders beliebt bei der Duke sind auch Haarnadelkurven. Der breite Lenker zur Kurveninnenseite gedrückt, Gewicht so weit wie möglich nach vorn gebracht und dann mit viel Zug rum ums Eck. Die montierten Michelin TX 15/25 High Sport-Reifen sind solchen Anforderungen allerbestens gewachsen.

Nicht ganz so souverän verhält sich das Spaß-Bike beim Bremsen. Zwar reicht die einzelne Scheibe im Vorderrad aus, in Zusammenarbeit mit der Vierkolbenzange eine ordentliche Verzögerung zu erzielen, aber beim Versuch, mit gezogener Bremse in eine Kurve einzulenken, reagiert die Duke widerspenstig. Plötzlich ist das traumhaft lockere Handling wie weggeblasen, und die Fuhre nimmt einen deutlich größeren Kurvenradius als gewünscht. Vielleicht sollte man doch lieber auf einen etwas schmaleren Vorderreifen vertrauen. Schließlich sind 120er Pneus für schwerere und vor allem steifere Supersportler entwickelt worden und nicht für so leichte und agile Funbikes wie die KTM Duke. Aber halt - man darf natürlich nicht das Aussehen vergessen, und da muß sich ihre Hoheit, die Duke, wirklich nichts Schlechtes nachsagen lassen.

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