Der „Klonck“ ist weg! Jahrzehntelang hat uns Moto Guzzi an das laute Krachen beim Einlegen des ersten Gangs gewöhnt, und jetzt bauen die Italiener einfach ein neues Getriebe, bei dem der erste Gang schier geräuschlos einrastet. Klar, auch wir haben dieses Krachen schon kritisiert. Aber jetzt, wo es weg ist, vermisst man es fast ein wenig.
Höchst attraktive Optik
Der fehlende Klonck ist beileibe nicht das einzig Neue an Moto Guzzis erster Classic Enduro, wie der exklusive erste Direktkontakt mit ihr beweist. Schon auf der Mailänder Messe im letzten November erregte sie, damals noch als Konzeptstudie, viel Aufsehen, denn sie kommt im Stil der guten alten 80er-Jahre-Enduros daher. Also mit vergleichsweise schmaler und dabei höchst attraktiver Optik, mit einfacher Motortechnik ohne Wasser- oder Ölkühler und mit einer wirklich unkomplizierten Ausstrahlung – als könnte sie aus dem Stand sowohl die Weltreise als auch den lässigen Ausritt ins Gelände meistern.

Im Vergleich zum Konzept-Bike hat sich der Name ein wenig geändert, das Modell bekommt zur Bezeichnung V85 noch den Zusatz TT – das steht natürlich nicht für Tourist Trophy, sondern für „Tuttoterreno“ im Italienischen eine von mehrere Bezeichnungen für „geländegängig“. 80 PS verhieß Guzzi ihr vor einem Jahr, und genau das haben die Techniker durch zahlreiche Modifikationen am luftgekühlten 850-cm3-Motor auch geschafft. Der Antrieb befeuert bislang ausschließlich das hauseigene Naked Bike V9, reißt dort aber nur 55 PS.
Moto Guzzi V85 TT soll 80 PS haben
Mit dergestalt verbessertem V2-Motor, einem brandneuen Rahmen und vielen hochwertigen Komponenten überzeugt die V85 TT nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis. Das Fahrwerk ist allen Straßenlagen vom schnellen Gerade bis zu engen Kehren gewachsen, die 80 PS reichen auf der Landstraße voll und ganz aus. Nur für turboschnelle Autobahnetappen wünscht man sich vielleicht mehr Speed, doch das ist ein rein deutsches Problem, denn in allen anderen europäischen Ländern liegt die Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Autobahn bei maximal 130 km/h.
Ein echter Treffer
Dem ersten Eindruck auf 300 Kilometern Landstraße zufolge ist Moto Guzzi ein echter Treffer gelungen. Das Fahrwerk ist zum Teil einstellbar, die Bremsanlage greift knackig, aber nicht giftig zu, moderne Elektronik ist in Form von Riding Modes vorhanden, aber nicht exzessiv eingesetzt. Details wie die in den Heckrahmen integrierten Kofferhalter lassen auf durchdachtes Zubehör hoffen. Da könnte der GS eine echte Konkurrenz entstehen – wenn schon nicht der großen 1200er, so doch der 750er und der 850er, denn im Gegensatz zu ihnen bringt die Moto Guzzi einen wartungsfreundlichen Kardan mit.