Sherco-Sportenduros 2020 im Test
Steter Tropfen höhlt den Stein

Die großen Erfolge kommen nicht über Nacht, sondern sind meist das Resultat von akribischer, konstanter Weiterentwicklung. Dieses Konzept wendet der südfranzösische Offroad-Spezialist auch für den Modelljahrgang 2020 an.

Nach wie vor kann man bei Sherco zwischen zwei Modellvarianten auswählen: die „Racing“-Modelle und die teureren „Factory“-Modelle besitzen Kayaba-Fahrwerkskomponenten, die Viertakt-Ausgaben zudem Akrapovic-Auspuffanlagen. Allen Modellen kommt die überarbeitete Umlenkung zugute, die mit weniger Reibung für mehr Komfort sorgen soll. Zudem soll eine bessere Abdichtung für eine längere Lebensdauer der Lager führen. Optisch sind die neuen Motoren an den mangan-farbenen Kupplungs- und Zündungsdeckeln sowie Zylinderköpfen erkennbar.

EICMA 2022

Racing-Modelle von Sherco

Alle „Racing“ Modelle sind mit den Xplor-Federelementen von WP Suspension ausgestattet. Serienmäßig ist der WP Preload-Adjuster, das heißt ein Drehrad zur manuellen Änderung der Vorspannung der Gabelfeder an Bord. Die 250/300er-Zweitakt-Maschinen besitzen zudem einen um 150 Gramm leichteren Schalldämpfer.

Factory-Modelle von Sherco

Etwas umfangreicher sind die Arbeiten an den „Factory“ Modellen ausgefallen. Die 48 mm-Gabel stammt von Zulieferer Kayaba und erhielt eine optimierte Abstimmung. Im Heck arbeitet der aktuellste Stoßdämpfer aus dem japanischen Haus. Das Alu-Stahl-Kettenblatt des letzten Modelljahres wurde nun gegen ein stabileres Stahl-Kettenblatt getauscht. Die 250/300-cm³-Zweitakt-Modelle erhielten ebenfalls den um 150 Gramm leichteren Endschalldämpfer der RRacing-Varianten, die Viertakter Auspuffanlagen von Akrapovic. Auch bei ihnen gibt es ein neues Design sowie blaue Rahmenprotektoren.

125 cm³ und 250/300-cm³ Motoren

Das 125-cm³-Triebwerk erhielt eine neue, nun einstellbare Auslasssteuerung, ein neues Kolbenprofil für eine längere Haltbarkeit sowie eine verbesserte Drehfreude. An der 250/300-cm³-Zweitakt-Motorplattform gibt es die meisten Neuerungen für das Modelljahr 2020: Neue Luftansaugstutzen, ein neuer Membrankasten, ein im Einlassbereich überarbeitetes Motorgehäuse, ein neues Kupplungskorb-Zahnrad, eine leichtgängigere Kupplung mit verbesserter Schmierung und ein leichteres Antriebsritzel sollen die Performance verbessern und das Gewicht um rund 500 Gramm reduzieren. Auch am 250/300-cm³-Viertakt-Triebwerk konnte das Gewicht dank leichterer Zahnräder im Schmiersystem und am E-Starter um 400 Gramm reduziert werden. Dazu gibt es auch eine neue Schaltwalze für präzisere Gangwechsel.

450 cm³ und 500 cm³ Motoren

An den großen 4-Takt Motoren mit 450 und 500 cm³ Hubraum wurde ebenfalls ordentlich abgespeckt. 600 Gramm sollen die dicken Treibsätze durch leichtere Zahnräder im gesamten Triebwerk verloren haben. Zudem sorgt eine neue Steuerkette für einen leiseren Motorlauf und weniger Reibung.

Sherco-Sportenduros 2020 im Fahrtest

Beim Fahrtest machten die Maschinen durch die Bank einen guten Eindruck. Sehr schön ist es, dass alle Motorräder serienmäßig mit einem Mapping-Schalter am Lenker ausgestattet sind, den man auch während der Fahrt bedienen kann. Der Unterschied zwischen dem sanften und aggressiveren Mapping ist bei allen Modellen gut zu spüren.

Die WP Xplor-Fahrwerke der Racing Modelle arbeiten gut und sprechen komfortabel über Wurzeln und Steine an. Sie sind eine gute Wahl für Hobbyfahrer. Wer ambitioniert bei Wettkämpfen unterwegs ist und auf der Jagd nach den letzten Zehnteln ist, dürfte sich mit den Kayaba-Fahrwerken der Factory-Modelle wohler fühlen. Die Bikes liegen damit bei hohem Tempo spürbar stabil, zudem bieten die Kayaba-Teile eine größere Durchschlagsicherheit. An den Viertaktern machen sich die Akrapovic-Auspuffanlagen der Factory-Modelle mit einer noch drehfreudigeren Motorcharakteristik und noch etwas mehr Leistung bemerkbar.

Die Preise der 2020er Modelle stehen noch nicht fest, sollen aber in Kürze bekannt gegeben werden.

Was ist neu?

Alle Modelle:

  • Überarbeitete Umlenkung
  • mangan-farbene Motordeckel
  • Racing-Modelle:
  • Alle: Grafik, Preload-Adjuster für WP Xplor-Gabel
  • 250/300-Zweitakt: leichterer Schalldämpfer (minus 150 g)

Factory-Modelle:

  • alle: Grafik, Abstimmung der Kayaba-Gabel und des Stoßdämpfers, Stahlkettenblatt

Motoren:

  • 125 cm³: einstellbare Auslasssteuerung, geändertes Kolbenprofil, aggressivere Zündkurve für mehr Drehfreude
  • 250/300 cm³ Zweitakt: leichterer Schalldämpfer (-150 g), Luftansaugstutzen, Membrankasten, Motorgehäuse, Kupplung, Fahrzeuggewicht minus 500 Gramm
  • 250/300 cm³-Viertakt: neue Schaltwalze, Motorgewicht minus 400 Gramm
  • 450/500 cm³-Viertakt: neue Steuerkette, Motorgewicht minus 600 Gramm

Firmenjubiläum – 20 Jahre Sherco

Die Französische Revolution in Sachen Trial-Motorräder und Sportenduros feiert in diesem Jahr zwei runde Jubiläen: vor 20 Jahren lief das erste Sherco-Motorrad vom Produktionsband, vor 15 Jahren rollte die erste Sportenduro des Herstellers aus den Produktionshallen in Nîmes. Inzwischen haben sich die Blauen zur „am schnellsten wachsenden Marke der Offroad-Industrie“ (O-Ton Sherco) gemausert. 750 Händler weltweit, davon 500 in Europa zeugen vom anhaltenden Wachstum. Aber auch auf der Rennstrecke zeigt sich, dass es bei den Blauen voran geht: Der Franzose Michael Metge gewann bei der vergangenen Dakar erstmalig eine Tagesetappe, Extrem-Enduro-Spezialist Mario Roman holte beim legendären Erzberg-Rodeo in der Ausgabe 2019 Platz drei.

Die aktuelle Ausgabe
MOTORRAD 12 / 2023

Erscheinungsdatum 26.05.2023