Test Husqvarna TE 510
Hammer-Fest

Sie verspüren zunehmend Langeweile in Ihrem Leben? Sie suchen nach
einer echten Herausforderung? MOTORRAD hätte da einen Tipp, der Ihr Leben schlagartig verändern wird: die Husqvarna TE 510. Ein brutales Gerät, das im Gelände für erregende Momente en masse sorgt. Die Leistungskurve deutet nur an, was die Realität bei weitem übertrifft. Das Ding zieht bestialisch voran. Sicher, 54 PS hatten
die mittlerweile gezähmten, großen KTMs früher oder haben Husabergs noch heute.
Die Spitzenleistung ist auch gar nicht Ursache dieser eindrucksvollen Vorstellung, sondern die explosive Leistungsentfaltung und die digitale Charakteristik. Schon knapp über Standgasdrehzahl reißt der dohc-Vierventiler mit Macht. Der beeindruckende Schub entwickelt sich nicht erst, wenn man das Gas bis zum Anschlag aufreißt. Ein paar Grad Drehwinkel am Griff genügen, um das Vorderrad blitzartig gen Himmel streben zu lassen.
Das hört sich zunächst alles ganz
prickelnd an. Aber die große Husky stellt höchste Anforderungen an die Kondition wie die Konzentration ihrer Fahrer oder besser Bezwinger. Das gefühlvolle Dosieren der Leistung fällt vor allem im unteren Drehzahlbereich extrem schwer. Der Motor kommt immer ziemlich ruppig, nach der Devise »alles oder nichts«. Schon das Hineinfahren in enge, glatte Kurven verlangt Fingerspitzengefühl in der rechten Hand. Gefühlvolles Driften, haarfeines Zirkeln durch tiefe Rillen, das alles kann der TE-Fahrer schlicht vergessen. Hier zählt nur eines: Augen zu und durch, irgendwie. Besonders elegant wirkt so ein Fahrstil natürlich nicht, die dicke Husky kommt eher dem Grobmotoriker als dem Stylisten entgegen. Effektiv ist sie nur dann, wenn ein Könner konzentriert am Kabel zieht.
Spaß ohne Reue bereitet die Husky auch den weniger routinierten Amateuren, wenn man sie auf flüssigen Kursen so
richtig laufen lassen, in die Anlieger hineinwerfen und die explosive Dynamik in vollen Zügen auskosten kann. Erst dann spürt man ganz allmählich, dass die Spitzenleistung so gewaltig gar nicht ist.
Der raubautzige Single bestimmt den Umgang mit der 510er dermaßen, dass das Fahrwerk zunächst völlig in den Hintergrund tritt. Dabei ist es wirklich
sehr gut abgestimmt. Die hintere Federung mit dem Sachs-Dämpfer baut in der
Beschleunigungsphase viel Traktion auf, drückt die Hinterhand selbst bei üblen Kanten an den Boden. Die Marzocchi-
Gabel verrichtet ihren Dienst ebenfalls in überzeugender Manier. Sie spricht sauber an, vermittelt gediegenen Komfort und geht auch bei großen Sprüngen nicht hart auf Block. Das Gewicht liegt mit rund 119 Kilogramm nur deren zwei über dem einer 525er-KTM. Die fühlt sich jedoch deut-
lich leichter an, speziell in der Luft. Dafür wirkt die Husky am Boden satter, weniger nervös. Lenkerflattern bleibt für die TE ein Fremdwort. Die Ergonomie passt hervorragend, der Tank ist überaus schlank.
Bisweilen hat der E-Starter seine liebe Mühe, den dicken Kolben über den Totpunkt zu bringen. Langes Orgeln macht
die Batterie nicht mit. Zur Not gibt es
noch den Kickstarter, der jedoch wegen seiner langen Übersetzung einen sehr energischen Tritt erfordert. Aber Kraft muss der Kunde ja ohnehin mitbringen, die TE 510 ist eben nichts für zart besaitete Büromenschen. Der Ami würde sagen: Die TE »separates the boys from the men«. gt

Unsere Highlights

Technische Daten - Husqvarna TE 510

Motor: wassergekühlter Einzylinder-Viertaktmotor, zwei oben liegende, kettengetriebene Nockenwellen, Tassenstößel, Schlepphebel, vier Ventile, Flachschiebervergaser,
Ø 41 mm, Nasssumpfschmierung, E- und Kickstarter, hydraulisch betätigte Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, Kette.
Bohrung x Hub 97 x 67,5 mm
Hubraum 501 cm3
Verdichtungsverhältnis 12,5:1
Nennleistung
40 kW (54 PS) bei 8000/min
Fahrwerk: Einschleifenrahmen aus Stahl mit geteilten Unterzügen, Upside-down-Gabel, Ø 45 mm, Zentralfederbein mit Hebelsystem, Scheibenbremse vorn,
Ø 260 mm, Zweikolben-Schwimmsattel, Scheibenbremse hinten, Ø 220 mm, Einkolben-Schwimmsattel.
Reifen 90/90-21; 140/80-18

Maße und Gewichte: Radstand 1460 mm, Sitzhöhe* 945 mm, Gewicht (ohne Benzin)* 119 kg, Federweg v/h 300/320 mm, Tankinhalt 7,7 Liter.

Garantie keine
Farbe Gelb
Preis (ohne Nebenkosten) 8045 Euro

Die aktuelle Ausgabe
MOTORRAD 20 / 2023

Erscheinungsdatum 15.09.2023