Triumph Tiger Explorer XCA im Fahrbericht
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Die Triumph Tiger Explorer war bisher schon eine Wahl für alle, die mit Power und Eleganz Ziele in Nah und Fern ansteuerten. Für 2016 haben die Briten den großen Reiseenduro-Dreizylinder kräftig überarbeitet.

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Foto: Triumph

Auf den ersten Blick gibt es nicht viel Neues an der Triumph Tiger Explorer zu entdecken. Aber dieser Eindruck täuscht. Die Briten haben es bei der Optik zwar bei leichten Retuschen belassen, aber im Inneren, bei der Technik, haben sie richtig Hand angelegt. Zumindest bei den umfangreich ausgestatteten Varianten. Wie schon bei der kleinen 800er Tiger vorexerziert, bieten die Engländer ab Werk fünf verschiedene Typen an. Die unterscheiden sich grundsätzlich über die Felgen. Sind diese aus Aluguss, heißen die Varianten XR (Cross Roads), XRX oder XRT. Verbinden 32 feine Drahtspeichen Felgenbett und Nabe, hören die Modelle auf die Namenzusätze XCX (XC steht für Cross Country) und XCA.

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Allen gemein ist der leicht auf 139 Pferde bei 9300/min und auf 123 Nm bei 6200 Umdrehungen erstarkte Motor. Ebenso gleich bei allen ist der geschrumpfte Schalldämpfer, der schön klingt und die Abgase nun gemäß der Euro-4-Norm nach draußen pustet. Ähnlich zurückhaltend präsentieren sich auch die weiteren Hardware-Änderungen beim Fahrwerk. Die Reifengrößen wuchsen von ehedem 110/80 R19 und 150/70 R17 auf 120/70 R19 und 170/60 R17, der Radstand schrumpfte um einen Zentimeter auf 1520 Millimeter, der Nachlauf fällt mit aktuell 99,2 Millimeter fast sieben Millimeter kürzer aus, der Lenkkopfwinkel steht mit 66,9 Grad etwas steiler als zuvor. Wie bisher bleibt es bei der zweifach in der Höhe einstellbaren Fahrersitzbank, die den Fahrer nun in 837 beziehungsweise 857 Millimetern über dem Boden thronen lässt. Dazu rückte das Polster zwei Zentimeter näher an den Lenker. Freuen dürfen sich alle Fans der Triumph Tiger Explorer XCA ab sofort über einstellbare Fahrmodi, eine elektrisch justierbare Scheibe sowie eine praktische USB-Steckdose unter der Sitzbank.

Noch deutlicher werden die Unterschiede zwischen Alt und Neu beim Top-Modell der Cross Country-Baureihe, der Triumph Tiger Explorer XCA, die MOTORRAD an Portugals Algarve-Küste testen konnte. So besitzt sie ein Kurven-ABS, die Zusatz-Fahrmodi Off-Road, Sport und Rider sowie ein elektronisch einstellbares Fahrwerk von WP, das beim hinteren Dämpfer semiaktiv agiert. WP bietet zwar, wie in der KTM 1290 Super Adventure, auch semiaktive Dämpfungslösungen für die Gabel an, auf die Triumph bei der Explorer aber nicht zurückgreift. Der Stoßdämpfer der großen Tiger verfügt über einen Federweg-Sensor, der Zuladung und eintreffende Impulse erkennt und das Federbein sekundenschnell automatisch anpasst. Für den Fahrer heißt das: einfach draufsetzen. Das Federbein nivelliert die Vorspannung ohne weiteres Zutun von selbst. Tempomat, zusätzliche Steckdosen, eine Berganfahrhilfe und weitere Goodies runden das Ausstattungspaket ab. Die wichtigsten Unterschiede zwischen den einzelnen Varianten sind unter "Ausstattungen" aufgelistet. Doch grau ist alle Theorie, auf der Straße zählt´s. Daher rauf jetzt auf die Triumph Tiger Explorer XCA.

Triumph Tiger Explorer XCA mit Berganfahrhilfe

Leicht hangaufwärts steht der vollgetankt über 270 Kilogramm schwere Dreizylinder zur Abfahrt bereit. Bei laufendem Motor kurz die vordere Bremse betätigt, und die Berganfahrhilfe ist aktiviert. Funktioniert gut – auch bergab. Schon knapp über Leerlaufdrehzahl nimmt der 1215 Kubik-Motor sauber das Gas an. Ein Finger an der Kupplung genügt für Gangwechsel. So einfach war es bisher nicht. Die neue Schaltbox verfügt zudem über eine Anti-Hopping-Funktion. Zwar kann die Triumph Tiger Explorer XCA ihr Gewicht nicht verbergen, rollt sie aber, gibt sie sich handzahm, macht auf Streichelkatze. Der eingestellte Roadmodus harmoniert gut mit den geschwungenen Straßen an der Algarve. Wie bei allen anderen Modi auch besitzt er vorkonfigurierte Einstellungen fürs Ansprechverhalten des Motors sowie für das ABS, die Traktionskontrolle und die Dämpfung der Federelemente. Das Tempo steigt, langgezogene Biegungen stehen nun auf dem Speiseplan der Raubkatze, aus niedrigen werden mittlere und höhere Drehzahlen. Der Sportmodus soll hierfür die richtige Wahl sein.

Wenige, intuitive Knopfdrücke am linken Lenkerende später ist er hinterlegt. ABS und Traktionskontrolle bleiben unverändert, nur die Dämpfung verhärtet sich spürbar. Der Motor agiert so geschmeidig wie eh und je auf Höhe seines Drehmomentmaximums. Satt liegt die Triumph Tiger Explorer XCA auf der Straße, bietet bei leicht verringertem Komfort viel Stabilität. Zumindest was das Federbein betrifft. Vorne arbeitet die Gabel nicht ganz so sämig, nicht auf dem Niveau des Stoßdämpfers. Zudem kann der Tiger – wie bisher auch schon – sein Gewicht bei flotten Schwüngen bergab am wenigsten kaschieren, verlangt deutliche Lenkimpulse. Dennoch ist es erstaunlich, welch weite Spreizung Triumph bei der Abstimmung der Dämpfung zwischen den unterschiedlichen Abstufungen von Sport bis Komfort hinbekommen hat. Das wird auf der folgenden Rüttelpiste noch einmal deutlich. Weil in jedem Modus zwar eine Dämpfungskennlinie voreingestellt ist, diese aber in insgesamt neun Stufen nach oben oder unten verändert werden kann, folgt jetzt nach der straffen Variante die softe Version. Wie auf den gut gepolsterten Pfoten eines Tigers rollt die XCA über Verwerfungen hinweg, hält das Heck ruhig, während das Hinterrad dem Belag stoisch mit allen Aufs und Abs folgt. Aber auch hier gilt: Hinten arbeitet´s vorbildlich, vorne mit etwas geringerer Güte.

Offroad-ABS erlaubt kürzeste Anhaltewege

Weil Triumph den Begriff Adventure nicht als Worthülse begreift, geht´s als nächstes auf unbefestigtes Terrain. Hierfür ist bei der Triumph Tiger Explorer XCA ein extra Offroad-Modus hinterlegt. Der muss als einziger – aus Sicherheitsgründen – im Stand aktiviert werden. Er bietet mehr Negativfederweg, eine eigene Dämpfungs-Charakteristik, lässt ABS und Traktionskontrolle später eingreifen. Beide Assistenzsysteme können in diesem sowie im frei konfigurierbaren Rider-Modus auch komplett ausgeschaltet werden.

Der Schotter wirbelt durch die Luft, die Triumph Tiger Explorer XCA schlägt sich wacker. Nur kippen sollte sie nicht, vor allem wegen ihres Gewichts. Gut funktioniert hier, wie auch auf der Straße, das ABS. Erlaubt kürzeste Anhaltewege. Auf Asphalt sogar in Kurven, dank Gyrosensor in der IMU-Einheit (Inertial Measurement Unit), die Lageveränderungen misst und beim Straßenbetrieb anhand dieser Information Traktionskontrolle und ABS-Funktion regelt. So steht die Tiger bei Schreckbremsungen in Kurven blitzschnell und sicher. Nur die Dosierbarkeit dürfte besser ausfallen, der Druckpunkt ist nicht klar definiert.

Ihren bisherigen Charakter hat die Triumph Tiger Explorer also beibehalten, ist weniger zickiges Raubtier als verlässlicher Begleiter. Dafür ist das Ausstattungs-Plus der einzelnen Modelle wie gemacht. Wer sich auf die Pirsch nach dem XCA-Tiger machen will, sollte allerdings 18.600 Euro mitbringen. Ausgewachsene Großkatzen gab es eben noch nie im Sonderangebot.

Was ist neu?

Motor

  • Verdichtung minimal erhöht auf 11,04, vorher 11,0
  • Anti-Hopping-Kupplung

Fahrwerk

  • Federelemente vorne und hinten von WP
  • Federweg vorne/hinten 190 mm/193mm, vorher 190 mm/194 mm; Low-Versionen 168 mm/158 mm 
  • Reifengrößen 120/70 R19 und 170/60 R17, vorher 110/80 R19 und 150/70 R17
  • Radstand 1520 mm, vorher 1530 mm
  • Lenkkopfwinkel 66,9 Grad, vorher 66,1 Grad
  • Nachlauf 99,2 mm, vorher 106 mm

    Ausstattungen

    Das Basismodell der Triumph Tiger Explorer-Baureihe hört auf den Namen XR und besitzt Gussfelgen. Dazu gesellen sich zwei weitere XR- und zwei XC-Varianten, die auf Speichenfelgen stehen. Von der XRX und XCX gibt es auch niedrigere „Low“-Ausführungen.

    Grundausstattung (alle Modelle):

    • ABS und Traktionskontrolle
    • Fahrmodi Road und Rain
    • Elektrisch verstellbarer Windschild
    • 5-Volt-USB-Anschluss unter der Sitzbank

    Zusätzlich bei Modellen XRX (Low), XCX (Low), XRT und XCA:

    • IMU (Internal Measurement Unit/Sensor zur Lageerkennung des Motorrads in verschiedenen Achsen)
    • Schräglagenabhängige Regelung von ABS und Traktionskontrolle
    • Tempomat
    • Semiaktive Dämpfung TSAS (Triumph Semi Active Suspension)
    • Selbstabschaltende Blinker
    • Zusätzliche 12-Volt-Bordsteckdosen
    • Heizgriffe
    • Bordcomputer/Display mit mehr Funktionen

    Zusätzlich bei den Modellen XRT und XCA:

    • Fahrmodi Sport und Fahrer (eigene Konfiguration)
    • Berganfahrhilfe
    • Elektrisch verstellbarer Touring-Windschild
    • Reifenluftdruckkontrolle
    • Heizsitze für Fahrer und Beifahrer
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    MOTORRAD 12 / 2023

    Erscheinungsdatum 26.05.2023