Wer einmal rund um den Globus fahren und für alles gewappnet sein will, wird bei der Firma Touratech fündig. Ihre aufgerüstete F 800 GS ermöglicht Wüstendurchquerungen ebenso wie tagelanges Sitzen.
Wer einmal rund um den Globus fahren und für alles gewappnet sein will, wird bei der Firma Touratech fündig. Ihre aufgerüstete F 800 GS ermöglicht Wüstendurchquerungen ebenso wie tagelanges Sitzen.
Wer mit dieser Touratech-BMW an die Tanke rollt, sollte vorher zum Bankautomaten und Geld holen. Denn zum 17 Liter fassenden Originaltank, der sich im Heck befindet, verbaut die noch einen 19 Liter fassenden Fronttank. 36 Liter mal 1,56 Euro macht runde 56 Euro für die Tankfüllung. Egal, denn bei einem Verbrauch von rund vier Litern bei touristischer Fahrweise ergibt das eine Reichweite von gigantischen 900 Kilometern. Wer braucht das? Und vor allem wo?
Clemens Matejka ist Werkstattleiter bei Touratech und auch für die Umbauten zuständig. Er sagt: „Richtig gebraucht im Sinn von notwendig werden diese Tanks nur auf Gewaltetappen durch die Wüsten Australiens, Asiens und Afrikas oder bei Rallyeeinsätzen. Aber: Hat sich je schon mal wer gefragt, wozu man Pseudogeländewagen auf der Straße braucht?“ Für alle Eventualitäten ausrüsten zu können, heißt die Devise bei Touratech. Und exakt dafür entwickeln die Schwaben. Sie unterziehen ihre Produkte Extremtests bei Fernreisen oder Rallyeeinsätzen. So kommt es auch, dass man an der Fernreise-GS fast rundherum Sturzpads aus Edelstahl und Aluminium findet. Alles wird geschützt. Vom Kühler über den Bremsflüssigkeits-Ausgleichsbehälter bis zum ABS-Sensor. Damit beim Sturz am Ende der Welt nicht gleich alles kaputt ist. Der Nachteil: Mit randvollem Tank und allen Anbauteilen setzt sich die Touratech F 800 beim Wiegen mit beachtlichen 270 Kilogramm (Basismodell: 222 Kilogramm) in Szene. Rechnet man dann noch das potenzielle Weltreisegepäck von rund 25 Kilogramm hinzu, kommt die Fuhre auf fast sechs Zentner Gewicht.
Doch überraschenderweise lässt sich das Reisemonster recht unproblematisch steuern, wenn es erst mal in Bewegung ist. Der Umgang im Stand hingegen ist alles andere als leicht. Rangieren? Schwerfällig. Allein auf den Hauptständer bocken? Wenn man für die Meisterschaft im Gewicht-heben trainiert, geht das, klar. Aber sonst Pustekuchen. Auch die Sitzhöhe ist durch die Verwendung einer Komfortbank im Vergleich zur Serie um 30 Millimeter angestiegen - auf nun 910 Millimeter. Da muss man erst mal raufklettern. Gelenkigkeit ist Voraussetzung, um das Bein bei angebauten Koffern plus dicker Gepäckrolle auf die andere Motorradseite zu bekommen. Aber egal, wer dieses Hindernis nicht schafft, der schafft es auch nicht um die ganze Welt.
Einmal in Fahrt, lässt sich der Touratech-Reisedampfer recht angenehm, wenngleich auch etwas kopflastig steuern. Man sitzt schön heimelig, das Interieur mit hoher Verkleidung, breitem Tank, Handprotektoren und GPS ist superpraktisch und versprüht echtes Abenteuerfeeling. Einzig die montierten Heidenau Scout sind gewöhnungsbedürftig. Der Vorderreifen fährt sich bei niedrigen Tempi völlig indifferent und gautscht. Bei forciertem Tempo auf asphaltierten und geschotterten Strecken hingegen funktionieren die Pellen einigermaßen. Bei der Gabelabstimmung haben die Techniker den goldenen Mittelweg gefunden. Die progressiven Gabelfedern sind zwar für kernige Geländeausflüge mit vollem Tank etwas zu weich, doch wer fährt schon in diesem Extrembereich? Wichtig ist der Komfort beim Reisen, und da passt die Abstimmung wieder. Mit oder ohne Benzin im Zusatztank.
Doch was braucht man wirklich für den Trip um die Erde? Clemens Matejka, der schon viele Bikes für solche Trips vorbereitet hat, rät zu Träger und stabilen Alu-Boxen. Auch die Kotflügelhöherlegung sei bei der F 800 empfehlenswert, damit Steine und Schlamm die Raddrehung nicht stoppen. Ebenso schwört er auf Xenon-Nebelscheinwerfer, ein auswaschbares Luftfilterelement sowie einen Alu-Kühlerschutz. Und damit Monsteretappen angenehm bleiben, verweist der Experte auf eine Lenkererhöhung plus Tourensitzbank. Und wer möchte, kann den Windschutz mit einer speziellen Verkleidung noch verbessern. Damit kann der Jahrestrip schon mal am Kap der Guten Hoffnung enden. Der Feierabendtrip aber auch am Baggersee ums Eck. Koffer rechts: 30 Flaschen Bier, Koffer links: Büfett für zehn Personen. Nichts ist unmöglich.
Anbieter
Touratech AG, Auf dem Zimmermann 7-9, 78078 Niedereschach, Telefon 0 77 28/9 27 90, www.touratech.de