Seit der Gründung der Firma Moto Guzzi sind in 90 Jahren die unterschiedlichsten Konzepte von Serien- und Rennmotoren sowie Prototypen mit einem, zwei, drei, vier und gar acht Zylindern entstanden. Doch wenn es darum geht, den urtypischen Vertreter einer Moto Guzzi von den 20er- bis zu den 60er-Jahren zu benennen, rücken die Modelle mit liegendem Einzylinder in den Blickpunkt. So war bereits das erste Serienmodell, die Normale von 1921 motorisiert. 1934 nahm Moto Guzzi die V-und GT-Modelle ins Programm auf, die sich durch eine neue Konstruktion mit v-förmig im Zylinderkopf hängenden Ventilen und halbkugeligem Brennraum auszeichneten. Höchst innovativ für die damalige Zeit war die Hinterradfederung. Deren ungewöhnliche Konstruktion mit unter dem Motor liegenden Schraubenfedern hatte Moto Guzzi bereits 1928 bei einigen Modellen eingeführt und spielte damit eine Vorreiterrolle. Die 1934 eingeführte Baureihe legte den Grundstein für eine Modellgeneration, die über die Falcone bis zur Nuovo Falcone reichte und bis 1976 im Programm bleiben sollte. Die neue Baureihe gliederte sich in die Modelle V, GTV und die sportliche GTW, 1937 folgte die GTC.
Im Gegensatz zur V mit starrem Rahmen verfügte die GTV, ebenfalls 19 PS stark, bereits über die moderne Hinterradfederung. Das Sportmodell GTW hatte 22 PS und das für die Saison 1937 entwickelte Rennmodell GTC deren 26 PS.
Auf den ersten Blick outet sich die 150 km/h schnelle Gran Turismo Corsa mit ihrer Beleuchtungseinrichtung dem Betrachter nicht gerade als Rennmotorrad. Da Privatfahrer aber gegen die Werksmaschinen nicht den Hauch einer Chance hatten, schrieb die zuständige Behörde die Kategorie Sport aus und veranstaltete „Serienrennen“ wie den Langstreckenwettbewerb Milano-Roma-Napoli für Maschinen, die für den öffentlichen Straßenverkehr zugelassen sein mussten.
Die ausschließlich in Rot lieferbare GTC hat den gleichen Zylinderkopf wie die GTW mit Doppelport-Auslass und damit je einen Auspuffkrümmer auf jeder Seite. Die ungewöhnlichen, nach hinten hochgezogenen Rohre münden jeweils in einem Doppelschalldämpfer. Dessen Öffnungen lassen sich per Bowdenzug mit Auspuffklappen verschließen. Die dämpfende Wirkung der Lochblenden ist aber gering und erfüllt eher eine Alibifunktion.
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Unverkennbar Moto Guzzi: liegender Einzylinder mit außenliegender Schwungscheibe.
Haarnadelfedern drücken die Ventile auf ihren Sitz. Bei dem Vorläufer der Falcone bestehen Zylinder und Kopf noch aus Grauguss, der Ventiltrieb ist im Gegensatz zur nächsten Modellgeneration nur teilweise gekapselt. Der Öltank der Trockensumpfschmierung fügt sich unterhalb des Tanks ein. Das große Schwungrad liegt außerhalb der Kurbelwelle.
Besitzer Michael Walz hat die GTC akribisch -restauriert und musste nur ganz wenige Kompromisse eingehen. So verlangte der TÜV - die GTC hat tatsächlich eine Straßenzulassung - einen Tachometer, dessen Antrieb in der vorderen Bremstrommel von der GTV stammt, sowie einen Rückspiegel. Das Vorderrad - im Original 20 Zoll groß - wurde mangels Verfügbarkeit durch ein 19-Zoll-Exemplar -ersetzt. Typisch italienisch ist die Rechtsschaltung mit Schaltwippe, typisch Moto Guzzi die Hinterradfederung mit der Dreiecksschwinge und den unter dem Motor liegenden Schraubenfedern. Sowohl die Trapezgabel als auch die Hinterradfederung verfügen über einstellbare Reibungsdämpfer.
Die GTC hatte einen relativ kurzen Lebenszyklus. Nach 161 Exemplaren stellte Moto Guzzi ihre Produktion 1939 ein. Bereits 1938 hatte sie in der Condor einen Nachfolger gefunden.
Technische Daten
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Moto Guzzi 500 GTC.
Motor:
Einzylinder-Viertaktmotor, zwei Ventile, über eine unten-liegende Nockenwelle, Stoßstangen und Kipphebel betätigt, Bohrung 88 mm, Hub 82 mm, Hubraum 499 cm³, 26 PS bei 5000/min, Dellorto-Rundschiebervergaser, Ø 28,5 mm, Trockensumpfschmierung, Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Vierganggetriebe, Kettenantrieb
Fahrwerk:
Rahmen aus Stahlrohr, Parallelogrammgabel vorn, Zweiarm-Dreiecksschwinge hinten, Simplex-Trommelbremse vorn und hinten, Reifen 3.00 x 19 vorn, 3.50 x 19 hinten
Gewicht:
160 kg, Tankinhalt 17 Liter