Kawasaki Z 953 im Fahrbericht
Z 1000 in Klassiker-Optik

Wie wäre es, fragte sich Oliver Heiermann, wenn man den Spieß mal umdreht? Wenn man nicht eine alte Z modernisiert, sondern die neue klassifiziert? Die Kawasaki Z 953 ist die Antwort. Und wir durften sie fahren:

Z 1000 in Klassiker-Optik
Foto: markus-jahn.com

Der Motorradfahrer an sich ist zwar derzeit nicht akut vom Aussterben bedroht, aber die gereiften Piloten sind klar in der Überzahl. Menschen also, die den Übergang des Motorrads vom Arme-Leute-Fahrzeug zum faszinierenden Freizeit-, Hobby- und Lifestyle-Gerät­ miterlebt und mitgestaltet haben. Das begann in den 1970er-Jahren. Aus dieser Zeit stammen auch einige (Design-)Ikonen des Zweiradbaus, eine davon ist die 1972 erschienene Kawasaki Z 900. Sie ist bis heute eines der beliebtesten japanischen Bikes in der Klassiker-Szene. Die Z-Szene ist groß, vom peniblen Erhalten des Originalzustands bis hin zu wildesten Umbauten ist alles vertreten. Nun werden die originalen Motorräder nicht jünger, die Ersatzteillage nicht besser – und ein alter Ofen ist und bleibt nun einmal ein alter Ofen. Umbauten her oder hin.

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Das brachte Oliver Heiermann, Kawa­saki Z-Fan aus Velbert sowie Inhaber der Firma Deals and Wheels (www.deals-and-wheels.de) auf eine Idee: Wie wäre es, fragte er sich beim Betrachten einer Z 1000 aus der von 2003 bis 2006 hergestellten ersten modernen Baureihe, wenn man den Spieß mal umdreht? Wenn man nicht eine alte Z modernisiert, sondern die neue klassifiziert? So ließen sich die Errungenschaften der Moderne wie bärenstarke Motoren, stabile Fahrwerke und standfeste Bremsen mit dem Look der zumindest in der Rückschau guten alten und vor allem wilden Zeit miteinander verbinden. Umbauten gibt es in der Szene noch und nöcher, da wird gesägt, geflext, gemacht und getan, was die Werkzeugkiste hergibt, und wenn das Ergebnis dann steht, dann steht es. Und ist in der ­Regel nicht mehr rückgängig zu machen.

Gelungener Kompromiss

Die Kawasaki Z 953, benannt nach ihrem tatsäch­lichen Hubraum, ist anders: Am Originalmotorrad muss nichts, rein gar nichts verändert werden, Plug ’n’ Ride heißt die Devise. Laut Heiermann soll die Verwandlung der Zett in ihre eigene Großmutter von einem halbwegs geübten Schrauber ohne Hast an einem Wochenende erledigt werden können.

Zumindest dann, wenn es bei dem ab Frühjahr 2015 lieferbaren Basiskit für 1995 Euro – bestehend aus Stahltank, Sitzbank, Seitendeckeln, Heck und Rücklicht sowie allen benötigten Haltern und Adaptern – bleibt. Er ist außerdem als 748er-Kit für die Z 750 lieferbar. Alle Teile haben ein Mate­rialgutachten, die Eintragung ist also kein ­Problem. In der von ­MOTORRAD bereits gefahrenen Kawasaki Z 953 steckt aber deutlich mehr Arbeit. So helfen Upside-down-Gabel und Federbein einer ZX-6R dem Fahrver­halten auf die Sprünge. Bremsscheiben von Braking, Bremssättel ­einer Yamaha R6 sowie eine Radialbrems­pum­pe sorgen für amt­liche Verzögerung. Aus dem eigenen Haus stammt der Vier-in-eins-Auspuff, der aber eher eine Vier-in-keins-Anlage ist und obendrein in Rechtskurven hart aufsetzt.

Bis auf die Neigung zum Untersteuern gibt es nichts zu bemäkeln

Doch den muss man ebenso wenig kaufen wie die PVM-Räder, den konifizierten Lenker, der in individuell einstellbaren Lenkerböcken ruht, oder die ebenfalls in unzähligen Stellungen justierbaren Fußrasten. Was man allerdings noch braucht, ist ein dem klassischen Look entsprechender Scheinwerfer. Die LED-Klarglaslampe der Kawasaki Z 953 ist eine von mehreren Va­rian­ten und schlägt mit 400 Euro zu Buche.

Apropos Zahlen: Für eine gut erhaltene bzw. restaurierte originale Z 900 sollte man mit mindestens 8000 Euro rechnen. Eine 2003er-Z 1000 gibt’s ab rund 3000 Euro – plus Kit für deren 2000 macht das insgesamt rund 5000 Talerchen. Da bleibt eine Menge Luft für Sprit oder weitere Goodies. Und das in allen Belangen deutlich bessere Motorrad ist die moderne Tausender sowieso. Der 126 PS starke Vierzylinder reißt an, wie es die ­Alte mit keinem Tuning dieser Welt dauerhaft hinbekäme. Nämliches gilt für das Fahrverhalten. Bis auf die Neigung zum Untersteuern gibt es an der Kawasaki Z 953 von Oliver Heiermann nichts zu bemäkeln. Und selbst dieses Pro­blem lässt sich mit ein wenig Tüfteln lösen.

Generell macht die Kawasaki Z 953 einen guten Eindruck

Generell macht die Kawasaki Z 953, obwohl sie qua­si direkt und ohne Probefahrt aus Heiermanns Werkstatt in den Redaktionstransporter gerollt wurde, einen guten Eindruck. Der montierte Retro-Kit stimmt in Form und Proportionen mit den Serienteilen über­ein, besteht aber noch aus Polypropylen. Der käufliche Kit wird aus GFK sein und nach Kundenwunsch lackiert. Die Nummer eins ist noch foliert.

Schlussbemerkung: Natürlich kann und will die Kawasaki Z 953 nicht den Reiz ausüben, den die klassische Zett umweht. Dafür kann man sie prima beim täglichen Allerlei genießen. Sie wird auch die Motorradszene nicht wirklich verjüngen, aber der, der sie fährt und betrachtet, fühlt sich in seine Jugend versetzt. Und das ist doch auch schon was.

Umbau-Maßnahmen im Überblick

Basis-Umbaukit Preis 1995 Euro beinhaltet:

  • Stahltank
  • Sitzbank
  • Seitendeckel
  • Heck samt Unterteil
  • Rücklicht
  • sämtliche Halter und Adapter


Zusätzlich erhältlich:

  • Kotflügel zirka 180 Euro
  • Klassik-LED-Scheinwerfer zirka 400 Euro
  • Seitendeckel-Emblem zirka 50 Euro


Alle weiteren Teile wie ZX-6R-Gabel und -Federbein, PVM-Räder, Lenker, Fußrasten, Auspuff etc. nach Verfügbarkeit, Absprache und Geldbeutel.

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MOTORRAD 12 / 2023

Erscheinungsdatum 26.05.2023