Um die simple, aber bildhübsche Kult-Yamaha ranken sich hartnäckige Mythen. Etwa, dass ihr luftgekühlter Einzylinder schwer anzukicken sei, dafür aber ewig haltbar.
Um die simple, aber bildhübsche Kult-Yamaha ranken sich hartnäckige Mythen. Etwa, dass ihr luftgekühlter Einzylinder schwer anzukicken sei, dafür aber ewig haltbar.
„Jetzt gibt es wieder ein Motorrad für Männer, denen der Bass eines mächtigen Einzylinders mehr behagt als der Koloratur-Sopran aus filigranen Vierzylindern.“ So warb Yamaha 1978 für die frisch vorgestellte SR 500 - mit einem kernig vibrierenden Halbliter-Eintopf damals das Männer-Motorrad schlechthin. Obendrein musste der „Dampfhammer“, den Spitznamen hatte die SR schnell weg, auch noch mittels Kickstarter wachgeküsst werden. Dafür war es nötig, erst mit Dekompressionshebel und Schauglas rechts am Zylinderkopf den oberen Totpunkt zu finden - eine nette Oldie-Prozedur, die viel zur Legendenbildung um die SR beigetragen hat. Wer bloß stumpf drauflos trat, den konnte der bockige Einzylinder tatsächlich in den Wahnsinn treiben. Wer aber den Bogen raushatte, brauchte bald kein Schauglas mehr und konnte eine SR auch nachts und barfuß noch auf den ersten Tritt starten. Der Mythos vom Männer-Motorrad aber blieb.
Der zweite Ruf, den die SR ebenfalls schnell weghatte, war dagegen viel passender: Die urige Yamaha galt bald als der VW Käfer unter den Motorrädern. Aber nicht etwa weil sie lief und lief und lief. Im Gegenteil: Nach rund 45 000 Kilometern hatte der „Dampfhammer“ oft schon keinen Dampf mehr und machte mit lautem Klappern klar, dass jetzt ein Übermaßkolben fällig war. Das Käfer-Image war vielmehr deswegen zutreffend, weil die SR einerseits genauso schlicht und funktional aufgebaut war, wie die Kugel aus Wolfsburg, und andererseits auch schon bald nicht mehr aus dem deutschen Straßenbild wegzudenken war. Wer zu Beginn der 80er anfing, Motorrad zu fahren, der fuhr irgendwann auch eine SR.
Die SR wurde zum beliebten Einsteigerbike. Doch der Single hatte weitere Schwachstellen: Das Fahrwerk blieb bis zum Produktionsende 1998 auf dem technischen Niveau von 1978, was sich in teilweise beängstigendem Rühren bei höherem Tempo - also oberhalb von 120 km/h - äußerte. Die vordere Scheibenbremse war alles andere als bissig, weshalb viele SR mit einer Stahlflex-Bremsleitung aufgewertet wurden (ab 1992 gabs auch vorn nur noch Trommel). Bis zur ersten größeren Modellpflege, dem Wechsel von Typ 2J4 zur 48T, hatte die Kipphebelwelle auslassseitig nur unzureichende Schmierung, was zu gravierenden Zylinderkopfschäden führen konnte. Doch ab 1984 war das Problem behoben und die Standfestigkeit des Motors höher.
38 000 neue SR 500 hat Yamaha von 1978 bis 1999 in Deutschland verkauft. Alles echte Männer-Motorräder - die besonders in den 90ern gern von Frauen gefahren wurden.
Daten:
Einzylinder-Viertaktmotor, 495 cm³, 25 kW (34 PS) bei 6600/min, 41 Nm bei 3000/min, Fünfganggetriebe, Schleifenrahmen mit geteilten Unterzügen aus Stahlrohr, Gewicht vollgetankt 170 kg, Reifen vorn 3.50 S 18, hinten 4.00 S 18, Tankinhalt 14 Liter, Höchstgeschwindigkeit 142 km/h, 0-100 km/h in 8,3 sek
Literatur:
Reparaturanleitung Yamaha SR 500 (T), Bucheli Verlag, Taschenbuch, bebildert, 152 Seiten, 29,90 Euro
Spezialisten:
Kedo Performance Parts, Hamburger Teileversender mit großem Sortiment an Ersatz- und Tuning-Teilen, spezialisiert auf SR/XT und andere Yamaha-Ein-/Zweizylinder, Tel. 0 40/ 40 17 02 00, www.kedo.de. Motor Service Coesfeld, Motorüberholungen, Reparaturen, Tel. 0 25 41/ 8 44 94 44, www.mscoe.de
Marktsituation:
Unverbastelte SR gelten als Sammlerstücke, das Gebrauchtangebot ist entsprechend klein. 80er-Jahre-Modelle mit hoher Laufleistung über 60 000 km gibt es nicht unter 1000 Euro.
Club/IG/Internet:
www.SR500.de; www.sr-xt-500.de; www.SRtreffen.de (hier SR-Szene-Magazin „Kick.Start“ als kostenloser Download); www.motorang.com (hier Technik-Tipps im „Bucheli-Projekt“)