"Was ist das denn für ein englisches Motorrad?", fragt mich ein netter Herr am Rande eines Feldweges. "Gar keins", erwidere ich. Mit verdutztem Blick schaut mich der rüstige Mann an und deutet auf den angepappten Union Jack am Tank. Freilich, die Brixton Crossfire 500 XC macht echt was her. Proportionen und Linien wie einst Norton oder BSA, formschöner Auspuff, ein kurzes, knackiges Heck und saubere Verarbeitung. Doch mit britischem Heavy Metal hat die Brixton Crossfire 500 XC nicht viel zu tun. Sie ist eher eine K-Pop-Band, die auf Brit-Pop macht.
Brixton ist eine Eigenmarke der KSR-Group, die Crossfire, ob nun die XC, die X oder die ohne X, wird tutti completti in China gebaut.
Brixton Crossfire 500 XC mit 48-PS-Zweizylinder
Die XC setzt sich durch den Offroad-Look mit Schnabel, Speichenfelgen mit 19-Zoll-Vorderrad, Motorschutzbügeln und längeren Federwegen von ihren zwei Schwestern ab. Dasselbe Herz teilen sich aber alle drei Versionen: ein 486 Kubik großer Zweizylinder mit 48 PS. Der A2-taugliche Twin zieht als klassischer Gegenläufer sauber durch sein vorhandenes Drehzahlband, bei 8.500 Umdrehungen ist Schluss mit lustig.
Zudem top: Egal bei welchem Tempo, der Motor lässt sich fein dosieren und der Verbrauch ist mit 3,49 Litern gut für’s Portemonnaie. Sammelt die Brixton Crossfire 500 XC in Sachen Antrieb noch Pluspunkte, sieht es beim Thema Entschleunigung etwas anders aus. Die Bremsen fühlen sich vorn wie hinten sehr stumpf an und bieten nur durchschnittliche Verzögerung. Beim sachten Dahincruisen ist das nicht so dramatisch, aber ist man gezwungen, mal härter in die Eisen zu langen, sollte man die mittelmäßige Bremswirkung im Hinterkopf behalten.
Mehr Straße als Gelände
Sonst rollt die Chinesin mit britischem Make-up solide durch kurviges Geläuf. Vor allem harmoniert die Brixton Crossfire 500 XC bestens mit den Pirelli Scorpion STR. Auch das 19-Zoll-Vorderrad trübt den Spaß am Kurvenräubern nicht. Die straffen Federelemente sprechen ordentlich an, könnten jedoch etwas mehr Komfort bieten. Wie auch die Sitzbank – die ist wirklich Heavy Metal.
Klären wir noch die Offroad-Frage: Ja, man kann mit der Brixton Crossfire 500 XC ins Gelände, aber eher nur auf Feldwege. Sie vertuscht ihr Terrain wie ihre Herkunft: mehr Straße als Gelände. Kostenpunkt: 7.699 Euro. Viel Geld, für das man ein fesches Motorrad zum Cruisen bekommt.