Eine frühe Ducati Monster ist zweifellos ein Motorrad mit Kultstatus. Wenn das nicht reicht, hilft nur eines - Hand anlegen! Am besten so, wie es Jörn Schneider an seiner Monster tat.
Eine frühe Ducati Monster ist zweifellos ein Motorrad mit Kultstatus. Wenn das nicht reicht, hilft nur eines - Hand anlegen! Am besten so, wie es Jörn Schneider an seiner Monster tat.
Ein persönliches Traummotorrad hat jeder. Die Ducati Monster der ersten Baureihe kam vielen unter uns diesem Ideal bereits sehr nahe. Und das machte sie zu einem begehrten Motorrad. Doch was tun, wenn dieser Status einem nicht ausreicht und das Kultbike in eine anbetungswürdige Ikone verwandelt werden soll?
Dann ist Umbauen angesagt - und zwar ganz ohne Kompromisse. So, wie es der begnadete Handwerker Jörn Schneider aus der Nähe von Stuttgart tat. Zweieinhalb Jahre - allerdings mit kurzer Unterbrechung für den Hausbau - wendete der Industrie-Mechaniker und Industrie-Elektroniker auf, sein Traumbike zu kreieren. Es entstand ein wilder, ganz individueller Mix aus Ducati 916 und luftgekühlter Monster, die exakt seinen Vorstellungen entspricht. Schwäbisch penibel setzte er seine Vorstellungen um, begann beim 916-Rahmen, der zunächst gestrahlt, dann verkupfert und zum Schluss vernickelt wurde.
Es folgten eine Öhlins FG 43-Gabel, sowie Federbein und Lenkungsdämpfer aus dem schwedischen Haus. Die Gabel steckt in einer selbstgefrästen Alubrücke mit Dreifach-Klemmung, das Federbein stützt sich auf eine Krüger-Alu-Rohrschwinge ab, die die erste ihrer Art ist. Das Schuhwerk der Schneider-Duc ist ebenfalls erlesen: Dymag-Räder mit Karbon-Felgenringen und Magnesium-Sternen in der Standardgröße 3.50 x 17 vorne und 5.50 x 17 hinten.
Den luftgekühlten 900er-Motor überarbeitete Jörn mit einem 1080er-Kit, bearbeitete die Köpfe, pflanzte größere Ventile ein, erleichterte die Schwungmasse und spendierte eine STM-Anti-Hopping-Kupplung. Wer nun glaubt, Schneider sei ein schnöder Teile-Tauscher, der sein Motorrad plug-and-play-mäßig zusammenbaut, täuscht sich gewaltig. Eigenhändig adaptierte er die Einspritzanlage der 916 SPS und passte Ansaugtrichter wie Drosselklappenkörper auf die neue Umgebung im Luftfilterkasten an. Auspuffseitig arbeitete er die Anlage der 916 um, und passte sie auf den Zweiventil-Motor an. Das Feintuning der Gemischaufbereitung übernimmt ein Power Commander, während die Scorpion-Endtöpfe die Abgase mit dezentem Gebrabbel entsorgen.
Optisch dominant treten Scheinwerfer und Heckteile der Monster in Erscheinung. Beide Teile sind handgefertigt und entsprechend Unikate. An der Front sitzen die Linsenscheinwerfer in einem Aluminiumgehäuse, das aus dem Vollen gefräst wurde und in der asymmetrischen Bauweise ein wenig an gängige BMW-Modelle erinnert. Das Heck wiederum ist typisch Ducati. Der klappbare 916er-Höcker wurde mit der Sitzbankabdeckung der originalen Monster-Heckpartie verbunden und verbirgt Batterie und Motor-Elektronik unter sich.
Dieser recht wuchtigen Erscheinung tritt der große, ebenfalls selbst gefertigte Aluminiumtank entgegen. Das 19 Liter fassende Kraftstoffdepot basiert auf dem Unterteil des originalen 916-Tanks und wurde in Handarbeit gebaut. Sowohl Heck als auch Tank erhielten eine aufwendige Metallic-Lackierung im Retro-Design und runden den stimmigen Gesamteindruck der Schneider-Monster ab.
Wohl dem, der sich sein eigenes Traumbike bauen kann. Denn handwerklich gibt es an der Schneider-Ducati Monster rein gar nichts auszusetzen. Im Gegenteil, wir ziehen den Hut vor so viel Können und gestalterischem Willen. Und verneigen uns demütig vor dieser handgemachten Ikone eines Individualisten.
Antrieb
Zweizylinder-90-Grad-V-Motor, 2 Ventile/Zylinder, 1080 cm³, Zünd-/Einspritzanlage, 50-mm-Drosselklappen, hydraulisch betätigte Mehrscheiben-Ölbad--Anti-Hopping-Kupplung, Sechsgang-getriebe, Kette
Fahrwerk
Stahl-Gitterrohrrahmen, Lenkkopfwinkel: 65,5 Grad, Upside-down-Gabel, Ø Gabelinnenrohr: 43 mm, Zentralfederbein mit Umlenkung, Federweg vorn/hinten: 120/130 mm
Räder und Bremsen
Karbon-/Magnesiumräder, 3.50 x 17 /5.50 x 17, Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten: 180/55 ZR 17, Bereifung Testmotorrad: Michelin Pilot Race, 320-mm-Doppelscheibenbremse mit Vierkolben-Festsätteln vorn, 220-mm-Einzelscheibe mit Zweikolben-Festsattel hinten
Gewicht
ca. 172 Kilogramm vollgetankt
Preis
zirka 25 000 Euro