BMW F 900 R im Fahrbericht
F für Fortschritt

Mit der F 900 R hat BMW seine Mittelklasse-Baureihe grundlegend überarbeitet. Wir konnten das neue Mittelklasse-Naked-Bike bereits in Spanien fahren.

BMW F900 R Fahrbericht
Foto: BMW

Die F-Baureihe von BMW stand in der Vergangenheit nicht gerade für aufregende Motorräder oder gar Glanzstücke in der Modellpalette. Vielmehr waren sie ein Türöffner in die BMW-Welt für all jene, denen die GS oder eine S 1000 R zu teuer, zu groß, zu stark oder alles drei auf einmal war. Die F 800 R war zuletzt kein schlechtes Motorrad, aber sie war im besten Fall solide, ausgewogen und auf Fahrer und Fahrerinnen zugeschnitten, die einen treuen Begleiter auf ihren Ausfahrten wünschten, der das Label aus München tragen sollte. Bäume ausreißen ließen sich damit aber kaum.

Unsere Highlights

Starke Optik, kräftiger Twin

Jetzt aber hat BMW die F 900 R an den Start gerollt und die signalisiert schon im Stand, dass hier ein ganz anderes Motorrad steht. Die muskelbepackte Front und das schlanke Heck, das zudem einen wirklich ansehnlichen Auspuff bekam, machen die F 900 R optisch zu einem echten Bike. Aber vom Hinsehen allein wird niemand glücklich und so konnten wir uns bei der Präsentation davon überzeugen, dass dem optischen Versprechen auch ein Erlebnis folgt. Das bestimmt vor allem der neue Motor. Der Zweizylinder-Reihenmotor mit jetzt 895 Kubik hängt sehr schön am Gas, dreht willig und hat auch noch Punch. 105 PS leistet der Twin in der Spitze, aber über das gesamte Drehzahlband überzeugt er mit toller Laufkultur und linearer Leistungsentfaltung. Man kann die F sogar schaltfaul dahingleiten lassen.

Aber das Getriebe steigert die sportlichen Fähigkeiten des Zweizylinders noch, es ist gut abgestimmt und lässt sich prima schalten – auch ohne den Schaltautomat mit Blipper-Funktion, den es im Zubehör gibt. Dazu sitzt man aktiv auf dem Mittelklasse-Naked-Bike und profitiert von der gelungenen Abstimmung des Motors. Ein Dreh am Gasgriff und der Twin legt los. Auch die Bremse wurde verbessert. Die Brembo-Zangen packen entschlossen, wenn auch nicht aggressiv zu. Insgesamt ist der Frontstopper sehr gut zu dosieren.

BMW F900 R Fahrbericht
BMW

Von der Kälte ausgebremst

Allzu entschlossen konnten wir indes nicht ran an die Testmaschine, weil der Winter just zur Präsentation auch in Spanien zugeschlagen hat und uns kaum mehr als fünf Grad Celsius auf den fein gewundenen Bergstraßen in Andalusien gönnen wollte. Daher rührt wahrscheinlich auch der einzige Punkt, der an der F etwas für Stirnrunzeln sorgte. Beim Wedeln gab sich das neue Naked-Bike nicht ganz neutral, wollte mit etwas Gegendruck innen am Lenker durch die Kurven bewegt werden. Gut möglich aber, dass das der sportlichen Bereifung mit dem Bridgestone S 21 geschuldet ist, denn der sehr sportliche Reifen braucht für beste Performance einfach genug Temperatur. Und die bekam er auf kaltem und meist sehr feuchtem Asphalt einfach nicht. Lassen wir dieses Kapitel also erst mal offen, bis wir das noch einmal seriös überprüfen können. Ähnliches gilt fürs Fahrwerk, auch hier ist es aus Testersicht einfach unerlässlich, es mal ordentlich ran zu nehmen. Das müssen wir bis zum ersten Vergleichstest in einer der nächsten Ausgaben von MOTORRAD wohl vertagen.

Dennoch sehen wir einen riesen Schritt, den die F-Baureihe gemacht hat. Und das liegt eben nicht nur an der üppigen Ausstattung von der Traktionskontrolle über das neue große TFT-Display bis zu den Heizgriffen, die im BMW-Zubehör-Katalog natürlich noch um einiges erweitert werden kann. Herzstück ist der Antrieb, dafür gibt es von uns jetzt schon einmal ein F für "formidabel".

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MOTORRAD 20 / 2023

Erscheinungsdatum 15.09.2023