Von wegen klein – mit gemessenen 107 PS schickt die Ducati Monster 821, ab jetzt der Einstieg in die Monster-Welt, mehr Leistung ans Hinterrad als die alte, luftgekühlte 1100 Evo. Sollte doch reichen fürs flotte Roadstern. Braucht es da überhaupt die 2800 Euro teurere Ducati Monster 1200? Diese Frage ist durchaus berechtigt, besonders, weil sich die beiden Wassermonster auf den ersten Blick gleichen wie ein Ei dem anderen. Dieselben kraftvollen Linien, die gleichen bulligen Proportionen. Seit über 20 Jahren ist sich die Monster-Baureihe stets treu geblieben, und diese schöne Tradition führen auch die beiden Neuen fort, Kühlrippen-Verlust und Wasserpumpen-Schläuche hin oder her.
Kompletten Artikel kaufen
Ducati Monster 821 und Monster 1200 im Vergleichstest
Welche bietet mehr Monster für die Moneten?
Sie erhalten den kompletten Artikel (2 Seiten) als PDF
Da muss man schon genauer hinschauen, um die Unterschiede zu entdecken, aber irgendwo muss die stattliche Preisdifferenz ja herkommen. Die schicke Einarmschwinge bleibt der Ducati Monster 1200 vorbehalten, ebenso eine Radialbremspumpe, hydraulische Kupplungsbetätigung, ein Ölkühler und das moderne TFT-Cockpit. Und natürlich hat die Große im Vergleich mit der Ducati Monster 821 mehr Bums: 377 Kubik, 21 PS und in der Spitze 29 Nm Drehmoment liegen zwischen den Twins.
Beide Maschinen übertrieben bissig am Gas
Wie die Zwillingsoptik schon vermuten lässt, gleicht sich auch die Ergonomie der Ducati Monster 821 und der Ducati Monster 1200. Diese sportlich nach vorne geneigte Sitzposition, die Griffe weit auseinander – das ist immer noch typisch Monster, jetzt aber, da der Fahrer deutlich näher am Lenker sitzt, sehr viel entspannter und bequemer. Beide L-Twins werden komplett elektronisch per Ride-by-Wire gesteuert und bieten drei bei Bedarf frei programmierbare Fahrmodi: Sport (volle Leistung, direkte Gasannahme), Touring (volle Leistung, sanftere Gasannahme) und Urban (reduzierte Leistung, sanfteste Gasannahme) – mit einer jeweils passenden Einstellung für ABS und Traktionskontrolle.
Was sofort auffällt: Außer im Urban-Modus hängen beide Maschinen übertrieben bissig am Gas. Besonders die Ducati Monster 821 macht bei normalem Gasanlegen erst mal einen ordentlichen Satz nach vorne. Das suggeriert mächtig Power, Stadtfahrten werden so aber zur Geschicklichkeitsübung. Dabei hätten sie diese Blenderei überhaupt nicht nötig. Schon der aus der Hypermotard 821 bekannte, für die Monster 821 kräftig modifizierte Testastretta-Twin ist ein klasse Treibsatz. Bietet tolle Laufkultur, lässt sich in den unteren Gängen bereits ab 2000/min fahren, drückt kräftig bis 6000 Touren, um von da an mit herrlicher Gier und einer Extra-Schippe Leistung Richtung Horizont zu schnalzen. Das macht mächtig an und reicht fürs beherzte Angasen stets völlig aus.
Ducati Monster 821 ist einen Tick zorniger und lauter
Und die Ducati Monster 1200? Setzt sich mit ihrem Reaktor von einem Antrieb erst jenseits des legalen Landstraßentempos wirklich ab, geht dabei ähnlich früh und einen Tick manierlicher als die Ducati Monster 821 ans Gas. Für den, der es braucht, ist mehr dann eben einfach mehr.
Keine Entscheidungshilfe bei der Frage nach Groß oder Klein bieten die Getriebe: Beide sind präzise, aber trocken bis hart, wollen mit Autorität bedient werden und geben den Leerlauf nur geübten Schaltfüßen frei. Doch wer wird sich bei einer solchen Klangkulisse mit derlei Nebensächlichkeiten aufhalten? Ducati Monster 821 und 1200 zelebrieren sämtliche Register des Vau-zwei-Soundbaukastens: Hämmern, Röhren, Ballern und Bratzeln, dass einem das Herz aufgeht. Die 821 einen Tick zorniger und lauter, die Ducati Monster 1200 mit der Macht des satten Hubraums. In beiden Fällen Glückshormone für den Piloten, Ohrstöpsel für die lieben Nachbarn.
Leichte Vorteile für die Ducati Monster 1200 beim Bremsen
Bis hierher klebt die gar nicht mal so Kleine der Großen also dicht auf den Fersen. Und das bleibt auch in der Kurve so, jedenfalls so lange, wie die Fahrbahn halbwegs eben ist. Hier gefällt die Ducati Monster 821 mit neutralem Einlenken und guter Stabilität. Wird der Belag schlechter, dann schwingt die Ducati Monster 1200 eiskalt das Zepter der fahrwerksseitigen Überlegenheit. Goldene Öhlins-Dämpfer bleiben zwar dem noch einmal 2500 Euro teureren S-Modell vorbehalten, die einstellbare USD-Gabel der 1200er spricht aber wesentlich feinfühliger auf Unebenheiten an als das simple, nicht einstellbare Pendant der 821.
Diese taucht beim harten Bremsen zudem weit ab und sorgt so in Schräglage für Aufstellmoment. In Verbindung mit der Ducati-typisch harten Hinterhand, die auch bei voll geöffneter Zugstufe überdämpft ist, bleibt der Ducati Monster 821 in der Kategorie Fahrwerk also nur das Nachsehen, daran ändert auch der Hinterreifen mit 60er-Querschnitt nichts. Leichte Vorteile für die Ducati Monster 1200 auch im Kapitel Bremsen: Die an beiden Bikes verbauten Brembo-Radialzangen verzögern erstklassig, in puncto Dosierbarkeit und Hebelposition liegt die Radialpumpe der 1200er jedoch vorne.
Pros und Kontras
Ducati Monster 821
Plus
• sportlich-bequeme Sitzposition
• bissiger, drehfreudiger Motor
• Klangkulisse
• viel Monster-Feeling
Minus
• weiche, unsensibel ansprechende Federgabel
• Federbein überdämpft
• aggressive Gasannahme
fact
Ducati Monster 1200.
Ducati Monster 1200
Plus
• sportlich-bequeme Sitzposition
• massig Druck in jeder Lebenslage
• hochwertige Federelemente
• Bremse
• edle Details
Minus
• aggressive Gasannahme
• Ablesbarkeit des TFT-Displays bei Sonneneinstrahlung
Technische Daten und Messwerte
Jahn
Jahn
1/30
Schon im Leerlauf ballert die Duc derart herzhaft vor sich hin, dass man unwillkürlich nachschauen möchte, ob sie im Werk nicht vielleicht die Schalldämpfereinsätze vergessen haben.
Jahn
2/30
Wer den kleinen, luftgekühlten Monstern 696 und 796 nachtrauert, den tröstet vielleicht ein Blick in die Fahrzeugpapiere. 107 PS stehen da. Das sind zwar nicht ganz die vollmundig in Ducati-eigener Logik proklamierten 112 PS, aber immer noch mehr als genug, um in ihrer Klasse ein Wörtchen mitreden zu können.
Jahn
3/30
Der V2 erfuhr kleinere Änderungen. Seine Kurbelwelle rotiert jetzt in Gleitlagern, was Reibungsverluste minimiert. Zudem bereitet die Einspritzanlage der Monster 1200 mit 53er-Drosselklappen (Hypermotard: 52 mm) das Gemisch auf.
Jahn
4/30
Großer Achsdurchmesser, stabile Klemmung, radial verschraubte Bremszangen – das kann sich sehen lassen.
Jahn
5/30
Übersichtliches Cockpit mit Schaltblitz und reichlich Informationen.
Jahn
6/30
Der billige Kupplungshebel steht weit ab und ist nicht einstellbar, schlecht für kleine Hände.
Jahn
7/30
Das Vorderlicht der Ducati Monster 821.
Jahn
8/30
Eines geht gar nicht: mit der Monster 821 unbemerkt bleiben. Bereits im Stand wirkt sie auf Passanten wie ein Magnet, mit ihrem Kontrast aus leuchtend weißem Tank und glutrotem Rahmen, dazu den keck nach oben angeschrägten doppelläufigen Auspuffrohren in mattschwarz.
Jahn
9/30
Auch mit Wasserschläuchen und ohne Einarmschwinge ist die 821 immer noch eine typische Monster.
Jahn
10/30
Im Sport-Modus muss der Pilot bei einer Vollbremsung das aufsteigende Hinterrad bändigen.
Jahn
11/30
Der 821er ist ein recht kultivierter Geselle. Die Kupplung geht schön leicht, könnte nur einen etwas präziseren Druckpunkt haben.
Jahn
12/30
Mit leicht nach vorne gebeugtem Oberkörper ergibt sich noch immer das typische Monster-Feeling, doch wirkt die Sitzhaltung nun wesentlich harmonischer als noch bei den Monstern 696 und 796.
Jahn
13/30
Wie bei der Monster 1200 sitzt der Fahrer im Vergleich zu den luftgekühlten Monstern nun 40 Millimeter dichter am ebenfalls 40 Millimeter höheren, in Gummiblöcken gelagerten Stahlrohrlenker.
Jahn
14/30
Nicht nur ihr Klang, sondern ihr ganzes Auftreten ist ziemlich erwachsen. Von „kleiner“ Monster keine Spur.
Jahn
15/30
Bereits ab 2500/min oder gut 70 km/h kann der sechste Gang benutzt werden.
Jahn
16/30
Das Tankvolumen von 17,5 Litern lässt sich ohne langwieriges Nachgluckern von Sprit leicht ausschöpfen.
Jahn
17/30
Ein Ritt auf der Ducati Monster 821 ist ein intensives Erlebnis.
Jahn
18/30
Man muss sich ein wenig auf sie einstellen. Nach wie vor ist sie ein Gesicht in der Menge, nicht glatt geschliffen und weich gespült. Und gerade deshalb sehr emotional.
Jahn
19/30
Mit Ecken und Kanten, ein bisschen angepasster und mit ausgezeichneten elektronischen Fahrhilfen, aber kein Mainstream.
Jahn
20/30
Unterm Strich steht das jüngste Mitglied in der Monster-Familie vom Fahrverhalten und motorisch über ihren luftgekühlten Vorgängerinnen, was auch Neu-Monsteristi schätzen dürften, zumal eine 48-PS-Version ebenfalls zu haben ist.
Jahn
21/30
Im Touring- und besonders im Sport-Modus regelt das Bosch 9MP-ABS an der Grenze des Machbaren und liefert ausgezeichnete Bremswege.
Jahn
22/30
Der 821 cm³ große Testastretta erreicht in der Monster seine Höchstleistung später als in der Hypermotard, die – gut erkennbar – im unteren und mittleren Drehzahlbereich das kräftigere Drehmoment und dadurch auch die besseren Durchzugswerte liefert.
Jahn
23/30
Der Sound, der aus diesem Auspuff kommt, schindet ordentlich Eindruck.
Jahn
24/30
Das direkt angelenkte Federbein stützt sich unmittelbar am Kopf des stehenden Zylinders ab. Die Muttern zur Einstellung der Vorspannung sind sehr gut zugänglich.
Jahn
25/30
Im Touring- und besonders im Sport-Modus regelt das Bosch 9MP-ABS an der Grenze des Machbaren und liefert ausgezeichnete Bremswege.
Jahn
26/30
Selbst nach kühler, feuchter Nacht springt der Twin problemlos an, hat sich nach wenigen Hundert Metern freigeräuspert und läuft in den unteren Gängen ab knapp über 2000/min rund.
Jahn
27/30
Bei der Sitzbank kann man zwischen zwei Höhen wählen; Schlaufen zur Gepäckbefestigung.
Jahn
28/30
Drei Fahrprogramme hält die Duc bereit: Sport, Touring und Urban.
Jahn
29/30
Salopp verlegte Kabel mit Steckverbindungen unter dem Motor liegen schutzlos im Spritzwasserbereich.
Jahn
30/30
Insofern stehen die Zeichen also gut für eine erfolgreiche Fortsetzung der Monster-Geschichte.
| Ducati Monster 821 | Ducati Monster 1200 |
Motor-Bauart | Zweizylinder-Viertakt-90-Grad-V-Motor | Zweizylinder-Viertakt- 90-Grad-V-Motor |
Einspritzung | 2 x Ø 53 mm | 2 x Ø 53 mm |
Bohrung x Hub | 88,0 x 67,5 mm | 106,0 x 67,9 mm |
Hubraum | 821 cm³ | 1198 cm³ |
Leistung | 79,0 kW (107 PS) bei 9250/min | 94,0 kW (128 PS) bei 9000/min |
Drehmoment | 89 Nm bei 7750/min | 118 Nm bei 7250/min |
Rahmen | Gitterrohrrahmen aus Stahl, Motor mittragend | Gitterrohrrahmen aus Stahl, Motor mittragend |
Gabel | Upside-down-Gabel, Ø 43 mm | Upside-down-Gabel, Ø 43 mm |
Gewicht vollgetankt*
| 209 kg | 215 kg |
Tankinhalt | 17,5 Liter | 17,5 Liter |
Service-Intervalle | 15.000 km | 15.000 km |
Preis | 10.690 Euro | 13.490 Euro |
Nebenkosten | 305 Euro | 305 Euro |
MOTORRAD-Messwerte
| Ducati Monster 821
| Ducati Monster 1200 |
Höchstgeschwindigkeit¹ | 225 km/h | 250 km/h |
Beschleunigung 0–100 km/h
| 3,3 sek | 3,2 sek |
0–140 km/h | 5,7 sek | 5,1 sek |
0–200 km/h | 13,8 sek | 9,6 sek |
Durchzug 60–100 km/h | 4,1 sek | 3,1 sek |
100–140 km/h | 4,5 sek | 3,3 sek |
140–180 km/h | 4,8 sek | 3,7 sek |
* MOTORRAD-Messungen; ¹ Herstellerangabe; Diagramm: Leistung an der Kurbelwelle; Messungen
auf dem Dynojet-Rollenprüfstand 250, korrigiert nach 95/1/EG, maximal mögliche Abweichung ± 5 %
MOTORRAD
Leistungsmessung.
Parallel-Flug: Leistungs- und Drehmomentkurven der beiden Elf-Grad-Testastretta-L-Twins verlaufen sehr ähnlich. Das spiegelt auch der Charakter der Motoren wider. Der Motor der Ducati Monster 821 leistet sich zwar einen kleinen Hänger zwischen 4000 und 6000/min, begeistert dafür mit herrlicher Drehfreude. Der Antrieb der Ducati Monster 1200 macht dank sattem Hubraum und entsprechendem Drehmoment in jeder Drehzahlregion eine glänzende Figur.
Fazit
jkuenstle.de
Zwei Herzen, eine Seele: Ducati Monster 821 und 1200 sind echte Ducati-Twins, die den gleichen hemdsärmeligen Monster-Charme versprühen und für ordentlich Fahrspaß sorgen. Schon die 821 weiß mit ihrem knalligen Antrieb voll zu überzeugen. Die 1200er bietet mehr vom selben, und das mit einem souveräneren Fahrwerk und leckeren Details. Also leichter Vorteil Ducati Monster 1200. Ob der aber 2600 Euro wert ist, muss jeder für sich entscheiden. Gewinnertypen sind beide.