Wir konnten die Ducati V4 Streetfighter im Bergischen Land erstmals fahren und kamen in den Genuss eines echten Anwärters auf die Krone im Power Naked Bike-Segment.
Wir konnten die Ducati V4 Streetfighter im Bergischen Land erstmals fahren und kamen in den Genuss eines echten Anwärters auf die Krone im Power Naked Bike-Segment.
Dass die Ducati V4 Streetfighter im Power Naked Bike-Segment richtig abräumen könnte liegt nicht nur am V4-Antrieb, den die Streetfighter aus dem Superbike Panigale V4S bekommen hat. Aber der 90-Grad-V-Motor mit 1.103 Kubik ist anno 2020 nochmal verfeinert worden und das spürt man in jeder Fahrsituation.
Dank dreier fein abgestimmter Modi kann die Streetfighter sowohl Alltag als auch die harte Attacke auf der Landstraße oder den Vollangriff auf der Rennstrecke. Beispielsweise lässt sich mit der Ducati im Road-Modus genüsslich über Landstraßen cruisen, problemlos im Stadtverkehr mitschwimmen und moderat die Hausstrecke in Angriff nehmen. Dabei geht sie handzahm ans Gas und serviert dennoch genug Druck, um auch im vierten Gang beispielsweise durch die Hauptstraße der nächsten Kleinstadt zu gleiten, ohne dass der Motor in unteren Drehzahlen bocken würde. Die Vibrationen sind nie störend, unterstreichen vielmehr den Charakter des V4.
Wem das freilich zu brav ausfällt, kann in den Sportmodus wechseln. Dann erlebt der Streetfighter-Pilot eine etwas aggressivere Gasannahme und spürbar mehr Durchzug ab etwa 4.500/min. Und das tatsächlich ohne Hardware-Änderungen am Motor. Ja! Nur die Mappings sind extra für die Streetfighter gemacht worden und Ducati hat die Übersetzung geändert, damit sich das Gros der 208 PS-Power unterhalb der 9.000/min. ums Hinterrad versammelt. Und genau da spielt sich das Crescendo auf der Landstraße schließlich ab, da kann man auf die 6 PS mehr, die das Superbike hat gelassen verzichten. Wem das Bolzen im Sport-Mode nicht reicht, kann in den Race-Mode umschalten. Dann springt die Duc ganz direkt ans Gas, dreht wie der Wind und will nur noch den Killer mimen. Im sechsten Gang liegt das Limit dann bei 15.000/min! Allerdings muss sie dann über 3.500/min gehalten werden, sonst stellt sich wie früher beim alten Streetfighter ein ungehobelterer Charakter ein.
Insgesamt besticht die Streetfighter durch ihr simples Handling. Dank dem geringen Gewicht von 199 kg (S-Version vollgetankt) folgt sie förmlich blind den Pilotenbefehlen. Die Duc klappt blitzschnell ab und verhält sich in Schräglage absolut neutral – das hat Supersportler-Niveau. Die S-Version vertraut dabei auf ein Öhlins-Fahrwerk der höchsten Katergorie. Hinten dämpft ein TTX36-Federbein, vorn eine Chrom-beschichtete NIX30-Gabel. Beide Dämpfereinheiten werden über das elektronische Smart EC 2.0 geregelt, das zu jeder Zeit anhand der Fahrzustände eingreift. Das Grundsetup ist freilich sportlich straff ausgelegt.
Überhaupt ist das Elektronik-Paket der Streetfighter aus Superbike-Niveau. Vom Kurven-ABS mit wählbarer Supermoto-Abstimmung über die Wheeliekontrolle (abschaltbar), eine achtstufige Traktionskontrolle, diverse Motorbremsmoment-Szenarien bis zur Slide-Control ist alles an Bord, was die moderne ECU heute liefert. Das Ausstattungspaket ist sowohl an der Standard als auch an der höherpreisigen S-Version sehr umfangreich. Beide haben den Quick-Shifter mit Blipperfunktion beispielsweise. Aber auch die sehr gute Bremsanlage mit Brembo-Sytlema M 4.30-Zangen, 330er-Scheiben und der Brembo-Radialpumpe gehört dazu.
All das hat uns nachhaltig beeindruckt. Besonders die Kultiviertheit, mit der die Streetfighter zu Werke geht, ohne dabei langweilig zu sein. Vielmehr haben wir uns darüber gefreut, dass eine extravagante Ducati heute nicht mehr kapriziös sein muss, sondern feinste Manieren ihren Charakter ausmachen. Wir brennen jedenfalls darauf, die Ducati Streetfighter auf die Konkurrenz loszulassen, um herauszufinden wer bei den Power-Nakeds jetzt die Krone verdient hat. Ein ganz heißer Kandidat ist die Streetfighter auf jeden Fall.