Fahrbericht: Ducati Aachen-Streetfighter

Fahrbericht: Ducati Aachen-Streetfighter Ducati Aachen tunte eine Streetfighter

Breiter Lenker, bärenstarker Motor. Ducatis Streetfighter kommt schon serienmäßig sehr selbstbewusst daher. Ducati Aachen nahm sich den Straßenkämpfer zur Brust und weckte verstecktes Potenzial.

Ducati Aachen tunte eine Streetfighter jkuenstle.de

Schmerzen. Im Nacken. Aua. So ein getuntes Naked Bike kostet, auf der Rennstrecke richtig hergenommen, ganz schön Kraft. Zumal Matthias Müller von Ducati Aachen einigen Aufwand betrieb, um die Kraftreserven des Piloten ordentlich auf die Probe zu stellen.

Der Tuner nahm sich Ducatis Männer-Muskel-Bike, die Streetfighter, zur Brust und pimpte die serienmäßig schon bärenstarke Italienerin auf optimale Landstraßenperformance und gelegentliche Rennstreckenausflüge - so der Plan.

Tuning
Um dem Fighter sein gesamtes Potenzial zu entlocken, betrieb der Aachener Tuner einigen Aufwand: Motorseitig reduzierte Müller die Schwungmasse, passte die Steuerzeiten an und verbaute zur Optimierung des Luft-Gas-Gemischs einen Power Commander, ein Kit-Steuergerät sowie eine Termignoni ABE-Anlage nebst Sportluftfilter aus Ducatis Performance-Katalog.

Die Verwendung des Power Commanders nutzte Ducati Aachen als Kunstgriff, um Antritt und Ansprechverhalten des Streetfighters im unteren Drehzahlbereich zu verbessern, was aufgrund von Problemen mit der Lambdasonde allein mit dem Kit-Steuergerät nicht gelang.

Auch bei der Gabel setzte Müller auf die Kombination mehrerer Elemente. So arbeiten in der Ducati-Forke Innereien von Andreani und Öhlins, hinten sammelt ein TTX-Federbein von Öhlins die Bodenunebenheiten ein. Um den Landstraßencharakter des Motorrads zu unterstreichen, stimmten die Aachener ihren Fighter auf der Nordschleife ab.

In die serienmäßig schon sehr aggressive und bissfeste Bremsanlage griff Ducati-Mann Müller nur dezent ein und ersetzte lediglich die vorderen Bremsscheiben durch schicke Wave-Scheiben von Braking. Das so gesparte Budget investierte er lieber in todschicke Marchesini Magnesium-Räder, die aufwändige Lackierung sowie eine Carbon-Schwingen-Abdeckung.

Eine zweifach einstellbare Ducati-Performance-Fußrastenanlage und ein speziell für den Einsatz auf der Rennstrecke recht niedriger Rohrlenker bringen den Piloten in Angriffshaltung.

Fahreindruck

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Durch die Kombination aus schicker Verkleidung und wertigen Teilen wirkt der Streefighter aus Aachen sehr edel.

Auf ins Gefecht! Bereits in der ersten Runde fällt auf, dass die gut gemeinte Idee mit dem tiefen Rennstrecken-Lenker in der Praxis wenig bringt. Trotz der stark vorderradorientierten, tief geduckten Sitzposition hängt der Pilot nämlich mangels Windschutz in der Parabolika am Lenker wie ein Reckturner an der Stange. Aua. Da sind sie wieder, die Nackenschmerzen. Zudem leitet der Fahrer beim Kampf gegen die Luftmassen über den breiten Lenker permanent Unruhe ins Motorrad ein.

Die Charakteristik des getunten Testastretta entschädigt für die körperlichen Strapazen. Sehr direkt hängt der Zweizylinder am Gas, reagiert angriffslustig auf das leichteste Zupfen am Gasgriff und zieht dem Piloten, untermalt von betörendem Sound, die Arme lang. Kein Wunder: Fast über das gesamte Drehzahlband drückt der Streetfighter mehr als 100 Nm Drehmoment. Der einzige kleine Wermutstropfen des beeindruckenden Ducati-Antriebs betrifft den Schaltautomaten. Er reagiert auf den einen oder anderen Gangwechselwunsch etwas unwillig.

In der Bremszone belohnt der Streetfighter das Durchhaltevermögen des Piloten mit famosem Biss und toller Dosierung bei geringer Handkraft. Trotz der vorn versammelten Masse samt Fahrer bleibt das Heck auch bei hartem Ankern stabil.

Am Kurveneingang zeigt sich die positive Seite der breiten Lenkstange: Ein minimaler Lenkimpuls genügt, und das 186 Kilogramm leichte Naked Bike klappt gierig in Schräglage. In der Kurve fehlt es dem Fighter allerdings an Stabilität. Speziell bei Bodenwellen kommt viel Unruhe ins Motorrad.

Mit dieser ist es am Kurvenausgang aber wieder vorbei. Satt und stabil stemmt sich das Öhlins-Federbein gegen die Beschleunigungskräfte und informiert den Piloten zuverlässig über den Haftungszustand des Hinterreifens. Die Gabel spricht ebenfalls gut an und vermittelt trotz des nervösen Grundcharakters des Streetfighters das Gefühl, jederzeit alles im Griff zu haben.

Mit einem glücklichen Grinsen zieht der Pilot nach Ende des Turns den Helm ab. Für das Spaßpotenzial dieses Streetfighters von Ducati Aachen nimmt man Nackenschmerzen gern in Kauf.

Daten

Zeichnung: Archiv
Das Leistungsdiagramm der Streetfighter.

Bei 4000/min drückt der Testastretta des Streetfighters 100 Nm Drehmoment auf die Prüfstandsrolle. Sauber! Die Leistungskurve überzeugt ebenfalls und klettert ohne Einbrüche auf 162 PS bei 9800/min.

Gewicht: 186 kg
Vorn/hinten: 51,4/48,6 %
Leistung: 162 PS
Preis: 24 000 Euro

Archiv
Matthias Müller von Ducati Aachen.

Matthias Müller
Ducati Aachen
Neuenhofstr. 140, 52078 Aachen
Tel.: 0241/900 600
www.moll-automobile.de

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