Kaum treiben Cagivas angriffslustige Raptoren ihr Unwesen, da hagelte es Kritik für Ducatis Monster. Zu wenig Leistung, veraltet das Konzept. Ducatis Antwort: Monster S4.
Kaum treiben Cagivas angriffslustige Raptoren ihr Unwesen, da hagelte es Kritik für Ducatis Monster. Zu wenig Leistung, veraltet das Konzept. Ducatis Antwort: Monster S4.
Nicht dass Ducati beim Gedanke an den italienischen Erzfeind Cagiva vor Angst erzittern würde. Die Tatsache, dass deren neue Raptoren in allen Tests die Monster-Familie gnadenlos abkochen, mag die Bologneser nicht sonderlich erschreckt haben. Denn auch in Italien hat sich herumgesprochen: Ohne einen gut funktionierenden Vertrieb, zuverlässige Ersatzteilversorgung und qualifizierten Kundenservice lässt sich das beste Motorrad nicht verkaufen. Doch man weiß bei Ducati: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch die ehrgeizigen Cagiva-Bosse die richtigen Weichen stellen und zum ersthaften Gegner heranwachsen. Und dann sollte die eigene Waffe nicht stumpf sein.
Und scharf ist sie, die Waffe. Ducati Monster S4 wird sie heißen und den Motor des erfolgreichen Supersportlers 916 im Rahmen der touernsportlichen ST 4 tragen. Mit einer Leistung von 101 PS zwar unter seinen Möglichkeiten, soll der wassergekühlte Vierventiler mit besseren Manieren und noch mehr Drehmoment im unteren Drehzahlbereich agieren. Eine deutlich kürzere Übersetzung der oberen vier Gangstufen sowie des Sekundärantriebs werden ebenfalls mehr der Spurtstärke als der Topspeed der Monster zugute kommen.
Dass die Über-Monster dennoch nicht ins Straucheln gerät, dafür bürgt das steife Fahrwerk der ST-Baureihe. Mit 66 statt bisher 67 Grad Lenkkopfwinkel und einem um zehn Millimeter auf deren 1440 verlängerten Radstand wird die neue Monster auch bei höheren Tempi für wenig Aufregung sorgen. Um den entsprechenden Fahrkomfort sorgen sich vorn eine 43er-Upside-down-Gabel von Showa und hinten ein Zentralfederbein der Firma Sachs.
Was der S4 dagegen fehlt, ist der klassische Lenker. Zwei Lenkerstummel, oberhalb der Gabelbrücke angeschellt, sorgen trotzdem für die von den Monster-Modellen gewohnt komfortable Sitzposition. Auch das Cockpit bleibt bis auf den oberen Teil der Tachoskalierung unverändert. Ebenfalls bekannt: die Bremsanlage von Brembo mit großen 320er-Scheiben. Neu dagegen sind leichte Fünfspeichen-Räder in den Dimensionen 3,5 x 17 vorn und 5,5 x 17 hinten.
Und da das Auge bekanntlich mitfährt, ist bei der neuen Monster Lenkerverkleidung, Kotflügel, Seitendeckel und Zahnriemenabdeckung wie bei der teuren 996 SPS aus elegantem Kohlefaserlaminat gefertigt. Was die Bologneser als finanziellen Ausgleich für ihre jüngste Kreation von der Kundschaft erwarten, war bislang noch nicht zu erfahren. Der Preis dürfte aber um die 23000 Mark liegen.
Des weiteren wird Ducati den Supersportler 996 stark überarbeiten. Neben Änderungen im Design wird ein modifizierter Motor mit 998 cm3, neuen Zylinderköpfen und mehr Leistung (rund 145 PS) erwartet. Das bisherige 996-Triebwerk treibt dagegen eine S-Version der ST 4 an. Ob sich mit diesen Neuerungen die italienische Konkurrenz jedoch in Schach halten lässt, ist fraglich.
Die gibt richtig Gas und bringt aus dem Hause Aprilia gleich zwei interessante Neuheiten. Eine große Reiseenduro und einen Tourer mit sportlichen Genen. Beide Modelle sind mit dem bewährten V2-Triebwerk der Mille ausgestattet, wenn auch in dem Einsatzzweck entsprechend angepassten Leistungsversionen.
Cagiva legt sich fürs kommende Jahr ebenfalls mächtig ins Zeug und wird das Naked Bike MV Agusta Brutale präsentieren. Allerdings nicht wie vermutet mit 960 cm3 Hubraum, sondern mit dem bestehenden 750er-Vierzylinder-Motor. Außerdem wird die bereits zu Anfang erwähnte Raptor-Baureihe Nachwuchs bekommen. Die ersten Prototypen der Raptorenbabys mit dem Suzuki SV 650-Motor wurden in Italien bereits gesichtet.
Komplette Funkstille herrscht dagegen bei Laverda. Und bei Benelli sollen im Herbst zu Homologationszwecken die ersten 150 Einheiten der Tornado gefertigt werden, die Serienproduktion des extravaganten Supersportlers startet aber voraussichtlich erst im Frühjahr 2001.
Nach der Übernahme Moto Guzzis durch Aprilia beschränkt man sich im Werk am Comer See auf die Produktion der California-Modellreihe. Die urige V11 dagegen brachte man ins Aprilia-Stammwerk in Noale. Dort möchte man ihr mit dem Know-how der Aprilia-Techniker die Fahrwerksschwächen abgewöhnen. Sobald das Pendeln bei höheren Geschwindigkeiten beseitigt ist, will Aprilia die gewonnenen Erkenntnisse sofort an die V11-Kundschaft weitergeben. Wobei wir wieder am Anfang der Geschichte angelangt wären: Gute Motorräder sind eine Sache, ein guter Service die andere.