Die Yamaha MT-09 ist das erste japanische Dreizylinder-Motorrad seit 30 Jahren und mit diesem spitzenmäßigen Triebwerk ein Volltreffer! Wir durften sie bereits fahren.
Die Yamaha MT-09 ist das erste japanische Dreizylinder-Motorrad seit 30 Jahren und mit diesem spitzenmäßigen Triebwerk ein Volltreffer! Wir durften sie bereits fahren.
Die Yamaha MT-09 präsentierte sich mit viel Selbstbewusstsein: "The dark side of Japan" ist das Motto, das Ambiente industriell, trashig. In einer abgerockten Lagerhalle inmitten des Hafens von Split brennen Ölfässer wie in der Bronx. Wenn jetzt noch fieser Death-Metal aus fetten Boxen dröhnen und schwarz geschminkte, leicht bekleidete Mädels an Stangen tanzen würden, die Show wäre perfekt.
Auch ohne Mädels passt die Inszenierung der Yamaha MT-09, der möglichen Heilsbringerin der kommenden Saison. Sehr hohe Erwartungen knüpfen die Japaner an die Markteinführung ihres ersten Dreizylinder-Modells seit 30 Jahren. Und beziehen nicht nur mit dem Motto, sondern auch mit der Eingliederung der Neuen in die seit der MT-01 verwaiste MT-Baureihe Stellung. Man bekennt sich zu Kreativität und unkonventionellem Styling, verlässt erstmals seit einer gefühlten Ewigkeit wieder die ausgetretenen und wenig erfolgreichen Wege des Mainstreams. Ein Triple aus Yamaha-Fertigung ist ein starkes Statement an die Welt und war vor allem eines: lange überfällig.
Mit bassigem Grollen aus der Airbox zieht die Yamaha MT-09 das Vorderrad in Richtung des azurblauen Himmels. Beschleunigt, sanft gegen die Hinterradbremse gefahren, auf dem Kipppunkt die Gerade hinunter. Ja, das rockt! Jetzt den dritten Gang nachlegen und einfach weiter Richtung Horizont surfen. Beim Absetzen ein kurzes Quietschen, ein verschämtes Rauchwölkchen des Vorderrads und weiter geht es in die nächste Kurvensession.
Wie geil ist das denn! Yamaha bringt nach Jahren der nüchternen Sachlichkeit endlich wieder ein Motorrad auf den Markt, dass ab dem ersten Meter anmacht, die Lust am Fahren schürt und müde Männer munter macht. Der dezent-legale Klang des Drillings ist gefällig, sein Schub ab 3000 Touren belebt prickelnd und das zackige Handling sorgt für Gänsehaut. Motorradfahren mit allen Sinnen – das ist MT-09 fahren. Dieses lustvolle Fahrerlebnis generieren nur leistungsfähige Dreizylinder-Motoren in kompakten Fahrwerksabmessungen.
Und damit vom emotionalen kurz zum theoretischen Teil: Die Yamaha MT-09 drückt lebendige 115 PS, schiebt mit maximal 88 Newtonmeter Drehmoment an und massiert die Seele und das Popometer des Piloten unter Last ab 6000/min mit gutmütigen Vibrationen. Das 850 cm³ große Triebwerk gefällt vor allem durch seine Lebendigkeit. Es schiebt und drückt immer, ohne zu überfordern, kann Bummeln und Brennen.
Neben dem reinen Motorlauf können auch die wichtigen Kleinigkeiten aus der Peripherie überzeugen. Die Bedienkraft der Kupplung fällt benutzerfreundlich niedrig aus, das Getriebe lässt sich unauffällig und präzise schalten. Lediglich die Gasannahme ist in den Mappings "Standard" und "A" (A steht für sportlich-direktes Ansprechverhalten) zu hart. Doch Abhilfe steht parat. Wer den sanfteren Leistungseinsatz bevorzugt, schaltet einfach auf den Modus "B" und hat seine Ruhe – die vollen 115 PS stehen in allen drei Modi parat.
Apropos Einspritz-Modi: Die Yamaha MT-09 ist kein Superbike, wo so etwas zum Standard gehört. Nein, wir sitzen hier auf einem preislich äußerst attraktiven Mittelklasse-Naked Bike, das auch sonst mit einer guten Ausstattung und sehr ansehnlicher Verarbeitung glänzt. Sogar das Grund-Setting der MT-09 ist auf der sportlicheren Seite. Und wer Richtung straffer oder weicher anpassen will, kann dies über die verstellbare Zugstufendämpfung an Gabel und Federbein tun. Dass das Ansprechverhalten der Gabel auf gutem, aber nicht auf Top-Niveau ist, leuchtet bei einem scharf kalkulierten Mittelklasse-Bike ein.
Dafür hauen die Bremsen der Yamaha MT-09 richtig einen raus. Vor allem die Frontstopper sind über alle Zweifel erhaben und verzögern jederzeit vehement. Das aufpreispflichtige ABS (500 Euro extra) konnten wir zwar nicht testen, es wird aber sicherlich an den ersten Testmotorrädern verbaut sein. Was wir dagegen testen und erfahren durften, war die Ergonomie der als "Roadster-Motard" bezeichneten Yamaha MT-09. Fast 300 Kilometer haben wir in ihrem Sattel runtergerissen, hatten davon jeden Meter Spaß und keinerlei Beschwerden. Man findet sich Vorderrad-orientiert, aber nicht zu sportlich und tief im Motorrad platziert. Der breite, angenehm gekröpfte Lenker liegt gut zur Hand und sorgt für eine aufrechte Körperhaltung.
Wenn wundert es da, dass es kaum eine enge Kurve gibt, aus der nicht herausgewheelt wird. Der druckvolle Motor, das agile Fahrwerk, die Sitzposition, alles passt und alles scheint immer nur eines zu wollen – Spaß bieten. Wie
in einem gut eingespielten Chor scheint jedes Detail, jedes Bauteil der Yamaha MT-09 lautstark zu singen: Spiel mit mir, spiel
mit mir, spiel mit mir...
Motor
Wassergekühlter Dreizylinder-Viertakt-Reihenmotor, eine Ausgleichswelle, zwei obenliegende, kettengetriebene Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder, Tassenstößel, Nasssumpfschmierung, Einspritzung Ø 41 mm, geregelter Katalysator, Lichtmaschine 415 W, Batterie 12 V/8,6 Ah, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, O-Ring-Kette, Sekundärübersetzung 2,813.
Bohrung x Hub: 78,0 x 59,1 mm
Hubraum: 847 cm³
Verdichtungsverhältnis: 11,5:1
Nennleistung: 84,6 kW (115 PS) bei 10 000/min
Max. Drehmoment: 87,5 Nm bei 8500/min
Fahrwerk
Brückenrahmen aus verschraubten Aluguss-Hälften, Motor mittragend, Upside-down-Gabel, Ø 41 mm, verstellbare Federbasis und Zugstufendämpfung, Zweiarmschwinge aus Aluminium, Zentralfederbein mit Hebelsystem, verstellbare Federbasis und Zugstufendämpfung, Doppelscheibenbremse vorn, Ø 298 mm, Vierkolben-Festsättel, Scheibenbremse hinten, Ø 245 mm, Einkolben-Schwimmsattel.
Alugussräder: 3.50 x 17; 5.50 x 17
Reifen: 120/70 ZR 17; 180/55 ZR 17
Maße und Gewichte
Radstand 1440 mm, Lenkkopfwinkel 65 Grad, Nachlauf 103 mm, Federweg v/h 137/130 mm, Sitzhöhe 815 mm, Gewicht vollgetankt 188 kg (mit ABS 191 kg), Tankinhalt 14 Liter.
Geld und Gegenwert
Garantie: zwei Jahre
Farben: Blau, Dunkelviolett, Orange, Mattgrau
Preis: 7495 Euro (ohne ABS), 7995 Euro (mit ABS)
Nebenkosten: 170 Euro