Honda CB 77 Chrome-Plate Edition

Sondermodell der Honda CB 77 Chrome Plate Edition Glänzend: Honda CB 77 Chrome Plate Edition

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Erfolgreiche Händler mit chromglänzenden Sondermodellen zu belohnen, hatte bei Honda in den Vereinigten Staaten von Amerika Tradition.

Glänzend: Honda CB 77 Chrome Plate Edition fact
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Die verchromte Honda CB 77 erreicht mit 305 cm³ Hubraum 28,5 PS bei 9000/min.

In den USA tickten die Uhren immer schon anders als in Good old Europe. In den 60er- Jahren verkauften die Japaner in den Staaten stetig steigende Stückzahlen, als in Europa das Geschäft mit Motorrädern am Boden lag. Die Zweiradindustrien, allen voran die britische, waren in tiefe Lethargie verfallen. Längst hatten die Hersteller aus Fernost ihre riesigen Chancen zwischen Seattle und Miami erkannt. In Europa versuchten einzelne kleine Händler, japanische Zweiräder zu importieren, offizielle Importeure ließen noch auf sich warten und wechselten dann ständig. Der offizielle US-Importeur American Honda Motor eröffnete dagegen bereits 1959 in Los Angeles eine Depandance und kurbelte mit großangelegten Werbekampagnen das Geschäft an.

Auch die anderen japanischen Marken waren nicht untätig und lieferten einander einen harten Konkurrenzkampf. 1961 exportierten die Japaner 23 000 Einheiten in die USA, zwei Jahre später waren es bereits 136 000 Zweiräder mit weiter steigender Tendenz. Daher nahmen die USA für die japanischen Hersteller einen ganz anderen Stellenwert ein als Europa. Zudem verkauften große amerikanische Händler nicht etwa ein paar wenige Motorräder, sondern bis zu mehreren Hunderten und sicherten damit den wirtschaftlichen Erfolg der Mutterhäuser in Japan. Allein so ist es zu erklären, dass Honda den erfolgreichsten Händlern in den USA nicht nur etwas Besonderes bieten wollte, sondern durch spezielle Prämien versuchte, den internen Wettbewerb anzukurbeln. Der Anreiz für die Händler war Honda ganz offensichtlich eine Menge wert. Als Köder an der Angel der Hersteller diente zum Beispiel die Honda CB 77, in den USA auch als Superhawk bekannt. Sie war das sportliche Topmodell im Programm mit 305 cm³ Hubraum, auch wenn die Plakette auf dem Tank nur deren 300 signalisierte. 

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Zum Vergleich eine serienmäßige Honda CB 72 mit 247 cm³ Hubraum und 24 PS bei 9000/min.

Motorräder wie die CB 77 zu veredeln, bedeutete im Grunde eine komplette Kleinserienfertigung. Zum einen musste eine Unmenge von Teilen mit enormem Aufwand bearbeitet werden, zum anderen konnten die Motorräder nicht am Band zusammengebaut werden, sondern erforderten eine Einzelmontage außerhalb des normalen Produktionsablaufs. Es änderte nichts, dass die wenigen Sondermodelle aus dem normalen Produktionslos stammten, wie die gängige Seriennummer CB 77-100865 unseres Fotomodells ausweist. Bei den Sondereditionen scheute Honda offensichtlich weder finanziellen noch technischen Aufwand.

Außer dem Motor und dem Tank blieb praktisch kein Teil unbehelligt, wie der Vergleich zwischen der CB 77 Factory Chrom-Plate Edition und einer serienmäßigen CB 72 zeigt. Selbst vor dem Rahmen und der Schwinge machten die Galvaniseure nicht halt, auch Zulieferteile wie die Gabel und die Federbeine durchliefen die Glanzkur. Die Teile mussten also zerlegt, überarbeitet und wieder zusammengebaut werden. Selbst der Hauptständer nahm ein Chrombad. Einige Unterschiede zwischen der verchromten und der serienmäßigen Version, zum Beispiel die Anordnung der Blinker, sind allerdings nicht auf die spezielle Überarbeitung, sondern auf unterschiedliche Baujahre zurückzuführen. Mit einer Ausnahme: Der Seitenständer zierte als zusätzliches Extra allein die Chromvariante.

So stiegen die Kosten für die Sondermodelle auf ein Vielfaches der Serie. Bis auf die speziell verchromten Komponenten entsprachen die Bauteile dem Original. Doch nicht nur die CB 77 sollte die Händler für ihre Erfolge belohnen. Auch C 100 und C 110 waren als Chrome Edition Ansporn für weitere Verkaufsrekorde. Honda behielt diese Praxis bis Ende der 80er-Jahre bei; unter anderem kam die VT 750 Shadow in den Genuss eines Chromkits. Ob die Sonderedition letztlich schöner ist als das Serienmodell, lässt sich trefflich diskutieren. Der überbordende Glanz verwischt den Kontrast zwischen den einzelnen Bauteilen und -gruppen ein wenig, außerdem sind die Konturen weniger stark ausgeprägt. Eines kann die CB 77 Super Hawk Factory Chrome Plate Edition jedoch zweifelsfrei für sich reklamieren: Obwohl sie einem Großserienprodukt entstammt, ist sie ein rares Kleinserienexemplar eines großen Herstellers.

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