Test Suzuki GSX 1200 Inazuma

Test Suzuki GSX 1200 Inazuma Zwo komma neun

Schneller war Tester Helmut Faidt noch nie: Unter drei Sekunden von null auf 100 km/h. Die neue GSX 1200 macht ihrem Beinamen Inazuma also alle Ehre: Sie beschleunigt tatsächlich wie der Blitz. Und das ist noch lange nicht alles...

Seit fast zehn Jahren testet Helmut Faidt, genannt Heli, Motorräder.Ob die 164 PS starke Doppel X von Honda oder gnadenlos getunte Streetfighter, Hobby-Rennfahrer Faidt hat sie alle gefahren Mit unbestechlichen Meßinstrumenten geht Heli den teils optimistischen Versprechungen der Hersteller auf den Grund, stellt die Testmaschinen von MOTORRAD auf den Leistungsprüfstand und ermittelt ihre Fahrleistungen auf der langen Waldgeraden in Hockenheim. Nun steht dort Suzukis GSX 1200 bereit, Beiname Inazuma, zu deutsch Blitz, eilends aus Japan beschafft vom freien Importeur Könemann in Schneverdingen (Telefon 05193/50082). Eigentlich nichts Besonderes. Ein ganz normaler Arbeitstag. Aber es sollte anders kommen.
Denn was die so unscheinbar wirkende Suzuki mühelos an Werten auf das Diplay des Tellert-Meßgerätes zauberte, verwunderte sogar einen abgebrühten Tester wie Helmut Faidt: 2,88 Sekunden von null auf hundert, das bedeutet persönliche Bestleistung, die Krönung einer langen Karriere. Noch nie dagewesen, so ein Wert. Nicht mal mit der Kawasaki ZZR 1100. Im ganz normalen Motorradalltag zwar nicht relevant, aber ein sicheres Indiz dafür, wie gut die Abstimmung des Inazuma - Motors gelang.
Wobei der luft/ölgekühlte 1200er Vierzylinder ein guter alter Bekannter ist. Ursprünglich für den Supersportler GSX-R 1100 konzipiert, gelang ihm ein Comeback in der 1200er Bandit, seit Ende 1995 ein äußerst erfolgreiches Motorrad. Und nun, wieder mit geringfügigen Veränderungen, zaubert Suzuki aus dem ehedem brachial ans Werk gehenden Big Block der Bandit eine scheinbar handzahme Antriebsquelle. Für besseren Durchzug aus niedrigen Drehzahlen bestückten ihn die Techniker mit kleineren Vergasern. Anstelle der 36er Mikunis versorgen den Vierzylinder in der japanischen Version nun 32er-Kehin-Vergaser. Mit Folgen: Der Motor hängt sehr gut am Gas, die Leistung setzt bereits kurz über Standgasdrehzahl sanft und sehr unspektaklär ein – aber dennoch mit unglaublichen Nachdruck. Während stärkere Motorräder, wie beispielsweise eine Yamaha R1, bei Messungen ab circa 5000/min permanent ihr Vorderrad heben wollen, bleibt das der Inazuma schön am Boden. Wieviel Pferdestärken es denn nun genau sind, die sie da vorwärts treiben, ließ sich leider nicht ermitteln. Da es sich um ein japanisches Modell handelt, begrenzt eine spezielle Zündbox die Höchstgeschwindigkeit auf 180 km/h. Und wie so oft bei solchen Grau-Importen verhindert dieser Speedcutter leider eine aussagekräftige Leistungsmessung auf dem Prüfstand. Ergo gibt’s leider auch kein Leistungsdiagramm.
Doch für die versprochenen 100 PS sollte der Motor alle Tage gut sein, was nicht nur die sehr guten Beschleunigungswerte belegen. Auch die Durchzugswerte der Inazuma sind eindrucksvoll, toppen sogar die der großen Bandit: Für den Spurt von 60 auf 160 km/h benötigt sie lediglich 10,6 Sekunden. Das spricht für sich – und die Abstufung des gut schaltbaren Getriebes.
Ebenso wie die erstaunlich geringen Verbrauchwerte: Gut sechs Liter im Schnitt bei zügiger Fahrweise auf Landstraßen, bevorzugter Tummelplatz der Inazuma, gehen absolut in Ordnung. Sie ist genau das Richtige für noch so schmale und kurvenreiche Sträßchen. Wenn wundert’s, bei diesen Rahmenbedingungen: Die Abmessungen der GSX 1200 sind fast identisch mit denen der kleineren GSX 750 W. In deren Teileregal haben sich die Techniker auch sonst kräftig bedient: Sie sieht der 750er zum Verwechseln ähnlich. Heraus kam ein Big Bike, das sich in Sachen Handlichkeit Dimensionen eröffnet, die bisher der Kawasaki ZRX 1100 vorbehalten waren. Die 231 Kilogramm schwere, zierliche Inazuma läßt sich leicht und neutral einlenken und bleibt auch auf schlechtem Fahrbahnbelag anstandslos auf Kurs – auch dank des schmalen 170er Hinterreifens. Ihre Brembo-Doppelkolbenbremsanlage verzögert gut dosierbar und ist standfest. Gleiches gilt für die »japanische« Abstimmung der nicht einstellbaren Telegabel. Sie spricht zwar fein an, dürfte aber etwas straffer sein. Nichts zu mäkeln gibt es dagegen an den beiden hinteren Federbeinen. Über die relativ geringe Sitzhöhe von nur 80 Zentimeter und die Kröpfung der Lenker freuen sich nicht nur kleine Zeitgenossen. Die Fußrasten jedoch dürften etwas weiter vorn und – vor allem – höher montiert sein. Bei zügiger Kurvenhatz setzen die Rasten nämlich etwas zu früh auf, kurz darauf folgt in Linkskurven dann der Seitenständer. Einen Hauptständer gibt’s leider nur als Sonderzubehör. Ebenfalls gegen Aufpreis erhältlich: Motorschutzbügel und ein kleines Windschild.
Soviel zu den Fakten.Bleibt noch die eine, nicht ganz unwichtige Frage: Wird dieses hervorragend gelungene Naked Bike bald auch über den offiziellen Importeur nach Deutschland kommen?

Mein Fazit, oder: Die Geister, die Suzuki rief... - Suzuki GSX 1200 Inazuma

Gelingt es Suzuki, die Inazuma in Deutschland neben der erfolgreichen Bandit 1200 zu plazieren?

Da hat Suzuki ein richtig tolles Motorrad aus dem Hut gezaubert: prima Motor, gutes Fahrwerk, standfeste Bremsen und ein sagenhaftes Handling. Aber vor lauter Begeisterung wurde dabei anscheinend vergessen, daß bereits seit drei Jahren ein ähnliches Modell namens GSF 1200 Bandit für Furore sorgt. Der Vertriebsleiter von Suzuki Deutschland, Bert Poensgen, ist wirklich nicht zu beneiden. Seit geraumer Zeit fahren die Heppenheimer sehr gut mit der Devise »Viel Motorrad fürs Geld«, die Erfolge der Bandit-Baureihe belegen das eindrucksvoll. Allein in diesem Jahr wurden bereits 2282 (Stand: Ende Mai 1998) große Bandits zugelassen. Und auch die Neuvorstellung GSX 750 W liegt mit 1020 Neuzulassungen klasse im Rennen. Doch mit der neuen GSX 1200 Inazuma könnte es eng werden, im Revier der hauseigenen Naked Bikes.Aber dieses Motorrad deshalb nicht offiziell nach Deutschland importieren? Dann bleibt den potentiellen Kunden der Weg zum freien Importeur Dieter Könemann, der die GSX 1200 schon jetzt liefern kann – und nicht glaubt, daß Suzuki Deutschland die Inazuma ins Programm nehmen wird. Was man in Heppenheim ganz anders sieht. Mit großer Wahrscheinlichkeit soll die Inanzuma im September auf der INTERMOT stehen. Und zwar auf dem Stand von Suzuki Deutschland. »Wir sind an dem Thema dran und geben uns redlich Mühe, das Richtige zu tun«, gibt sich Bert Poensgen zuversichtlich. Matthias Schröter

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