Drei charakterstarke, europäische Zweizylinder treten an, die Herzen der Motorradfahrer im Flug zu erobern. Mit vielfältigen Talenten, gutem Sound und reichlich Emotionen.
Drei charakterstarke, europäische Zweizylinder treten an, die Herzen der Motorradfahrer im Flug zu erobern. Mit vielfältigen Talenten, gutem Sound und reichlich Emotionen.
Aus dem dichten Wald hinter der sattgrünen Hügelkette dringt zunächst nur verhalten leises Grollen. Das Geräusch verdichtet sich, wird zunehmend lauter. Der bollernde, bassige Sound keine Frage, das sind Zweizylinder. Typische V-Zweizylinder, wie der unrhythmische Zündabstand verrät. Und das sonore, etwas schepprige Geräusch, das sich daruntermischt, könnte von einem Boxer stammen. Der Eindruck täuscht. Denn die BMW, die hier mit zwei bildschönen V2-Italienerinnen, der Aprilia SL 750 Shiver und der Ducati Monster 696, vorbeigerauscht kommt, ist zwar ein Zweizylinder, aber noch lange kein Boxer. Die neue F 800 R, die wie die Modelle S, ST und GS mit einem gleichmäßigen Zündabstand von 360 Grad arbeitet und deshalb wie ein Boxer-Motor klingt, ist der jüngste Ableger der BMW-Reihentwin-Generation. Mit einem Basispreis von 7850 Euro ist die R der günstigste Zweizylinder im BMW-Programm. Das ABS schlägt mit 710 Euro zu Buche, der gern genutzte Bordcomputer mit 145 Euro. Trotzdem kostet die R so konfiguriert immer noch rund 300 Euro weniger als die serienmäßig mit ABS und Bordcomputer ausgerüstete, 8999 Euro teure Aprilia Shiver ABS. Dass die BMW-Testmaschine mit 9115 Euro trotzdem die Teuerste des Trios ist, liegt an weiteren Goodies wie einer Steckdose (20 Euro), LED-Blinkern (95 Euro), Griffheizung (195 Euro) und Windschild (100 Euro).
Die Ducati Monster markiert preislich das untere Ende im Testfeld. Sie kostet mit dem Zusatz "+" im Namen 8150 Euro inklusive kleinem Windschild und Soziussitz-Abdeckung. Ein ABS können die Italiener vorerst noch nicht liefern. Überhaupt spielt die zierliche, kompakte Monster in diesem Trio eine ganz eigene Rolle. Allein der Monster-typisch breite, kaum gekröpfte Lenker gibt in Verbindung mit dem kurzen Tank eine besonders sportliche, gedrungene Haltung vor. Dazu passen die leicht zurückversetzten Fußrasten, die aber bedingt durch die recht niedrige Sitzhöhe von 780 Millimetern für einen engen, nicht sonderlich bequemen Kniewinkel sorgen. Völlig anders sitzt man auf der Shiver. Mit 830 Millimetern fast schon in luftigen Regionen, was großen Fahrern sehr entgegenkommt, für kleinere dagegen beim Ampelstopp und Rangieren unangenehm werden kann. Ihr Lenker ist schmaler und angenehmer gekröpft als bei der Ducati. Zusammen mit den moderat positionierten Fußrasten ergibt sich eine aufrechte, bequeme und tourentaugliche Sitzposition.
Tourentauglich ist auch die Ergonomie der F 800 R. Der wohlproportionierte Lenker liegt perfekt in den Händen, lässt einen die BMW mit wenig Kraftaufwand durch Kurven dirigieren. Außerdem ist die Sitzbank gut gepolstert, um lässig mehrere hundert Kilometer auf einen Rutsch abzuspulen, auch mit Sozius. Vorausgesetzt, der Fahrer hat sich für die richtige Sitzbankhöhe entschieden. Drei Varianten (775, 800 und 825 Millimeter) stellt BMW zur Wahl. Wobei die höchste bereits ab einer Größe von rund 1,70 Meter zu empfehlen ist, weil sonst der ohnehin schon enge Kniewinkel durch die doch ziemlich hoch fixierten Fußrasten besonders anstrengend wird. Aus knapp 800 Kubikzentimetern soll die F 800 R 87 PS hervorbringen. Man will es kaum glauben, denn das Pötteln des Reihentwins aus dem links angeordneten Edelstahlschalldämpfer klingt ein wenig gequetscht und zugeschnürt, als halte er sich leistungsmäßig gehörig zurück. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. 95 PS attestiert der Rollenprüfstand der Testmaschine. Das reicht locker, die vollgetankt 205 Kilogramm schwere F 800 R auch jenseits moderater Geschwindigkeiten temperamentvoll zu beschleunigen. Schnell sind die 210 km/h Höchstgeschwindigkeit erreicht, und der auspreispflichtige Windschild empfiehlt sich allemal, denn ohne ihn wird Tempo machen zu einer anstrengenden Angelegenheit.
Bereits aus niedrigen Drehzahlen geht der Twin kraftvoll zur Sache, das zeigen die Durchzugswerte. Doch gefühlsmäßig kommt der Schub weit weniger prickelnd rüber, weil sich die F 800 durch eine sanfte Gasannahme auszeichnet, ruckfrei beschleunigt und sich auch mit Lastwechselreaktionen zurückhält. Allerdings nicht mit Vibrationen. Besonders im mittleren Drehzahlbereich, zwischen 4500 und 5500/min, wo der BMW-Antrieb nach kräftigem Antritt in ein kleines Leistungsloch fällt, sind diese deutlich spürbar. Weil der Motor hier etwas müde wirkt, meidet man diesen Bereich ohnehin lieber und schaltet stattdessen ein, zwei Gänge im sehr leicht und exakt funktionierenden Getriebe zurück. Dann beißt der Zweizylinder wieder richtig zu, zeigt sich ab 6000/min viel lebhafter und schiebt erneut kraftvoll und mit Nachdruck voran.
Mehr Leistung als die BMW aus weniger Hubraum verspricht die Aprilia SL 750 Shiver. 95 PS sollen im 90-Grad-V-Motor stecken, doch keine von MOTORRAD je gemessene Shiver brachte es nur annähernd auf diese Leistung. Auch diese Testmaschine nicht. 88 PS bescheinigt der Prüfstand der Italienerin, was letztlich locker reicht, um jede Menge Fahrdynamik zu genießen, untermalt von einer berauschenden Klangkulisse, die der moderne V-Zwo bietet. Eine betörende Mischung aus finsterem Grummeln, hartem Bollern und tiefem Wummern erfüllt den Raum, dass die Luft vibriert und sich das Gefühl einstellt, einem würden Flügel wachsen. Ganz gleichförmig und geradezu bilderbuchartig linear entfaltet der V2 seine Leistung, wie das Diagramm auf Seite 36 zeigt. Trotzdem kann die Shiver in Sachen Beschleunigung und Durchzug mit der BMW nicht ganz mithalten. Dabei ist es für die Fahrleistungen unerheblich, ob über den E-Starter-Knopf der Mapping-Modus "Sport" oder "Touring" gewählt wird, denn die Vollgas-Leistungskurven sind identisch.
Auf die Gasannahme wirkt sich die Mapping-Wahl indes sehr stark aus. In der "Sport"-Einstellung geht die Shiver hart ans Gas, wirkt subjektiv kräftiger und aggressiver. Nervt ihren Fahrer aber mit deutlichen Lastwechseln und lästigem Konstantfahrruckeln. Im "Touring"-Modus benimmt sich der V2 dagegen lammfromm. Vorbei ist das Geruckel, sanft die Gasannahme, und perfekt getimt nimmt die Shiver im Scheitelpunkt der Kurve wieder sauber Gas an. In der Praxis ist das die so gut wie immer passende Einstellung. Der dritte Modus namens "Rain", der vehement in die Zündkurve eingreift, Leistung und Drehmoment kappt und somit die Kraft des Motor stark einbremst, ist wirklich nur etwas für mieses Regenwetter und aalglatte Straßen.
Unter solchen Bedingungen sollte man allerdings auch Ducatis Monster mit Vorsicht bewegen. Der klassisch luftgekühlte 90-Grad-V-Twin der 696 mit dem kleinsten Hubraum im Testtrio begnügt sich zwar mit der geringsten Leistung, aber die gemessenen 74 PS (Werksangabe 75 PS) sind nicht ohne. Der wie in der Shiver raumfüllend klangvolle L-Twin geht mit jedem Dreh am Gasgriff forsch zur Sache und zieht, wenn er den Drehmoment-Hänger bei 4500/min überwunden hat, bissig an. Halbherzige Sachen mag das drehfreudige Aggregat nicht, und bummeliges Tempo quittiert es mit unrundem Motorlauf sowie ruppigem Fahrverhalten. Auch die Kupplung ist gewöhnungsbedürftig, arbeitet fast digital: Sie rückt wie bei der Aprilia auf nur kurzem Hebelweg leichtgängig, doch kaum dosierbar ein. Wer am Gashahn zieht, wird vom spritzig-vitalen Charakter des Ducati-V2 in seinen Bann gezogen. Und zumindest dann, wenn man den herzhaft zupackenden Italo-Zweizylinder im Drehzahlbereich von knapp 6000 bis 8000 Touren hält, sind die zur F 800 R fehlenden 20 PS Spitzenleistung vergessen. Mit subjektiv deftigen Sprinteinlagen zappt sich die kleine Monster von Kurve zu Kurve, biegt mit einer unbeschwerten Leichtigkeit in jedes Eck und beschert so sportlich ambitionierten Fahrern jede Menge Glücksgefühle.
Wer die rote Schönheit bestimmend am Lenker packt und sich nicht einfach nur treiben lässt, den führt sie präzise und auf den Punkt genau durch alle anvisierten Kurvenradien und verlangt selten nach Lenkkorrekturen. Ihre straffe Fahrwerksabstimmung sorgt stets für ordentliche Rückmeldung. Feinfühlig reagieren die Federelemente auf leichte Bodenunebenheiten, stecken aber auch holprige Fahrbahnbeläge sowie gröbere Stöße klaglos weg. Die gut dosierbaren, schon bei mittlerer Handkraft sehr wirkungsvollen Bremsen unterstreichen den sportlichen Touch, den die Monster 696 für sich in Anspruch nimmt. Straffe Federelemente kann die Aprilia Shiver ebenfalls vorweisen. Sehr straffe sogar, die in Verbindung mit einer auf schlechten Fahrbahnbelägen stuckrig wirkenden Upside-down-Gabel und der knapp gepolsterten Sitzbank im Kontrast zur tourentauglichen Sitzposition wenig Komfort bieten. Dennoch fühlt man sich auf der Shiver ganz gut aufgehoben, weil sie trotz spürbaren Mehrgewichts von 20 Kilogramm gegenüber der BMW locker-leicht durch Kurven schwingt, spurstabil und ausgewogen fährt und ihrem Fahrer dadurch eine gehörige Portion Vertrauen vermittelt. Die montierten Dunlop Qualifier erlauben auf griffigem Untergrund ordentliche Schräglagen, auf Bodenwellen allerdings bringen sie Unruhe ins Fahrwerk.
Beim Thema Bremsen verdient die Shiver uneingeschränkt Lob. Ohne viel Kraftaufwand verbeißen sich die Vierkolbenzangen sehr gut dosierbar in die beiden 320er-Bremsscheiben und liefern hervorragende Verzögerungswerte, die manchmal daran zweifeln lassen, ob die Shiver nun ein ABS hat oder nicht. Sie hat. Mit pfeifendem Vorderradreifen und leicht abhebender Heckpartie regelt es auf letzter Rille. Nicht ganz so im Grenzbereich jongliert die F 800 R mit ihrem optionalen ABS. Aber ihre Bremse reagiert bereits auf leichte Handhebelbewegung bissig, weshalb sie schwerer zu dosieren ist. Dafür sind die Verzögerungswerte bei geringem Kraftaufwand ganz enorm. Das Fahrwerk hingegen wirkt ausgesprochen harmonisch, und die Federelemente bieten einen gelungenen Kompromiss aus bestmöglichem Komfort und notwendiger sportlicher Härte, um der Dynamik des gut 90 PS starken Zweizylinders in jeder Situation gerecht zu werden. Dass es dabei mit der Handlichkeit der BMW nicht ganz so weit her ist wie bei den beiden Italienerinnen, fällt nicht weiter ins Gewicht, weil die R gut ausbalanciert auf Lenkbefehle reagiert und wie an der Schnur gezogen durch sämtliche Kurvenkombinationen eilt. Dabei ist es egal, ob sie sich auf topfebenem Asphalt oder buckligem Flickenteppich bewegt.
Ganz klar: Der F 800 R gebührt mit ihren weit gefächerten Fähigkeiten der Klassensieg, doch emotional wie akustisch hält sie sich sehr zurück. Im Gegensatz dazu kann eine klanglich aufreizende Aprilia Shiver einen derart gefangen nehmen, dass die Kritik am unnötig straffen Fahrwerk gar nicht bis in die letzten Gehirnwindungen vordringt. Auch die Monster 696 schafft es, trotz gehörigen Punkteabstands zur BMW mit ihren Vorzügen zu betören. Sound, kribbelnd spritziger Motor, agiles, wendiges Fahrwerk der sportliche Charakter macht den Charme der kleinen Monster aus und lässt einen über das begrenzte Einsatzspektrum hinwegsehen. Und so trifft die Wahl eben das Herz oder der Verstand.
Motor:
Wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-90-Grad-V-Motor, je zwei oben liegende, zahnrad-/kettengetriebene Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder, Tassenstößel, Nasssumpfschmierung, Einspritzung, Ø 52 mm, geregelter Katalysator, Lichtmaschine 450 W, Batterie 12 V/10 Ah, hydraulisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, O-Ring-Kette, Sekundärübersetzung 44:16.
Bohrung x Hub 92,0 x 56,4 mm
Hubraum 750 cm3
Verdichtungsverhältnis 11,0:1
Nennleistung 70,0 kW (95 PS) bei 9000/min
Max. Drehmoment 79 Nm bei 7250/min
Fahrwerk
Verbundrahmen aus Stahl mit verschraubten Alu-Gussteilen, Upside-down-Gabel, Ø 43 mm, Zweiarmschwinge aus Aluminium, Zentralfederbein, direkt angelenkt, verstellbare Federbasis und Zugstufendämpfung, Doppelscheibenbremse vorn, Ø 320 mm, Vierkolben-Festsättel, Scheibenbremse hinten, Ø 245 mm, Einkolben-Schwimmsattel, ABS.
Alu-Gussräder 3.50 x 17; 6.00 x 17
Reifen 120/70 ZR 17; 180/55 ZR 17
Bereifung im Test: Dunlop Qualifier
Maße + Gewichte
Radstand 1440 mm, Lenkkopfwinkel 65,2 Grad, Nachlauf 109 mm, Federweg v/h 120/130 mm, Sitzhöhe* 830 mm, Gewicht vollgetankt* 225 kg, Tankinhalt/Reserve 15,0/2,5 Liter.
Garantie: zwei Jahre
Service-Intervalle: 10000 km
Farben: Blau, Orange, Schwarz, Silber, Weiß
Preis: 8999 Euro
Nebenkosten zirka: 286 Euro
Motor:
Wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-Reihenmotor, zwei oben liegende, kettengetriebene Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder, Tassenstößel, Trockensumpfschmierung, Einspritzung, Ø 46 mm, geregelter Katalysator, Lichtmaschine 400 W, Batterie 12 V/14 Ah, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, O-Ring-Kette, Sekundärübersetzung 47:20.
Bohrung x Hub 82,0 x 75,6 mm
Hubraum 798 cm3
Verdichtungsverhältnis 12,0:1
Nennleistung 64,0 kW (87 PS) bei 8000/min
Max. Drehmoment 86 Nm bei 6000/min
Fahrwerk
Brückenrahmen aus Aluminium, Telegabel, Ø 43 mm, Lenkungsdämpfer, Zweiarmschwinge aus Aluminium, Zentralfederbein, direkt angelenkt, verstellbare Federbasis und Zugstufendämpfung, Doppelscheibenbremse vorn, Ø 320 mm, Vierkolben-Festsättel, Scheibenbremse hinten, Ø 265 mm, Einkolben-Schwimmsattel.
Alu-Gussräder 3.50 x 17; 5.50 x 17
Reifen 120/70 ZR 17; 180/55 ZR 17
Bereifung im Test: Metzeler Sportec M3
Maße + Gewichte
Radstand 1520 mm, Lenkkopfwinkel 65,0 Grad, Nachlauf 91 mm, Federweg v/h 125/125 mm, Sitzhöhe* 825 mm, Gewicht vollgetankt* 205 kg, Zuladung* 200 kg, Tankinhalt/Reserve 16,0/4,0 Liter.
Gewährleistung: zwei Jahre
Service-Intervalle: 10000 km
Farben: Schwarz/Weiß, Orange, Silbermetallic
Leistungsvariante: 25 kW (34 PS)
Preis: 7850 Euro
Preis: Testmotorrad**9115 Euro
Nebenkosten: zirka 264 Euro
Motor
Luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt-90-Grad-V-Motor, je eine oben liegende, zahnriemengetriebene Nockenwelle, zwei Ventile pro Zylinder, desmodromisch betätigt, Nasssumpfschmierung, Einspritzung, Ø 45 mm, geregelter Katalysator, Lichtmaschine 520 W, Batterie 12 V/12 Ah, hydraulisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung (Anti-Hopping), Sechsganggetriebe, O-Ring-Kette, Sekundärübersetzung 45:15.
Bohrung x Hub 88,0 x 57,2 mm
Hubraum 696 cm3
Verdichtungsverhältnis 10,6:1
Nennleistung 55,0 kW (75 PS) bei 9000/min
Max. Drehmoment 69 Nm bei 7750/min
Fahrwerk
Verbundrahmen aus Stahl mit verschraubten Alu-Gussteilen, Upside-down-Gabel, Ø 43 mm, Zweiarmschwinge aus Aluminium, Federbein, direkt angelenkt, verstellbare Federbasis und Zugstufendämpfung, Doppelscheibenbremse vorn, Ø 320 mm, Vierkolben-Festsättel, Scheibenbremse hinten, Ø 245 mm, Zweikolben-Festsattel.
Alu-Gussräder 3.50 x 17; 4.50 x 17
Reifen 120/60 ZR 17; 160/60 ZR 17
Bereifung im Test: Bridgestone BT 016
Maße + Gewichte
Radstand 1452 mm, Lenkkopfwinkel 66,0 Grad, Nachlauf 96 mm, Federweg v/h 120/148 mm, Sitzhöhe* 780 mm, Gewicht vollgetankt* 185 kg, Zuladung* 205 kg, Tankinhalt/Reserve 15,0/3,0 Liter.
Garantie: zwei Jahre
Service-Intervalle: 12000 km
Farben: Rot, Schwarz, Weiß
Preis: 8150 Euro
Nebenkosten: zirka 255 Euro
Platz 1: BMW F 800 R : Ein Allrounder, der alle Spielarten gut beherrscht. Der kräftige Motor und das harmonisch abgestimmte Fahrwerk taugen zum Touren und Schnellfahren. Die üppige Ausstattung ist praxisgerecht.
Platz 2: Aprilia SL 750 Shiver : Sie hat vieles, was einen guten Allrounder ausmacht: bequeme Sitzposition, homogene Leistungsentfaltung des klangvollen V2, starke Bremsen, gute Ausstattung. Nur das Fahrwerk ist zu straff abgestimmt.
Platz 3: Ducati Monster 696: Die Monster kann ihre sportlichen Gene nicht leugnen. Das direkte Lenkverhalten und der spritzige V-Motor verlangen nach einem aktiven Piloten, und ihre Bremsen sind klasse. Zu einem guten Allrounder indes fehlt ihr die Vielseitigkeit.
Motor
Der Reihentwin der F 800 R wirkt unscheinbar, hat aber mächtig Power und ist in den Fahrleistungen den V2-Motoren von Shiver und Monster klar überlegen. Wobei deren erfrischend vitale Leistungsentfaltung nebst betörender Klangkulisse diese Unterlegenheit schnell vergessen macht. Gewöhnungsbedürftig: die schwer dosierbaren Kupplungen der V-Motoren. Der Reihen-Twin indes nervt durch Vibrationen.
Fahrwerk
Der Vergleich mit der Eier legenden Wollmilchsau ist bei der F 800 R angebracht. Handlichkeit und Spurstabilität, Federungskomfort und Reserven bei sportlicher Fahrweise lassen sich durchaus unter einen Hut bringen. Bei der Shiver fällt die Fahrwerksabstimmung zu straff aus, die Gabel ist stuckrig. Das direkte Lenkverhalten der Monster verlangt nach aktivem Fahrstil.
Alltag
Oft sind es die unscheinbaren Dinge, die richtig Punkte bringen. Etwa Soziustauglichkeit, gutes Licht, hohe Zuladung oder die Reichweite, weil der Tank recht üppig ausfällt. All das kann die F 800 R für sich in Anspruch nehmen. Die Monster könnte ebenfalls ordentlich zuladen, Beifahrer nehmen auf ihr aber nicht gerne Platz. Der Fahrer wiederum sitzt auf der Shiver am bequemsten.
Sicherheit
Über einen Mangel an gut dosierbaren, wirkungsvollen Bremsen braucht man sich bei keiner der drei beklagen. Einen Sack voll Punkte verliert die Monster nur deshalb, weil sie noch nicht einmal optional mit ABS zu haben ist.
Kosten
Auf niedrigen Kraftstoffverbrauch haben sich alle drei bestens eingerichtet. Die niedrigsten Kosten fallen bei der Duc an.
Sieger Preis-Leistung
Die R ist klarer Sieger in nahezu allen Kapiteln. Und bleibt preislich im Rahmen.
Die Leistungs- und Drehmomentkurven spiegeln die unterschiedlichen Hubräume der drei Zweizylinder wider. Der BMW-Reihen-Twin produziert aus 800 cm³ über den gesamten Drehzahlbereich die meiste Leistung, das Drehmomenttal zwischen 4500 und 5500/min sind spürbar. Bilderbuchartig linear verläuft die Leistungskurve der 750er-Aprilia. Eine halbe Etage tiefer findet man die etwas wellige Kurve der knapp 700 cm3 messenden Ducati, die ihre Stärke zwischen 6000 und 8000/min ausspielt.