Yamaha erweitert den MT-09 Baukasten und bringt ein modernes Bike im Retro-Kleid. Erste Eindrücke von der Präsentation der Yamaha XSR 900 in Fuerteventura.
Yamaha erweitert den MT-09 Baukasten und bringt ein modernes Bike im Retro-Kleid. Erste Eindrücke von der Präsentation der Yamaha XSR 900 in Fuerteventura.
Wo gibt es die neueste Biketechnik, wer schlägt sich auf den Rundkursen und der Landstraße am besten: Diese Fragen bewegen die PS-Welt. Doch im stillen Kämmerlein hängen nicht nur die Redaktionskollegen manches Mal vergangenen Tagen nach, träumen von den Schätzchen ihrer Jugend- und Twen-Zeit. Das fette Aber bleibt jedoch nicht aus. Denn die alten Semmeln wie Yamaha XS 650 und Co. will sich niemand in die Garage stellen. Keine Leistung, kein Fahrwerk, keine Vollstreckeranlagen – wenn dann doch mal zum Angriff geblasen werden soll, bleibt beim Kurvenwetz-Duell nur die weiße Fahne.
Yamaha hat sich dieses Problems angenommen. Pflanzt einfach ein Retro-Kleid auf moderne Bikes drauf und lässt im Namen dann so etwas wie zarte Reminiszenzen an die Vergangenheit aufblühen. So geschehen bei der XSR 700 (Basis MT-07) oder der hier vorgestellten Yamaha XSR 900. Die fußt technisch auf der MT-09.
Allerdings hat Yamaha den quirligen Drilling für den neuen Retro-Einsatz feingeschliffen. So bleibt nun der eingestellte Fahrmodus (A/B/Standard) beim Neustart erhalten, sorgt eine Anti-Hopping-Kupplung für leichte Kupplungsbetätigung und ein stempelfreies Hinterrad beim harschen Herunterschalten. Ebenfalls gerne gesehen beim Schräglagen-Junkies-Stammtisch: Die neue Traktionskontrolle der Yamaha XSR 900, die sensibel oder sportlich spät regelt und sich bei Bedarf auch ganz ausschalten lässt.
Zudem strafften die Yamaha-Jungs das Fahrwerk im Vergleich zur MT-09 durch mehr Vorspannung spürbar. Der Wackeldackel ist passé, ein sattes Fahrgefühl stellt sich ein, allerdings könnten sowohl Front als auch Heck der Yamaha XSR 900 sensibler arbeiten. Das gilt nach wie vor auch fürs ABS, das mit groben Regelintervallen aufwartet, das Hinterrad beim harten Stopp leicht werden lässt.
Beim Motor blieb – außer, dass die Abgase nun gemäß Euro-4-Norm ihren Weg ins Freie suchen – alles beim Alten. Das ist auch gut so. Schließlich ist der Crossplane-Triple von Yamaha mit seinen 850 Kubik ein formidabler Landstraßen-Antrieb. Bei Bedarf mit ganz niedrigen Drehzahlen und im hohen Gang umherschleichen, kann er gut, stellt sogar unerwartet viel Vortrieb in dieser Drehzahlregion zur Verfügung. Zwischen fünf- und sechstausend Touren kommt richtig Leben in den Dreizylinder der Yamaha XSR 900, der bis oben hinaus ohne Einbruch durchs Drehzahlband feuert.
Sitzt der eilige Landstraßen-Reiter bei der MT-09 relativ tief im Motorrad, mit dem Lenker quasi vorm Wanst, rücken die nun um fünf Zentimeter nach hinten verlängerten Tankcover den Piloten spürbar Richtung Heck. Zusammen mit der um 1,5 Zentimeter gewachsenen Sitzhöhe ergibt das eine gestreckte Sitzposition, die den Swing im Kurvenlabyrinth zum Vergnügen macht. Doch bevor die Freude überhand nimmt, schnell ein Blick aufs Preisschild. 9495 Euro ruft Yamaha für die Yamaha XSR 900 auf. Das sind 1100 Euro mehr als bei der MT-09. Nicht gerade wenig. Dafür gibt es eine piekfeine Verarbeitung, viele edle Anbauteile aus Aluminium und als 60th Anniversary-Version im King Kenny-Look (300 Euro Aufpreis) eine heiße Variante für alle Yamaha-Fans mit viel Rennsport im Blut.
Yamaha XSR 900
Antrieb
Dreizylinder-Reihenmotor, vier Ventile/Zylinder, 84,6 kW (115 PS) bei 10.000/min*, 87,5 Nm bei 8500/min*, 847 cm³, Bohrung/Hub: 78,0/59,1 mm, Verdichtung: 11,5:1, Zünd-/Einspritzanlage, 41-mm-Drosselklappen, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Anti-Hopping-Kupplung, Sechsganggetriebe, Kette
Fahrwerk
Leichtmetall-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel: 65 Grad, Nachlauf: 103 mm, Radstand: 1440 mm, Ø Gabelinnenrohr: 41 mm, Federweg vorn/hinten: 137/130 mm
Räder und Bremsen
Leichtmetall-Gussräder, 3.50 x 17/5.50 x 17, Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten: 180/55 ZR 17, 298-mm-Doppelscheibenbremse mit Vierkolben-Fest-sätteln vorn, 245-mm-Einzelscheibe mit Einkolben-Schwimmsattel hinten, ABS
Gewicht
(vollgetankt) 195 kg*, Tankinhalt: 14 Liter Super
Grundpreis
9495 Euro (zzgl. NK)*
*Herstellerangabe