Nach einer verwirrenden Aussage des Bajaj-Chefs, positioniert sich der KTM-Vorstand erneut klar in Sachen Elektro.
Nach einer verwirrenden Aussage des Bajaj-Chefs, positioniert sich der KTM-Vorstand erneut klar in Sachen Elektro.
Es war ein Knüller. Auf der Präsentation der Quartalszahlen erwähnte der Executive Director von Bajaj Rakesh Shamar die Zusammenarbeit mit KTM zum Thema Elektro wie folgt: "Wir sind auch im Gespräch mit KTM (und) es gibt eine gemeinsame Arbeit, in der wir Plattformen für High-End-Elektromotorräder untersuchen,…" . Also doch orange Stromer mit Power von KTM anstatt nur der Roller Vektorr von Husqvarna?
Die Verbindung von KTM und Bajaj ist eine alte. Seit 2007 hat sich der Anteil von Bajaj zunächst an KTM Power Sports auf 48 Prozent erhöht. Diese Anteile wurden 2021 komplett in die zusammen mit der Pierer Group gegründete PTW Holding AG übertragen. Im Werk Chakan in Maharashtra baut Bajaj die Einzylinder-Modelle von KTM und Husqvarna für den internationalen Markt.
High-End-Elektro von KTM und Bajaj. Das wäre eine Sensation, denn noch im Januar 2022 gab der oberste KTMler Stefan Pierer eine klare Aussage zu dem Thema ab, dass die eigenen elektrischen Pläne einzig im urbanen Bereich mit 48 Volt verortet wären. Für alles, was über 48 Volt hinausgeht, fand Pierer deutliche Worte: "Elektromobilität ist insgesamt ein Unsinn, der von Politikern ohne wissenschaftliche Kenntnisse gefördert wird." Sind sich die beiden Chefs hier uneins?
Hubert Trunkenpolz, einer der Vorstände bei KTM, dessen Onkel die Firma einst gründete, ruft MOTORRAD an und klärt auf, dass sich an der Strategie mit Bajaj nichts geändert habe. Zusammen entwickle man urbane Elektromobilität mit 48 Volt. Darüber hinaus entwickle man nicht und bei dem erwähnten High-End handle es sich wohl um einen Fehler oder Übersetzungsfehler, so Trunkenpolz weiter, zusammen entwickle man High-Tech für das Urbane mit 48 Volt, um Motorräder bis 400 Kubik zu elektrifizieren. Die E-Duke oder E-Pilen als greifbare Beispiele.
Klimaneutral werden Motorräder ab 400 Kubik von KTM durch den Einsatz von E-Fuels, das war Teil der Pierer-Ansage und Trunkenpolz unterstreicht: "Unsere Motoren sind größtenteils bereit für E-Fuels, wir warten nur darauf, dass sie da sind." Doch ein großes E-Motorrad aus dem Hause KTM will der Marketing-Chef auch nicht ausschließen und verweist auf die fehlenden Durchbrüche in der Zelltechnik. Sollten hier signifikante Steigerungen der Energiedichte gelingen, werde KTM sich das Ansehen und bewerten.
Da dreht ein kleines Wort beinah die komplette Unternehmensstrategie von Europas größten Motorradbauer. Auf einer Pressekonferenz erklärt Bajaj-Chef Sharam, man entwickle zusammen mit KTM High-End-Elektro. Das wäre das genaue Gegenteil der von KTM-Chef Pierer ausgerufenen Marschrichtung. Eine Anfrage von MOTORRAD beantwortet Vorstandmitglied Trunkenpolz persönlich: Es habe sich nichts an der 48-Volt-Strategie für den urbanen Einsatz geändert. Man entwickle zusammen High-Tech. Das High-End war entweder ein Fehler oder ein Übersetzungsfehler.