Handtaschen, Sneakers, Autos, Elektronikgeräte – es gibt fast nichts, wofür auf dem asiatischen Markt kein Plagiat angeboten wird. Und auch vor Motorrädern machen die Fälscher – oder vorsichtig ausgedrückt, die Nachahmer – keinen Halt. Manchmal trifft das Design nicht ganz ins Schwarze, oft auch total daneben. Trotzdem ist unmissverständlich erkennbar, auf welches Originalmotorrad das jeweils chinesische Modell verweist. Klar ist auch, dass die Plagiate nicht annähernd den technischen und vor allem nicht an die Sicherheitsstandards heranreichen. Die europäischen Qualitätskontrollen dürften, wenn überhaupt, nur die wenigsten bestehen. Da die Modelle aber hauptsächlich für den heimischen chinesischen Markt vorgesehen sind, bleiben die Hürden für die Verbreitung vor Ort eher niedrig.
Die Modelle sind vor allem unter markenbewussten Fahrern beliebt, die sich das Original nicht leisten können. Meistens verweisen Form und Farbe der Verkleidung auf die originalen Bikes, die Motorisierung übernehmen aber vorwiegend kleinere Motoren – häufig Einzylinder mit 150, 200 sowie 300 cm³ Hubraum, aber auch mal 400-cm³-Zweizylinder.
BMW F 650 CS als Vorlage für "energieeffiziente" Fälschung
Es gibt nahezu keine Grenzen, wie unsere Kollegen von 1000PS berichten: Ob eine limitierte Auflage im Design der Ducati 1098 im Trikolore-Outfit, eine billig wirkende Kopie einer Streetfighter aus dem letzten Jahrzehnt mit rot lackiertem Gitterrohrrahmen oder eine mini Ausgabe der Ducati Scrambler mit 14-Zoll-Felgen, die an der Front auch noch etwas an eine Honda MSX 125 erinnert. Auch die Duke-Reihe erfreut sich bei den Fälschern großer Beliebtheit, von Kawasaki müssen diverse "Zs" und Ninjas herhalten, von Honda beispielsweise die CBR 250 R. Als beliebte Vorlage dient auch der deutsche Motorradhersteller BMW: Hier bedient sich Jonway für sein Modell namens "JJ 250" an der BMW F 650 CS und preist es als leistungsstark und energieeffizient dank "dem großen Tank dieses Elektrorollers" an.
Offizielle Importeure für die Nachahmer-Bikes aus China gibt es in Deutschland glücklicherweise nicht. Über die Handelsplattform Alibaba können einzelne Modelle bestellt werden, oft jedoch mit Transportkosten, die den Kaufpreis weit übersteigen. Wie beispielsweise bei der Mini Dodge Tomahawk aus China, über die wir berichteten. Sie kostet umgerechnet 1.000 Euro, für den Versand werden aber 4.200 US-Dollar, also rund 3.900 Euro berechnet.