Allen Krafträdern mit Neigetechnik und drei Rädern liegt ein enorm aufwändiger Entwicklungprozess zugrunde, der bis auf den Motor und Teile des Endantriebs wohl keinerlei Synergien mit anderen bestehenden Komponenten aufweist. Das Patent von Kawasaki zeigt hier einen anderen Ansatz und kombiniert eine konventionelle Telegabel mit einem Achsschenkelsystem zur Aufnahme der Neigetechnik und der zwei Vorderräder.
Kawasaki
Solch ein System würde die Modellvielfalt von Kawasaki über Nacht quasi verdoppeln, was bei kleinen Hubräumen sicher interessant ist.
Einfache Umrüstung möglich
Die vermeintliche einfache Montage des Systems in einem normalen Motorrad- oder Rollerrahmen, lässt natürlich weit blicken. Kawasaki könnte so viele Modelle klonen und als Three-Wheeler auf den Markt bringen. Wohl keine ZX-10 RR, aber alles mit 400 Kubik und weniger wäre so mehrfach in den Märkten platzierbar. Aber es lässt natürlich auch das Science-Fiction-Hirn rattern: Was wäre wenn in naher Zukunft jeder morgens per App in der digitalen Garage angibt wie er heute fahren möchte? Mein Zweirad könnte sich so, mittels Umstecken der Gabel, in ein Dreirad verwandeln. Beam, me up, Kawa.
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Kawasaki könnte das System Plug and Play an fast alle Rahmen einfach über den Lenkkopf übertragen.
System einfach, Probleme vielfach
Doch die Simplizität des Kawa-Patents könnte auch fahrdynamische Probleme mit sich bringen. Da die schweren Umlenkungen zu Neigung allesamt genau zwischen den Rädern liegen, teilweise unter der Radachsenmitte, erhöhen sich damit womöglich die ungefederten Massen enorm. Das erklärt den Unterschied zu den Systemen von Piaggio, Yamaha und Quadro: Hier zählen die Umlenkungen zur gefederten Masse, haben von ihrer Masse her keinen Einfluß auf die Lenkkräfte. Aber mit einer entsprechenden Materialwahl, wie beispielsweise Karbon, könnte Kawasaki auch hier gegengelenken, was den Preis aber deutlich erhöhen würde.
Fazit
So einfach das System scheint, so problembehaftet in Sachen ungefederte Massen könnte das Konzept auch sein. Trotzdem interessant, mit was sich die Hersteller im Kämmerlein so beschäftigen.