Nach den veruntreuten Millionen aus Pensionfonds, der Pleite Nortons und seiner Privatinsolvenz muss Ex-Norton-Boss Stuart Garner doch nicht in den Knast.
Nach den veruntreuten Millionen aus Pensionfonds, der Pleite Nortons und seiner Privatinsolvenz muss Ex-Norton-Boss Stuart Garner doch nicht in den Knast.
Bereits im Sommer 2020 wurde Garner von der Aufsichtsbehörde der englischen Pensionskassen aufgefordert, das Geld zurückzuzahlen, welches er als Verwalter von drei Pensionsfonds offensichtlich falsch und, wie es der oberste Pensionshüter Englands klingen lässt, auch unehrlich und unter Missachtung von gängigen Geschäftsgebaren investiert hatte.
Und hier kommt der Clue: Garner hatte das Pensionsgeld nicht wie eigentlich üblich fest und sicher angelegt, sondern fleißig in Norton selbst investiert. 11 Millionen Pfund Einlagen gingen so flöten, als Garner Anfang 2020 die Hand heben musste und Norton zahlungsunfähig wurde. Ende März 2022 wurde das Urteil über Garner gesprochen: Für die Veruntreuung der Einlage aus drei Pensionfonds wurde er zu 12 Monate Haft verurteilt. Dieses Urteil wurde auf insgesamt acht Monate reduziert, die in zwei Jahren Bewährung gewandelt wurden. In dieser Zeit muss er eine Strafe von 20.000 Pfund bezahlen, obwohl der Ex-Millionär offiziell pleite und erwerbslos ist.
Neueigner von Norton Motorcycles, die indische TVS, hat mit diesem Vorfall nichts zu tun, da Garner rein rechtlich als Fonds-Verwalter weder im Namen noch im Auftrag seiner ehemaligen Firma gehandelt hatte, sondern persönlich für die 14 Millionen haftet. Funfact: 16 Millionen Pfund hat TVS für Norton gezahlt, also nur "wenig" mehr als Garner nun an die Anleger zahlen muss.
Britischen Medien ist zu entnehmen, dass Stuart Garner selbst im Mai 2021 Privatinsolvenz angemeldet hat. Was vom einstigem Imperium des Feuerwerk-Königs der Insel, mit einer Ladenkette sowie einer Firma für Babyausstattung und üppigen Ländereien geblieben ist, scheint fraglich.
Pensionsfonds sind in England weit verbreitet. Dabei kann jeder in Fonds investieren, quasi per Gehaltsumwandlung, um die staatliche Rente aufzubessern. Das heißt aber nicht, dass in einem Pensionsfond von Norton nur Mitarbeiter von Norton einzahlen können oder müssen. Es kann jeder selbst entscheiden, oder über Banken oder Versicherungen entscheiden lassen, wo investiert wird. "Langfristig" und "sicher" sind aber Grundvoraussetzungen, um über die Investition über die Jahre Rendite zu erwirtschaften.
Knackpunkt im Falle von Norton: Durch die vergleichsweise geringe Investitionsmenge fielen die Garner-Fonds nur unter eine geringe Aufsicht was natürlich unlauteren Geschäften die Türen öffnet. Die Causa Garner sorgt in England seit Sommer für große Diskussionen und Forderungen, das Fonds-System zu überarbeiten sowie die Überwachung von kleineren Fonds deutlich zu verstärken und Richtlinien neu zu definieren.
Fassen wir zusammen: Ein Mann setzt Fonds auf, gibt ihnen Namen – verknüpft zu der Firma, deren CEO und Eigner er ist. Das eingezahlte Geld investiert er größtenteils in die eigene Firma, die leider nie Rendite erwirtschaftet hat, ihm aber ein fürstliches Gehalt zahlt. Eben diese Firma geht insolvent, die Pensionsfonds platzen. Der Ex-CEO wird privat verknackt, das offensichtlich wissentlich falsch investierte Geld zurückzuzahlen. Der Ex-CEO selbst ist aber pleite, trotz Firmenimperium.