Im Februar 2011 führte Deutschland den Bio-Sprit E10 ein. Mit vielen Wirrungen um die Verträglichkeit im Motorrad. Von Käuferstreiks und dramatisch geringer Nachfrage ist damals zu lesen. Die Langzeitverträglichkeit steht spätestens mit der allgemein verbreiteten Einspritzung außer Frage. Das Tankverhalten hat sich laut einer ADAC-Studie aber nicht wesentlich zum E-10 hin verändert, die technischen Bedenken sind weiterhin groß. Zurecht wie es scheint.
Filter schützen vor Benzindämpfen
Mit der Einführung der Euro 4-Norm für Motorräder im Jahr 2016 werden Filter Pflicht, die die Kraftstoffdämpfe aus dem Tank sammeln, sie binden und dann wieder der Verbrennung zuführen. Solche Filter bestehen vornehmlich aus Aktivkohle: Verdampft Benzin im Tank fängt dieser Filter die Moleküle auf und bindet sie in der Kohle. Bei laufendem Motor und aktiver Abgasregelung werden die Filter leergesaugt und die Dämpfe der Ansaugluft zur Verbrennung beigemischt.

E10 schadet auf Dauer doch
Das Fraunhofer Institut für Umwelt, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) hat zusammen mit der Universität Siegen die Langzeitwirkung auf diese Komponente der Emissionssenkung am Motorrad überprüft und kommt zu dem Ergebnis, dass die Dämpfe des E10-Sprits den Filtern auf Dauer schaden. Daraus folgt eine Empfehlung der Forscher, Funktionstests dieser Filter zum Teil der Hauptuntersuchung zu erklären.

BMW Motorrad reagiert sofort
Auf Nachfrage bei BMW Motorrad wurde prompt und eindeutig geantwortet: Die Aktivkohlefilter von BMW seien auf die Verwendung mit dem E27-Sprit der USA getestet und unter diesen erschwerten Bedingungen auf die gesamte Lebensdauer des Fahrzeugs ausgelegt worden, teilte ein Sprecher von BMW Motorrad mit.

Was wurde getestet?
Das Fraunhofer-Institut UMSICHT hat in einer eigens entwickelten Testanlage das Absorptionsverhalten der Aktivkohle über viele Nutzungs-Zyklen überwacht und gemessen. "Diese Anlage ermöglicht es nun, entsprechend der ‚Lebensdauer‘ eines PKW bis zu 300 Zyklen an kontrolliert konditionierten Aktivkohlen zu untersuchen. Wir analysierten insbesondere den Einfluss von Wasser in der Spül- bzw. Umgebungsluft auf den Filter. Dabei setzten wir einfaches ‚Modell-Benzin‘ (n-Pentan mit einem 10-prozentigen Ethanol-Anteil) ein", so Eva Schieferstein, Leiterin des Projekts.

Diese hohe Anzahl an Testläufen übertreffen den derzeit gesetzlich verlangten einmaligen Testst. Und auch die Untersuchung bei einer höheren, praxistauglicheren Luftfeuchte als den verlangten 50 Prozent ist intensiver. Diese realitätsnähere Kombination der Variablen stellte heraus, dass Dämpfe aus E10-Sprit und das gebundene Wasser die Aktivkohle im Realbetrieb auf Dauer stärker schwächen als normaler E5-Sprit. Laut UMSICHT steht deren Ergebnis im Einklang mit Untersuchungen des TÜV Nords und des schwedischen TÜV, die auch zeigen, dass ein langfristger Einsatz von Biokraftstoffen die Filter zum Ausfall bringen können.
Fazit
E10 schadet also doch. Die hydrophile Art des E10 senkt die Bindefähigkeit der vorgeschriebenen Aktivkohlefilter, was mehr ungesunde Benzindämpfe aus Benzintanks entweichen lässt. Stellt man sich das in Städten wie Dehli vor, wo täglich ein Tanklaster Benzin aus Millionen Mopeds verdampft, ist das ein herber Rückschlag für Umwelt und Gesundheit. Aber die Industrie scheint gerüstet, wie das prompte Statement von BMW ausdrückt. Hier testet man deutlich heftigere Spritsorten als E10 und nutzt die resistenteren Filter in allen Fahrzeugen. Sollte die Empfehlung der Forscher in Sachen Hauptuntersuchung kommen und die Plakette verwehrt werden, sollte besagte Industrie auch hier prompt eine Antwort parat haben, die aber nicht lauten kann: Pech gehabt, ist ein Verschleißteil. Faktisch gesehen bedingt der Filter die Homologation nach Euro 4. So oder so ist das Ergebnis Super Plus auf die Mühlen der E-10-Verneiner.