Als Wüstensieger schien dem glücklichen Eroberer Cagiva Elefant 900 der Erfolg sicher. Doch hohe Kosten für den Erwerb und die Wartung stoppten den Höhenflug der Reise-Enduro.
Als Wüstensieger schien dem glücklichen Eroberer Cagiva Elefant 900 der Erfolg sicher. Doch hohe Kosten für den Erwerb und die Wartung stoppten den Höhenflug der Reise-Enduro.
Nur wenige Monate nach dem Paris-Dakar-Sieg von Edi Orioli präsentierte Cagiva 1990 eine Replica der Elefant mit dem 900er V2-Motor der Ducati 900 SS. Während ihre kleineren Vorfahren, die ab 1985 gebaute 650er und ab 1987 dann 750er, noch von Vergasern gespeist wurden, besitzt die 900er eine elektronische Einspritzung. Die wurde von Weber-Marelli gefertigt und befeuerte auch schon die Ducati 851. Das Zusammenspiel von Cagiva und Ducati bot sich an, weil den Gebrüdern Castiglioni bis letztes Jahr beide Motorradfirmen zur Gänze gehörten.
Mit der Originallackierung des Wettbewerbmodells, 90 Zentimeter Sitzhöhe, 230 Kilogramm Gewicht und gut 18 000 Mark Einstandspreis schien die 900er Elefant zunächst nur für bodygebuildete, gutbetuchte Geländesportler mit preußischem Gardemaß in Frage zu kommen. Bereits 1991 folgte das Modell 900 i.e. GT, dessen dezente graue Lackierung der Großenduro einen Großteil ihres brachialen Aussehens nahm. Außerdem erhielt der Motor einen sechsten Gang, und der Standrohrdurchmesser der Marzocchi-Telegabel wuchs um drei auf 45 Millimeter.
Entscheidender dann die Veränderungen für das Modelljahr 1993: Die aufwendige Einspritzanlage mußte einer Zweivergaser-Anlage von Mikuni weichen, die Federwege wurden drastisch verkürzt. Durch letztere Maßnahme sank die Sitzhöhe um beachtliche 60 Millimeter auf nun nur noch 840 Millimeter. Den stabilen Doppelschleifenrahmen aus Vierkantrohr zierte jetzt eine Upside-down-Gabel von Showa mit einer Zweischeibenbremse, hinten stützte sich ein kürzeres Federbein von Boge statt des Öhlins-Pendants gegen die Schwinge ab.
Für die Elefant 900 AC - C steht für Carburatore (Vergaser) - wurden statt der 73 PS des Einspritzers nur noch 61 PS angegeben. In der Praxis allerdings macht die Differenz gerade mal fünf PS Unterschied (64 statt vorher 69). Seit 1994, nachdem der deutsche Importeur DNL seine Restposten der Einspritzversion losgeschlagen hatte, wuchs die PS-Angabe für das AC-Modell auf 68 PS an. Kein Wunder, daß zunächst tiefgespapelt wurde. Die Vergaserversion war immerhin 3000 Mark billiger und mit den zivileren Federwegen für einen größeren Kundenstamm zur (gerade) noch erschwinglichen Reise-Enduro mutiert. Die Elefant 750, mit rund 60 PS Leistungsangabe sowie konventioneller Teleskopgabel und nur einer Bremsscheibe vorn angeboten, liegt im Anschaffungspreis noch einmal um zirka 2000 Mark günstiger.
Einhellig bei allen Elefantisti ist die Begeisterung für den im mittleren Drehzahlbreich sehr lebendigen V2-Motor, der allerdings unter 3000/min vor allem in der Vergaser-Version ruckelt. Schwachpunkt in den Zylinderköpfen waren häufig die Auslaß-Ventilführungen, die frühzeitig verschlissen. Ab Ende 1995 wurden haltbarere eingebaut, womit die Inspektions-Intervalle für das kostspielige, weil arbeitsintensive Einstellen der Ventile aufgrund der komplizierten Desmodromik jetzt immerhin 10 000 statt 5000 Kilometer betrugen.
Häufig kritisiert wird die vordere Bremsanlage, gleichgültig, ob es sich um die Ein- oder Zweischeibenanlage handelt. Ohne Stahlflexleitungen ist der Druckpunkt schwammig, und bei langen Paßabfahrten neigt die Anlage zu Fading. Gemeckert wird außerdem über die Sitzbank, die zwar genügend Platz auch für den Beifahrer bietet, aber auf Dauer zu hart ist und das Sitzfleisch malträtiert. Ab Modelljahr 1996 erhielt sie eine bessere Polsterung.
Im Langstreckentest (MOTORRAD 12/1992) nervten noch Startprobleme, die mittlerweile durch eine modifizierte Lichtmaschine mit höherer Leistung behoben sind. Auch die Gleichrichter/Regler-Einheit war bei den ersten Modellen häufig vom Hitzetod betroffen und mußte ausgetauscht werden. Lose klappernde Prallbleche und Vibrationsrisse im Schalldämpfer befielen nicht nur die Langstreckenmaschine. Cagiva modifizierte, und die Kundschaft beruhigte sich. Allerdings liegt der Preis für die gesamte Anlage heute mit knapp 2500 Mark jenseits von Gut und Böse.
Apropos Preise: Kleine gebrauchte Elefanten bewegen sich zwischen 4000 und 10 000 Mark, je nach Alter und Zustand. Die 900er mit Einspritzung zwischen 7000 und 10 000 Mark, das Vergasermodell AC aus den letzten Jahren je nach Zustand bis 12 000 Mark.
Das stimmige Konzept von quicklebendigem Motor, ruhigem Fahrwerk und exklusivem Image hat viele Elefanten-Treiber überzeugt. Allerdings nur, wenn sie selbst Hand anlegen können.
Anfang 1997 kaufte ich mir eine neue Elefant. Bei der Auslieferung war das Heck schief und der Lack an einigen Ecken beschädigt. Nach zwei Tagen tropfte der Benzinhahn, und beim Drehen des Hinterrads für das Kettenschmieren entgegen der Laufrichtung fiel der Kettenspanner runter. Nach fünfstündiger Regenfahrt stand ein Scheinwerfer halb unter Wasser, das Licht ging aber noch. Die Hinterradbremse verweigerte nach einer Paßabfahrt ihren Dienst. Positiv: Benzinverbrauch ungefähr 4,5 Liter, die bequeme Sitzposition und der faszinierende Motor.Uli Wöllzenmüller, MühldorfWir wollten kein Motorrad von der Stange, ein Tourer sollte es sein, handlich und nicht zu schwer: Cagiva Elefant 900 I.E. GT. Als erstes mußte eine Stahlflexleitung her, um den Druckpunkt der vorderen Bremse zu verbessern. Die Sitzbank haben wir abgepolstert. was der Körpergröße meine Frau Anke als Selbstfahrerin mit 167 Zentimetern entgegenkommt. Der Motor dreht sauber hoch, die Straßenlage ist perfekt. Die ständig leere Batterie nervt im Stadtverkehr. Dazu kommt, daß der Lima-regler nicht gerade als langlebig zu bezeichnen ist. Frank und Anke Maucher, Wangen Ich besitze eine Elefant 900 i.e. Lucky Explorer, Erstzulassung 1991, ihr wißt schon, die rasende Kippenschachtel. Als Summe seiner konstruktiven Einzelmerkmale handelt es sich um ein unglaublich schlechtes Motorrad, allerdings mit viel Charisma. Eigentlich ist es eine rollende Baustelle, irgend etwas ist immer zu richten. Mehrere Satz Brembo-Bremsbeläge habe ich weggeschmissen, weil sie verglast waren. Dunlopad sind besser, die für die Honda Africa Twin passen. Die Maschine kommt nur sehr langsam auf Betriebstemperatur. Ich überlege, den Ölkreislauf mit einem Thermoventil zu versehen, das bis zu einer bestimmten Temperatur den Kreislauf kurzschließt. Die Inspektonen sind mit 800 Mark aufwärts arg teuer. Bei 34 000 Kilometern waren die Ventilführungen und die Auslaßventile fällig.Um leichteren Zugang zur Zündkerze des stehenden Zylinders zu haben, habe ich einen Kerzenschlüssel auf minimale Länge abgesägt und mit Bohrlöchern zum Ansetzen eines Hebels versehen. Anlasserfreilauf, Zahnriemen, Batterie und Lichtmaschinenregler wurden bereits ausgetauscht. Obwohl im Scheinwerfer nur zwei 35-Watt-Bilux-Lämpchen leuchten, rate ich von der Montage von H 4-Birnen ab, weil das der Regler nicht mitmacht. Der Aufpreis für eine Varta gegenüber einer Batterie aus Japan lohnt sich. Bei 25 000 Kilometern begann die Kupplung durch starkes Rutschen zu nerven. Ich habe die Scheiben nach dem Zufallsprinzip - natürlich Stahl- und Reiblamelle abwechselnd - neu sortiert. Die halbe Stunde Arbeit lohnt sich, die Kupplung arbeitet wieder ganz brauchbar, eine neue kostet zirka 350 Mark.Werner Bethke, KölnMeine erste Cagiva Elefant 900 AC verlor ich 1995 durch einen unverschuldeten Unfall und kam so 1996 in den Genuß des neuesten Modells mit einem insgesamt deutlich besseren Finish und einer jetzt viel besseren Sitzbank. Durch behutsames Einfahren ist es mir gelungen, den Ölverbrauch auf 0,2 Liter/1000 km zu drücken. Bei scharfer Gangart sind bei diesem Motor ein bis eineinhalb Liter Verbrauch möglich. Folgende Verbesserungen sind möglich: Stahlflexleitungen für die vordere Bremse, Kosten zirka 300 Mark; größerer Hauptbtremszylinder für vorn, Kosten zirka 500 Mark. Ersatz des Schnappchokes durch Anleihe bei Ducati bringt eine Verlegung an den Lenker und deutlich bessere Dosierung , Kosten zirka 120 Mark; Einbau eines Dynojet-Kits mit K & N-Luftfiltern verringert Schieberuckeln und bringt satteren Durchzug, Kosten 500 Mark; Einbau einer Kennfeld-Zündung verringert unrunden Motorlauf noch einmal entscheidend, Kosten: zirka 1000 Mark. Bei beiden Maschinen gab es in der Einfahrzeit Probleme mit der Zündanlage. Bei der ersten endete es mit einem Brand des Katalysators. Ab Baujahr 1993 wurde die Aufhängung des Federbeins so geändert, daß der hintere Zylinder jetzt ohne Lösen des Federbeins gewartet werden kann. Ab Modell 1996 sind die Inspektionsintervalle auf 10 000 Kilometer ausgedehnt worden.Thomas. J. Schneider, Wittgert
Cagiva Elefant 900 ACTechnische DatenMotorLuft-/ölgekühlter Zweizylinder-Viertakt-90-Grad-V-Motor, je eine obenliegende zahnriemengetriebene Nocckenwelle, zwei desmodromisch betätigte Ventile pro Zylinder, gleitgelagerte Kurbelwelle, kontaktlose Zündanlage mit elektronischer Zündverstellung, Abgasreinigung über ungeregelten Katalysator, zwei Mikuni-Gleichdruckvergaser, 0 38 mm, Drehstromlichtmaschine 360 Watt, Batterie 12V/16Ah, E-Starter.Bohrung x Hub 92 x 68 mmHubraum 904 cm3Verdichtungsverhältnis 9,2 : 1Nennleistung 61 PS (45 kW) bei 6500/minMax. Drehmoment 7,2 kpm (70 Nm) bei 5500/minKraftübertragungPrimärantrieb über Zahnräder, hydraulisch betätigte Mehrscheiben-Trockenkupplung , klauengeschaltetes Sechsganggetriebe, Sekundärantrieb über O-Ring-Kette.FahrwerkDoppelschleifenrahmen aus Vierkant-Stahlrohr mit abschraubbaren Unterzügen, Sowa-upside-down-Gabel, Lenkkopf xxxxxxxxgelgelagert, Gleitrohrdurchmesser 45 mm, Hinterradschwinge xxxxxxxxxgelagert, Zentral hinten, über hebelsystem angelenkt, Federbasis und Zugstufendämpung verstellbar, Doppelscheibenbremse mit Doppelkolbensätteln vorn, 282 mm, Scheibenbremse hinten, 240 mm, DrahtspeichenräderFederweg vorn/hinten 210/190 mmFelgengrößevorn 2.15 x 19hinten 3.00 x 17 Reifengrößevorn 100/90-19hinten 140/80-17Maße und GewichteLenkkopfwinkel 62,7 GradNachlauf 114 mmLänge 2220 mmRadstand 1555 mmSitzhöhe 840 mmLenkerbreite 860 mmTankinhalt/Reserve 24/6LiterGewicht vollgetankt 227 kgZul. Gesamtgewicht 450 kgService DatenService-Intervalle alle 5000 kmÖlwechsel mit Filter alle 5000 kmMotoröl SAE 20 W 40Füllmengemit/ohne Filter 3,5/3,2 LiterZündkerzen Champion A 6 HC Telegabelöl Showa Nr 5Füllmenge je Holm 615cm3Ventilspiel kalt Einlaßöffner 0,15 bis 0,20 mm2 Einlaßschließer 0,00 bis 0,0 mm Auslaßsöffner 0,15 bis 0,20 mm Auslaßschließer 0,00 bis 0,02 mm TestwerteHöchstgeschwindigkeit solo/mit Sozius 171/161 km/hBeschleunigung 0-100 km/h solo/mit Sozius 5,1/6,7 sekVerbrauch 6 LiterKraftstoff Super bleifrei Ersatzteil-PreiseSturzteileKupplungs-Armatur 376 MarkHandbremsarmatur 389 MarkLenker 194 MarkRückspiegel 57 MarkBlinker vorn 43 MarkTachometer 380 MarkDrehzahlmesser 293 MarkGabelstandrohr/Gleitrohr 2217 MarkSchutzblech vorn 234 MarkVorderrad 556 MarkAuspuffanlage komplett 2792 MarkTank, lackiert 2436 MarkRahmen komplett 2624 MarkVerkleidung komplett 2284 MarkVerschleißteileKettenkit 463 MarkBremsbeläge vorn und hinten 222 MarkKupplungsreibscheiben (Satz) 264 Markeine Bremsscheibe vorn 321 MarkLuftfilter 40 MarkÖlfilter 18 MarkGaszug 69 MarkTachowelle 30 MarkBatterie 216 MarkGabeldichtsatz 86 Mark Stärken und SchwächenStärkenAntrittsstarkes, explosives TriebwerkRuhiges, zielsicheres FahrwerkGroße ReichweiteSchwächenVorrderradbremseTeure und zu kurze Inspektons-IntervallePlatz für Soziusunbequem Test in MOTORRAD1Test Elefant 650 14/1985Test Elefant 750 15/1987Vergleichstest 20/1987Test Elefant 750 13/1989Test Elefant 900 13/1990Vergleichstest 14/1990Test Elefant 900 I.E. GT 1/1992Langstreckentest 12/1992 Vergleichstest 14/1992Test Elefant 900 AC 8/1993Vergleichstest 13/1993Vergleichstest 8/1994 Reifenfreigaben Typ 5 Bvorn hinten100/90-19 140/80-17 Pirelli MT 60 Pirelli MT 08/MT 09 Metzeler Enduro Metzeler ME 33/ME55 Alternativbereifung110/80-19 140/80-17 Michelin T 66Fußnoten:1Tests können beim Verlag bestellt werden, Telefon siehe Kasten auf Seite xxx.