Irgendwelche Fragen zur Honda CBR 900 RR Fireblade? Eigentlich ist alles bekannt. Die guten Eigenschaften: fast ein Liter Hubraum, leistungsstark, leicht. Weitere Charakteristika: temperamentvoll, satt im Durchzug, spritzig. Und weiter: handlich, Topspeed-stabil, verbrauchsarm. Die schlechten Eigenschaften: nur wenige bekannt.
Weit über 9000 Stück der ab 1992 gebauten CBR 900 RR, intern mit dem Code SC 28 versehen, verließen im Laufe der Jahre die Honda-Händler, von Version Zwei ab Baujahr 1996, SC 33, sind ungefähr 6000 auf deutschen Straßen unterwegs. Und sie stehen hoch im Kurs, die gebrauchten Fireblades, denn ihnen geht der Ruf des Unzerstörbaren voraus. Der MOTORRAD-Langstreckentest über 50 000 Kilometer mit der SC 28 bewies die Haltbarkeit des Vierzylinders. Leichte Gebrauchspuren der Motorteile, aber keine gravierenden Schäden lautete die Bestandaufnahme des zerlegten Sportlers. Einzig die Verkleidung zeigte an den Blinkeraufnahmen leichte Risse.
Kein Wunder also, daß die CBR 900 RR ein gefragtes Gebrauchtmotorrad ist. Laut Schwacke-Liste IV/97 muß für ein 1992er Modell mit 48300 Kilometern noch fast 8000 Mark veranschlagt werden. Gelten Schwacke-Preise ohnehin schon als recht hoch, liegt nach einer kleinen Händlerumfrage die Fireblade sogar noch leicht darüber. Eine gepflegte CBR ist unter 10 000 Mark kaum zu bekommen. Voraussetzung: Originalzustand.
Zwar sollen, wie der technische Leiter von Honda Deutschland, Klaus Bescher, aus Erfahrung weiß, sich drei Viertel der Doppel-Rs im Originalzustand befinden, dennoch tauschen CBR 900-Fahrer gerne das ein oder andere Teilchen aus.
Kleinere Blinker, andere Schalldämpfer, stahlflexummantelte Bremsleitungen, vielleicht ein Lenkungsdämpfer, und schon hat der Gebrauchtkäufer ein Problem. Was darf einfach so verändert werden, für welche Anbauteile gibt es eine Betriebserlaubnis, was muß im Fahrzeugbrief eingetragen sein? Und was ist schlicht nicht erlaubt? Ganz allgemein gilt: Besitzt ein Anbauteil eine EG-Betriebserlaubnis oder Allgemeine Betriebserlaubnis, dann muß diese beim Verkauf vorliegen. Alle anderen Teile sollten im Brief eingetragen sein.
Gerade beim Handel von privat zu privat gehört ein scharfes Auge und etwas Hintergrundwissen zum erfolgreichen Deal. Ein Superbiker-Umbau mit einteiligem Lenker und Zubehörverkleidung kann zum Beispiel ein Indiz für einen früheren Sturz sein, denn Honda-Originalteile sind vergleichsweise teuer. Da ist die Verlockung groß, der Fireblade kostengünstig gleich eine neue Optik zu verpassen.
Auch bei der Gattung »Oberrennfahrer« mit gigantischen Leistungsangaben ist gesundes Mißtrauen angesagt. Nicht nur, daß PS-Zahlen in Größenordnungen von 140 oder mehr meist der Phantasiewelt des Fireblade-Besitzers entspringen, der Weg dahin mit Dynojet-Kits oder ähnlichem ist illegal. Bei Gebraucht-Motorradhändlern stößt diese Kundschaft auf wenig Gegenliebe. Sie steht im Ruf, ihre Motoren nicht gerade pfleglich zu behandeln und gern auch mal in kaltem Zustand in den roten Bereich zu jagen. Darunter leidet selbst das standfesteste Aggregat.
Beliebt ist auch bei einigen CBR 900 RR-Piloten der Austausch des Kettenrads durch eines mit mehr Zähnen, »für die kurze Übersetzung«. Diese Maßnahme liegt nicht nur jenseits der Legalität, sie kann auch ein Hinweis auf Frönen der »Hoch-das-Vorderrad«-Leidenschaft sein. Radlager und Gabelsimmerringe sind die Leidtragenden.
Was schließen wir daraus? Die meisten Tests mit Anbauteilen kamen zu dem Ergebnis, daß die Honda CBR 900 RR Fireblade in der Serie schon ein so ausgereiftes Motorrad ist, daß sich durch Nachrüstteile aus dem Zubehörhandel wenig Verbesserung erzielen läßt. Gutes Beispiel sind die sogenannten Streetfighter-Umbauten, bei denen sich Motorcharakteristik und Fahrstabilität meist sogar zum Schlechteren verändern. Deswegen heißt es Vorsicht bei der Probefahrt.
Lesererfahrungen
Viel Lob, wenig Tadel erntet die Honda CBR 900 RR Fireblade bei den begeisterten Leserinnen und Leser. Und: Ohne die eine oder andere Modifikation geht wohl bei diesem Supersportler gar nichts.
Im Frühjahr 1995 erwarb ich eine leicht unfallbeschädigte CBR 900, Modell 1992, für 6000 Mark mit 17000 Kilometer. Gefahren wurde ausschließlich mit Metzeler ME Z1. WP-Gabelfedern und 7,5er Öl mit etwas höherem Füllstand und ein Öhlins-Federbein ließen die Rundenzeiten gleich deutlich purzeln. Als sehr positiv stellten sich Stahlfexleitungen und Beläge von Brembo heraus. Allerdings muß zur besseren Kühlung die Abdeckung des Bremssattels entfernt werden. Umlenkplatten besorgte ich bei Thurn-Motorsport, um die Handlichkeit und Schräglagenfreiheit zu verbessern.Christian Windmüller, BöbingenNach nun 11000 Kilometern - Isle of Man und Schweden - mit einer CBR 900 RR, Baujahr 1993, kann der Tenor nur lauten: einfach super!! Mit der serienmäßigen Bereifung (BT 50) bin ich weitgehend zufrieden, was Verschleiß und Handling angeht. Kommende Saison werde ich jedoch auf BT 56 umrüsten, von dem ich mir bessere Haftung erhoffe. Ansonsten wurde ein Factory-Düsenkit und eine Yoshimura RS 3-Auspuffanlage montiert. Abrundend wäre zu sagen, daß eine solche Maschine auch für Frauen zu empfehlen ist, die sportlich und flott unterwegs sein wollen, da die CBR wesentlich mehr Sicherheitsreserven (wie Bremsleistung, Schräglagenfreiheit und Stabilität) aufzuweisen hat als die »typischen« Frauenmotorrädern vom Schlage einer GS 500 E oder GPZ 500.Kerstin Koffner, BiebelnheimGekauft habe ich meine CBR (SC 28) im März 1995 als Grauimport mit offener Leistung. Ich habe mittlerweile rund 17000 Kilometer abgespult, und mein Fazit lautet kurz und knapp: Das Beste, was ich je gefahren bin! Zu bemängeln gibt es aber trotzdem ein paar Kleinigkeiten: Das hintere Federbein ist schutzlos jedem Dreck, der vom Hinterrad ausgewirbelt wird, ausgesetzt. Die Verkleidung beim Seitenständer wird regelmäßig durch Kettenfett-Gesabber versaut, egal wie sparsam gesprüht wurde. Die Lenkerstummel sind etwas ungünstig gekröpft, bei langen Bergab-Passagen schmerzen die Handgelenke wie Sau. Der Windschutz läßt auf der Autobahn zu wünschen übrig, aber schließlich habe ich einen Supersportler und keinen Tourendampfer.Drik Borchardt, KarlsruheDie Zulassung meiner ersten RR erfolgte im April 1992. Das Fahrzeug wurde entdrosselt und bis Ende 1995 knappe 40000 Kilometer mit eingetragenen 95 kW gefahren. Noch im Frühjahr 1992 wurden die Bremsbeläge im Rahmen einer Umrüstaktion durch Honda kostenlos ausgetauscht. Nach etwa 10000 Kilometern zeigte der Originaltopf Ermüdungserscheinungen, wobei sich der Dämpfereinsatz löste. Auf Garantie wurde ein Topf von L&W montiert, der deutlich sonorer, fast kernig klang und sich auch optisch sehr gut machte.Stephan Listing, IngolstadtHier meine Erfahrungen mit zwei Modellen SC 28, mit denen ich insgesamt 64000 Kilometer zurückgelegt habe: Anschaffungskosten neu, Verbrauch und Unterhalt vergleichsweise niedrig, Verarbeitungsstandard und Wiederverkaufswert dagegen hoch. Kaufentscheidend war für mich allerdings die aggressive, aber gleichzeitig sehr erotische Form und Sitzposition für Fahrer und Beifahrerin. Meine Fireblade Nummer zwei rollt vorn wie hinten auf White Power, Lenkkopf- und Schwingenlager von Emil Schwarz sowie Metzeler ME Z1.Thomas Speckenbach, Wuppertal (100 Mark-Tip)Der Fahrspaß mit der CBR 900 ist auch nach 67000 Kilometern bis auf bekannte »Problemchen« ungetrübt. Schon in der Einfahrphase erzürnte mich das hakelige Getriebe so manches mal, zeitweilig fuhr sich die CBR (zumindest beim Hochschalten) ohne Kupplung fast besser als mit. Als nach 22.000 Kilometern hinten und nach 35000 Kilometern vorn die Radlager das Zeitliche segneten, setzte ich komplett geschlossene DIN-Lager (vorn 2x6004, hinten 2x6204, 1x62.22) aus dem Fachhandel ein. Harald Hofmann, Rißtissen
Technische Daten - Honda CBR 900 RR Fireblade
Technische DatenMotorWassergekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, zwei obenliegende, kettengetriebene Nockenwellen, vier über Tassenstößel betätigte Ventile, kontaktlose Zündanlage, vier Keihin-Gleichdruckvergaser, 0 38 mm, Drehstromlichtmaschine 445 Watt, Batterie 12V/8 Ah, E-Starter.Bohrung x Hub 70 x 58 mmHubraum 893 cm3Verdichtungsverhältnis 11,0 : 1Nennleistung 100 PS (74 kW) bei 10 000/minMax. Drehmoment 8,2 kpm (80 Nm) bei 7000/minKraftübertragungMehrscheiben-Ölbadkupplung, klauengeschaltetes Sechsganggetriebe, Sekundärantrieb über O-Ring-Kette.FahrwerkAluminium-Brückenrahmen, Telegabel, Standrohrdurchmesser 45 mm, mit verstellbarer Federbasis und Zugstufendämpfung, Aluminiumkastenschwinge mit Versteifungsbügel, Zentralfederbein, über Pro-Link-Umlenkhebel angelenkt, Zug-, Druckstufe und Federbasis verstellbar, Doppelscheibenbremse mit Vierkolbenfestsätteln vorn, schwimmend gelagerte Bremsscheiben, 0 296 mm, Scheibenbremse hinten, 0 220 mm, mit Einkolbenschwimmsattel, Sechsspeichen-Gußräder.Federweg vorn/hinten 120/120 mmFelgengrößevorn 3.50 x 16hinten 5.50 x 17 Reifengrößevorn 130/17 ZR 16hinten 180/55 ZR 17Maße und GewichteLänge 2110 mmRadstand 1405 mmSitzhöhe 790 mmLenkerbreite 690 mmTankinhalt/Reserve 18/3,8 LiterGewicht vollgetankt 206 kgZul. Gesamtgewicht 392 kgService-DatenService-Intervalle alle 6000 kmÖlwechsel mit Filter alle 12 000 km TestwerteHöchstgeschwindigkeit Solo/mit Sozius 233/207 km/hBeschleunigung 0-100 km/h Solo/mit Sozius 3,5/4,6 sekVerbrauch 6,9 LiterKraftstoff Normal Ersatzteil-PreiseSturzteileKupplungs-Armatur 72,78 MarkHandbremsarmatur 333,77 Markein Lenkrohr mit Klemmung 203,55 MarkRückspiegel 121,90 MarkBlinker komplett 79,81 MarkTachometer 448,50 MarkGabelstandrohr ohne Tauchrohr und Dämpfer 365,70 MarkSchutzblech vorn 198,95 MarkVorderradfelge mit Radlager und Adapter 878,60 MarkAuspufftopf 930,35 MarkTank, lackiert 1128,15 MarkRahmen komplett ohne Schwinge 3096,95 MarkVerkleidung komplett mit Scheibe 3372,95 MarkSeitendeckel Motor rechts 165,60 MarkSeitendeckel Motor links 88,79 MarkVerschleißteileKettenkit 411,70 MarkBremsbeläge vorn, ein Satz 60,08 MarkKupplungsbeläge, ein Satz 199,63 MarkÖlfilter 15,96 MarkLuftfiltereinsatz 72,86 MarkFederbein komplett mit Feder 1016,60 MarkTest in MOTORRADTest SC 28 ............................................7/92Langstreckentest SC 28.......................17/94Test SC 33.............................................3/96Vergleich 16/17-Zoll-Vorderrad 23/92VT Lenkungsdämpfer.............................4/94Reifenberatung SC 28 .........................25/94VT Auspuffanlagen ..............................25/95VT Fußrastenanlagen.............................9/96VT Streetfighterumbauten.....................19/96 Stärken und SchwächenStärkengeringes Gewichtdurchzugsstarker Motorgeringer Verbrauchstandfester MotorSchwächensehr sportliche Sitzhaltungniedrige ScheibeReifenfreigaben SC 28Vorn Hinten130/70 ZR 16 TL 180/55 ZR 17 TLBridgestone BT 50 F Radial GDunlop D 202 Michelin TX 11/ 23Michelin A/M 89 XAlternativbereifungAvon AV 27/ST 23Avon AV-RZF/RZRAvon AV 27/36Bridgestone BT 50 F Radial SS-TypeBridgestone BT 56 F/R Radial GBridgestone BT 56 F/R RadialDunlop D 204 F/204Dunlop D 204 F/205Dunlop D 207 F/207Metzeler ME Z1/Z1Metzeler ME Z1/Z2Michelin Macadam 90 XMichelin TX 15/25Pirellin MTR 01/02Modellpflege:1994 vollständig aus Kunststoff gefertigte Doppelscheinwerfer, Verkleidungshalter aus Alu, Ventildeckel aus einer Magnesiumlegierung, elektronischer Tacho, höhere Scheibe, breitere Verkleidungsfront, Telegabel und Zentralfederbein in Federbasis, Zug- wie Druckstufendämpfung einstellbar1996:(SC 33) Rahmen und Schwinge geänderte Profilquerschnitte und Wandstärken, Zentralfederbein verlängerter Federweg und vergrößerter Einstellbereich des Dämpfers, Telegabel neues Cartridge-Dämpfersystem, leichtere und steifere Gabelbrücke; Lenker wurden höher plaziert, flacherer und schmalerer Tank, Motor 918 Kubik Hubraum, 128 PS, schmalere, leichtere Lichtmaschine, geänderte Übersetzungsstufen des Sechsganggetriebes, Auspuffanlage aus Edelstahl, Gewicht 185 Kilogramm1998: aerodynamischere Verkleidung, neue Schwinge, größere Bremsscheiben und neue Bremssättel, beschichtete Alu-Zylinder, kompaktere Kupplung, Auspuffanlage mit Edelstahlkrümmer, 130 PS, insgesamt Gewichtsreduzierung um drei Kilogramm