Übermut (im Gelände) tut selten gut. Auch mit der dafür zu weichen Honda NX 250. Relativ niedrig, ist sie genau richtig für Einsteiger, die beim Stopp gern mit beiden Füßen auf die Erde kommen.
Übermut (im Gelände) tut selten gut. Auch mit der dafür zu weichen Honda NX 250. Relativ niedrig, ist sie genau richtig für Einsteiger, die beim Stopp gern mit beiden Füßen auf die Erde kommen.
Eine echte Enduro im Sinn von Geländemaschine ist die 1988 präsentierte Honda NX 250 nicht. Mit dem 19-Zoll-Vorderrad, einer effektiven Halbverkleidung und komfortablen Federungseigenschaften gehört die Mini-Dominator eher in die Rubrik Funbike.
Eine komplett neue Konstruktion, erstmals wassergekühlt, mit zwei obenliegenden Nockenwellen und Tassenstößeln für die vier Ventile, verhalf dem 250er Single zu immerhin 26 PS dabei überzeugte das Triebwerk mit außergewöhnlicher Laufruhe und elastisch geschmeidiger Leistungscharakeristik. Dieses Konzept, in ein komfortables Fahrwerk mit zivilen Federwegen von rund 200 Millimetern integriert, schien aufzugehen. Zumal die Sitzhöhe mit nur 82 Zentimetern auch Fahrerinnen und Fahrer unter 1,70 Meter Körpergröße das Erklimmen der Maschine und die nötige Bodenhaftung für beide Füße möglich machte.
Trotz der nur 133 Kilogramm Gewicht sah die NX 250 mit der Halbverschalung und dem serienmäßigen Gepäckträger erstaunlich erwachsen aus und sprach daher vor allem Einsteiger an.
Doch die kleine Dominator, wie sie in Entsprechung zum größeren 650er Modell von Honda genannt wurde, hatte in der offenen Version bei den 1a-Einsteigern - bis 1993 zwangsweise noch mit 27 statt 34 PS unterwegs - keine Chance. Für den Stufenführerschein war die NX zu leicht. Der Gesetzgeber verlangt in der 27-PS-Klasse mindestens sieben Kilogramm Gewicht pro Kilowatt, Motorleistung, also ein Gesamtgewicht von mindestens 140 Kilogramm. Da nützt es auch nichts, daß die NX 250 mit 26 PS die Klassengrenze nicht voll ausschöpft. Also bot Honda die NX auf 17 PS gedrosselt für die Anfänger an - für viele leistungsbewußte Einsteiger ein entscheidendes Manko. Zumal ihr Kaufpreis schon beim Debüt 1988 mit rund 6000 Mark um mehr als 1000 Mark höher als bei der Konkurrenz (Suzuki DR 250 S)) lag. Im letzten Importjahr, 1995 war der Preis auf rund 9000 Mark gestiegen - für einen Viertelliter-Einzylinder damals unverschämt happig.
Schon bei einer kurzen Probefahrt heute wird schnell klar, daß die Domäne der Mini-Domi eindeutig auf der Straße liegt. Kurze Abstecher über Feldwege oder unbefestigtes Terrain sind nur betont verhalten möglich. Zu schnell schlägt das nicht einstellbare Federbein durch, auch die Vorderpartie geht hier schnell auf Block. Auf der Straße allerdings ist die komfortable Abstimmung auf der nicht allzu üppig gepolsterten Sitzbank auch über mehrere 100 Kilometer Distanz angenehm. Große Handlichkeit in der Stadt und überraschend gute Richtungsstabilität auf Landstraßen überzeugen noch heute. Auch die Kraft des Einzylinders, vornehmlich mit 26 PS, ist zwar nicht atemberaubend, sorgt aber für flüssiges Mitschwimmen im Verkehr. In der 17-PS-Version - die Reduktion erfolgt über engere Ansaugstutzen und andere Bedüsung, Materialkosten keine 100 Mark - allerdings wird es auf belebten Straßen mit den Überholwegen etwas knapp und nervig.
Im Langstreckentest (MOTORRAD 19/1989) über 40 000 Kilometer schlug sich die kleine Maschine beachtlich. Immerhin wird das Leistungspotential eines so kleinen Triebwerks immer und überall ausgereizt. Kolben und Ringe waren in Mitleidenschaft gezogen, wobei Honda Deutschland den Schaden auf minderoktaniges Benzin bei diversen Auslandsreisen zurückführte. Weil der Motor auch im Inlandbetrieb ständig klingelte, ist wohl NX-Treibern mit hohen Kilometerleistungen (80 000 Kilometer)mit dem ersten Kolben zuzustimmen, die generell nur Superbenzin tanken. Bei einem Verbrauch von nur maximal vier Litern auf 100 Kilometer sicher die auf Dauer billigere Lösung. Im zweiten Produktionsjahr reagierte Honda und montierte eine 142er statt der 138er Hauptdüse für die 26-PS-Version, die mit 17 PS erhielt eine 148er statt 145er Düse.
1991 zwangen strengere Emissionsbestimmungen zum Modellwechsel. Zur Einhaltung neuer Abgas- und Geräuschbestimmungen verringerte sich der Hubraum um zehn auf 239 cm³. Eine effektivere Auspuffanlage und eine geänderte Übersetzung des zweiten Gangs waren nötig, um der schärfere Norm Genüge zu tun. Außerdem veringerte sich die offene Leistung auf 23 PS, eine gedrosselte 17-PS-Version blieb im Programm. Wer heute dieses Modell MD 25 auf 23 PS entrosseln will, braucht den Ansaugstutzen 16211 - KW 3-000, eine 140er Hauptdüse und die Zylinderdichtung 12191-KBK-611.
Trotz der kommoden Lösung mit dem Elektostarter gibt es Schwierigkeiten beim Anlassen des Motors nach längerer Standzeit. Im aktuellen Fall hilft da nur die Leerung der Schwimmerkammer vom Altbenzin und in Zukunft das vorzeitige Schließen des Benzinhahnsvor vor dem Abstelllen.
Während ein Defekt an der CDI-Zündungseinheit offensichtlich kein Zufall war, für den allerdings außer Austausch (zirka 330 Mark) auch keine Abhile bekannt ist, schien ein Schaden an der Steuerkette eine Ausnahne zu bilden: Ein Mechaniker hatte das Trum nicht exakt auf die Gleitschiene gelegt.
Kleinvolumige 250er-Motorräder sind heute nicht mehr trendy. Wer trotzdem eine NX 250 haben will, wird feststellen, daß das Modell MD 21 bis 1990 mit 26 PS kaum noch angeboten wird, weil viele Motoren im Kart-Sport Verwendung fanden. Bei der kleineren Version MD 25 ist die Chance größer. Zumal gerade letzeres Modell im grauen ImportMitte der 90er sehr billig gehandelt wurde.
Die NX 250-Clique gibt sich zufrieden: mit der Sitzhöhe, der Handlichkeit und der prima Qualität. Manko: wenig Leistung und Startschwierigkeiten nach längerer Standzeit.
Schon vor meiner Führerscheinprüfung bin ich beim Händler um eine NX 250 herumgeschlichen. Eine Enduro, bei der ich mit meinen 1,60 Metern Körpergröße mit beiden Fußspitzen gleichzeitig Bodenkontakt habe. Jahre später, im Herbst 1997, habe ich dann doch eine gekauft: Baujahr 1989, 26 PS und mit nur 5000 Kilometern zu einem günstigen Preis. Ich wollte sie nur ein paar Monate behalten. Dann kam doch ein Topcase drauf und fertig war das optimale Zweitmotorrad für die tägliche Fahrt ins Büro.Brigitte Bollschweiler, LeonbergDa ich leider nur 1,50 Meter groß bin, versuchte ich meine ersten Fahrkünste mit zwei Choppern. Doch mit der Handlichkeit war ich nicht zufrieden. Ich suchte etwas in der Art der XT 500 meines Mannes, nur ohne Kickprobleme. Wir kauften dann eine graue NX mit 26 PS. Änderungen, um sie noch niedriger zu machen: zwei kürzere Gabelfedern, längere Umlenkhebel für das Federbein, kürzerer Seitenständer und die Sitzbank abgepolstert. Mit einem zusätzlich gefertigten Gepäckträger für ein Givi-Topcase konnte es nun losgehen. Fazit: Während zirka 30 000 Kilometern hat sie mich nie ernsthaft im Stich gelassen.Inge Schwarzenböck, PollingVon meiner kleinen Maschine bin ich restlos begeistert. Ich fahre im Jahr gut 10 000 Kilometer und hatte noch nie eine Panne. Danach war ein neuer Hinterradreifen fällig. Da bin ich auf Bridgestone umgestiegen, er erscheint mir nicht so weich wie der Michelin. Bei 33 000 Kilometern wurde auch der Vorderradreifen gewechselt sowie Ritzel und Kette. Mit Topcase wird die Maschine durchaus tourentauglich, und bis 500 Kilometer am Tag ist die Sitzbank akezeptabel. Ein kleines Problem sind die 17 PS über Land. Einen Lastzug kann man nur mit Gottes Hilfe und Rückenwind überholen.Eva Maria Schneckenpointner, PettingInzwischen sind zwei NX 250, beide Jahrgang 1988, zirka 100 000 Kilometer gelaufen. Mein Logbuch zählt: zwölf Hinterrad-, sechs Vorderrad-reifen, vier Ketten-Kits und drei CDI-Boxen (je 350 Mark). Nicht gezählt: Spiegel und Kupplungshebel durch Umfaller wegen des Seitenständers. Aber: keine Kupplungs-, Gas- oder Chokezüge gerissen, keine Speichen lose oder Felgen verbogen trotz einiger Gelände-Einsätze. Kein Rost, auch nicht am Schalldämpfer. In zehn Jahren war ich dank des guten Werkstatthandbuchs nur zweimal in der Werkstatt. Alles andere wurde in Heimarbeit bewerkstelligt. Ölwechsel einmal im Jahr im Herbst. Ärgerlich: die Schraubverbindungren der Verkleidung. Improvisation, Pattex und Tesa sind gefragt.Hein Krings, Fröndenberg
Honda NX 250Technische DatenMotorWassergekühlter Einzylinder-Viertaktmotor, zwei obenliegende Nockenwellen, vier über Tassenstößel betätigte Ventile, Keihin-Gleichdruckvergaser 0 32 mm, kontaktlose Zündanlage, Hubraum 249 cm³, Nennleistung 19 kW (26 PS) bei 8500/min oder 13 kW (17 PS) bei 7000/min, Sechsganggetriebe, Sekundärantrieb über O-Ring-Kette, E-Starter.FahrwerkEinschleifenrahmen aus Stahlprofilen, unten offen, Telegabel, Standrohrdurchmesser 37 mm, Zweiarmschwinge, Zentralfederbein mit Hebelumlenkung, Federweg vorn/hinten 220/200 mm, Einscheibenbremse mit Doppelkolbensattel vorn, 240 mm, Trommelbremse hinten, 110 mm, SpeichenräderMaße und GewichteSitzhöhe 820 mmTankinhalt/Reserve 9/2LiterGewicht vollgetankt 133 kg TestwerteHöchstgeschwindigkeit Solo/mit Sozius 128/119 km/hBeschleunigung 0-100 km/h Solo/mit Sozius 10,5/13,3 sekVerbrauch 3,9 LiterKraftstoff Normal Ersatzteil-PreiseSturzteileKupplungs-Armatur 45 MarkHauptbremszylinder 325 MarkLenker 68 MarkRückspiegel 101 MarkBlinker vorn 71 MarkTachometer/Drehzahlmesser 623 MarkGabelstandrohr 203 MarkSchutzblech vorn 150 MarkVorderrad 404 MarkSchalldämpfer 547 MarkTank 682 MarkRahmen komplett 1575 MarkVerkleidung:Lampenschale 455 MarkJe Seitenverkleidung 451 MarkVerschleißteileBremsbeläge vorn, ein Satz 53 MarkKupplungsbeläge, ein Satz 141 MarkBremsscheibe vorn 381 MarkLuftfilter 38 MarkÖlfilter 10 MarkFederbein 938 MarkCDI-Einheit 327 Mark Stärken und SchwächenStärkenDrehfreudiger, sparsamer MotorHandliches,spurstabiles FahrwerkSolide VerarbeitungSchwächenFederung mit zwei Personen zu weichZu kleiner TankFür Sozius unbequem Test in MOTORRAD1Test 11/1988Vergleichstest 18/1988Langstreckentest 23/1990 Reifenfreigaben Typ MD 21/25Vorn Hinten90/100 -19 120/90 - 16 Keine MarkenbindungFußnoten:1Tests können beim Verlag bestellt werden, Telefon siehe Kasten auf Seite xxx.
Die Honda NX 250 wurde in Deutschland von 1988 bis 1995 angeboten und offiziell rund 3800mal verkauft. Ungefähr so viele sind auch heute noch zugelassen, weil die kleine Dominator auch grau angeboten wurde.Die Schwacke-Liste vermeldet folgende Notierungen1989: (59600 Kilometer) 2400 Mark1990: (53600 Kilometer) 2650 Mark1991: (47600 Kilometer) 2850 Matk1992: (41600 Kilometer) 3200 Mark1993: (35600 Kilometer) 3500 Mark1994: (29500 Kilometer) 3900 Mark1995: (23600 Kilometer) 4650 MarkPopulärstes Konkurrenzmodell ist die bis 1989 angebotene Yamaha XT 250 (unten), es folgen die Kawasaki KLR 250 und die Suzuki DR 250, die bis heute noch grau für rund 5700 Mark neu angeboten wird.