Gebrauchtberatung Yamaha FZR 750 R OW 01

Gebrauchtberatung Yamaha FZR 750 R OW 01 Der Große Preis

Konkurrenzlos war bei der OW 01 immer nur der Preis. Als Superbike-Replika mit Zulassung fristete sie ein Mauerblümchen-Dasein.

Mit dem Start der Superbike-Weltmeisterschaft 1988 kreierte Yamaha eine käufliche Replica der Rennmaschinen, die FZR 750 R. Aus Homologationspflichten mußte sie für die neue Viertakt-Rennklasse optisch und technisch der Großserie verpflichtet sein und in einer Stückzahl von 1000 Stück gebaut werden.
Wie schnell sich gerade Namen in Schall und Rauch auflösen können, dafür war dieses Modell mit der Zusatzbezeichung Genesis (Ursprung, Schöpfungsgeschichte), ein kurioses Beispiel. Denn obwohl der als Basis dienende, überarbeitete FZ- Motor mit härteren Ventilfedern drehzahlfester und durch einen geänderten Ölkreislauf besser gekühlt war sowie in einem aus der FZR 1000 entlehnten Leichtmetall-Deltabox-Rahmen leichtfüßiger daherkam, riß die Genesis im Rennbetrieb keinen vom Hocker. Wegen Erfolglosigkeit verschwand sie nach der ersten Saison in der Versenkung. Der Preis für diese FZR 750 R allerdings schien mit rund 17000 Mark noch im finanziellen Rahmen von Fans dieser Spezies zu liegen, immerhin 100 Stück davon fanden in Deutschland eine Straßenzulassung.
Das zweite FZR 750 R-Modell hatte die Zusatzbezeichnung OW 01 und erhielt mit dem klassischen Kürzel quasi die Weihen der Yamaha-Rennabteilung frei Haus dazu. Die allerdings forderten ihren Preis. Die Rennreplica besaß als neues Triebwerk den ersten Vorentwurf für die YZF 750 , der in einem mit hochwertigen Feder- und Dämpferelementen veredelten Deltatbox-Rahmen seine Supersport-Pflichten aufnahm. Ohne mit der Wimper zu zucken, beteiligte Yamaha Japan die Interessenten mit an den Entwicklungskosten und ließ die Käufer 37000 Mark berappen. Damit war und ist die FZR 750 R OW 01 das teuerste japanische Superbike - von der in einer anderern Liga spielenden Honda NR 750 einmal abgesehen.
Tatsächlich stammt vieles nicht aus der Großserie: Die Verkleidung besteht aus leichterem GFK-Material mit Schnellverschlüssen, die Seitendeckel des Motorgehäuses sind aus Magnesium. Mit gegenüber der FZR 1000 modifizierten Oberzügen gerieten auch die Aufnahmen für die Schwinge im Alurahmen größer. Öhlins-Federelemente vorn und hinten waren damals allererste Wahl. Mit einem Handrad läßt sich die Vorspannung des hinteren Dämpfers verstellen, obendrein hilft die variable, obere Federbeinaufnahme, die Höhe des Rahmenhecks auf Streckenbeschaffenheit und Gusto des Piloten einzustellen. Die Bremsleitungen der Vierkolben-Festsättel von Nissin sind stahlarmiert. Am Ende der Leichtmetallschwinge sitzen zur Achsaufnahme und für exakten, schnellen Radausbau massive Prismenblöcke. Imj Gegensatz zum Genesis-Modell stützt sich der Zuganker der hinteren Scheibenbremse nicht am Rahmen, sondern direkt an der Schwinge ab. Folge:höhere Stempelneigung des Hinterrads beim Bremsen.
Als Triebwerk fand der gegenüber der ersten Version kurzhubigere und damit drehfreudigere Vorläufer des YZF 750-Motors Verwendung. Die Zylinderbank saß nur noch um 40 Grad (vorher 45) zur Fahrzeugachse gekippt im Rahmen, die vier Flachschieber-Mikuni-Vergaser wuchsen um vier auf 38 Millimeter Durchlaß. Diese leistungsfördernden Maßnahmen steigerten den Output auf 120 PS bei 12000/min, von denen allerdings nach teutonischer Selbstbeschränkung mit verengtem Anlaßquerschnitt der Vergaser für die Straßenzulassung nur 100 PS übrig blieben. Zu einer elastischeren Leistungsabgabe verhalf das zwischen Auspuffsammler und Krümmern montierte Exup-System. Es ermöglichte durch einen variablen Resonanzraum eine optimale Ausnutzung der Gaschwingungen zwischen Auslaßventil und Schalldämpfer. Im Fall der OW 01 übernimmt das nicht wie bei der FZR 1000 eine Walze, sondern zwei Schieber, die über Seilzug die optimale Korrespondenz von Gasgriffstellung und Flachschieberstellung ermitteln. Mit dieser Maßnahme und einem etwas kürzeren ersten Gang waren für den Straßenbetrieb leichteres Anfahren und größere Elastizität mit entsprechend weniger hektischen Gangwechsel möglich.
Obwohl nur knapp über 100 Maschinen zugelassen sind, dürfte der derzeitige Bestand höher liegen als bei der FZR -R Genesis. Denn wegen ihres häufigen Auftretens bei der Deutschen Meisterschaft zwischen 1989 und 1993 wurden viele für’s Rennen präparierte Maschinen gar nicht zugelassen. Exemplare des ersten Jahrgangs litten schon mal unter abgerissenen Titanpleueln, die1990 und 1992 noch einmal verstärkt wurden. Fast alle OW 01 verbrauchen Öl, bedingt durch nur zwei Kolbenringe und ein eventuell auftretendes zu großes Kolbenspiel.
Eine Generalüberholung des Motors - Kolben, Ventilführungen und Lager - kostet heute mindestens 5000 Mark. Da das FZR-1000-Triebwerk in den Rahmen paßt, werden Leute bei Yamha-Gebrauchtteile-Händlern zum zirka halben Preis fündig. Auch OW 01-Besitzer mit zerknautschter Verkleidung können im Zubehör, speziell bei dem nicht mehr erhältlichen, handlaminierten Unterteil auf preiswerter angebotene Nachbauten ausweichen.
Wer heute noch eine OW 01 ergattern will, weil er an deren Image und Aussehen einen Narren gefressen hat, sollte bedenken: Bequemere Sitzpositionen für längere Strecken und potentere Motoren gibt es heute zuhauf. Ersatzteile sind noch nicht knapp, aber teuer. Wegen der geringen Stückzahl sind in der Schwackeliste auch keine Preise angegeben. Preise unter 20000 Mark für technisch einwandfreie Maschinen im Originalzustand sind selten. Umbauten mit preiswerteren Lösungen sind schon mal für die Hälfte zu haben. Wer viel Geld übrig hat, sollte vielleicht auf das Erscheinen der Yamha R7 im Frühjahr warten, die Branche erwartet eine Replica-Version. Zum großen Preis, natürlich.

Lesererfahrungen - Yamaha FZR 750 R / OW 01

Ob Genesis oder OW 01, ob Original oder Nachbau: FZR 750 R-Besitzer sind stolz, ein Stück Superbike-Geschichte zu bewegen.

Meine OW 01, Jahrgang 1991, habe ich Anfang 1997 für 8000 Schweizer Fränkli aus privatem Besitz erstanden. Nach einem Sturz des letzten Besitzers lag es an mir, das gute Stück (Kilometerstand 7600) wieder in Bestform zu bringen. Abgesehen von deftigen Preisen war es kein Problem, Original-Ersatzteile zu beschaffen. Nach rund 8000 Kilometern mit dem Traummotorrad komme ich zu folgendem Schluß: Bei zügiger Gangart beginnt die Maschine, sanft über das Vorderrad zu rutschen, ist aber durchaus kontrollierbar. Leistung und Drehmoment müssen im oberen Drehzahlbereich (9000 bis 13000/min) ausgespielt werden. Durch die zu kurze Übersetzung werden häufige Gangwechsel erforderlich, was den Austausch des Ritzels von 15 auf 16 Zähne im Straßenbetrieb als sinnvoll erscheinen läßt. Sitzposition, Schräglagenfreiheit, Fahrwerk und tolle Bremsen lassen Rennstreckengefühle aufkommen. Man besitzt ein Stück Superbike-Geschichte, die es nicht an jeder Ecke zu kaufen gibt.Lorenz Tschumi, Arlesheim, SchweizMeine Yamaha FZR 750 R kaufte ich vor sechs Jahren als Totalschaden für 2000 Mark. Die Laufleistung des Motors betrug zirka 20000 Kilometer, die Maschine war keine OW 01, sondern stammte aus der kanadischen 2TT-Baureihe, Baujahr 1987. Sie war während des Neuaufbaus zwei Jahre lang abgemeldet, weshalb eine komplette Neuabnahme fällig war. Um das Handling zu verbessern, wurde das Heck angehoben und die Telegabel durchgesteckt. Von der Original-Hinterradfelge mit 4.50 x 18 wechselte ich auf das Rad der FZR 1000 mit 5.50 x 17, um mit einem 180/55-17 Reifen eine eindeutige Verbesserung des Handlings in Kurven zu erreichen. Da der Originalmotor etwas schwächelte, tauschte ich den 750er gegen den Motor der FZR 1000 mit dem Sechsgang-Getriebe der FZ 750 aus. Obendrein wurde der Zylinderkopf bearbeitet und der Krümmer von der Bimota YB 6 angebaut. Laut Gutachten weist die Maschine einen Wert von 13000 Mark bei 57000 Kilometern auf.Christof Henkel, Biedenkopf

Technische Daten - Yamaha FZR 750 R / OW 01

Yamaha FZR 750 R (OW 01)Technische DatenMotorWassergekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, zwei obenliegende Nockenwellen, fünf über Tassenstößel betätigte Ventile pro Zylinder, kontaktlose Transistor-Zündanlage mit digitaler Zündverstellung, vier Mikuni-Gleichdruckvergaser, 0 38 mm, Exup-System, Drehstromlichtmaschine 440 Watt, Batterie 12V/8Ah, Sechsganggetriebe, E-Starter.Bohrung x Hub 72 x 46 mmHubraum 749 cm3Verdichtungsverhältnis 11,4:1Nennleistung 100 PS (74 kW) bei 11250/minMax. Drehmoment 6,7 kpm (66 Nm) bei 7750/minFahrwerkBrückenrahmen aus Aluminium, Telegabel, Standrohrdurchmesser 43 mm, mit verstellbarer Federbasis, Zug- und Druckstufendämpfung, Aluminium-Hinterradschwinge, Zentalfederbein hinten, mit verstellbarer Zug- und Druckstufendämpfung, Doppelscheibenbremse mit Vierkolben-Festsätteln vorn, 0 320 mm, Scheibenbremse hinten, 0 210 mm, Leichtmetall-Gußräder.Federweg vorn/hinten 130/150 mmMaße und GewichteNachlauf 100 mmRadstand 1445 mmSitzhöhe 785 mmTankinhalt/Reserve 19/4 LiterGewicht vollgetankt 215 kgZul. Gesamtgewicht 310kg TestwerteHöchstgeschwindigkeit Solo 234 km/hBeschleunigung 0-100 km/h Solo 4,6sekVerbrauch 9,2 LiterKraftstoff Normal bleifrei Ersatzteil-PreiseSturzteileKupplungshebel 25 MarkBemshebel 51 MarkHauptbremszylinder vorn 134 Mark Lenkerhälfte mit Klemmung 447 Markein Rückspiegel 80 MarkBlinker vorn 50 MarkTachometer 277 MarkDrehzahlmesser 427 MarkScheinwerfer komplett 309 MarkFußraste links mit Träger 245 MarkGabelstandrohr 292 MarkSchutzblech vorn 184 MarkVorderradfelge mit Radlager 924 MarkAuspuffanlage komplett 1346 MarkHinterradschwinge 1619 MarkTank 2846 MarkSitzbank mit Heckteil 2704 MarkRahmen komplett 5554 MarkVerkleidungsoberteil mit Scheibe 1993 MarkMotorgehäusedeckel rechts 132 MarkMotorgehäusedeckel links 573 MarkVerschleißteileKettenkit 896 MarkBremsbeläge vorn un hinten 172 MarkKupplungsreibscheiben, ein Satz 260 MarkFederbein hinten 1650 MarkZylinderkopfdichtung 57 MarkLenkkopflager komplett 120 MarkLuftfilter 74 MarkÖlfilter 19 Mark Stärken und SchwächenStärkenDynamischer Motor( im offenen Zustand)Hoher PrestigewertSchwächenTeure OriginalteileZu wenig eigenständiges Aussehen (gegenüber den anderen FZR-Modellen)Zum Reisen zu unbequem Test in MOTORRAD1Test 2/1988Fahrbericht 2/1989Vergleichstest 16/1989Vergleichstest 24/1989 Reifenfreigaben Typ 3PJvorn hinten 120/60 ZR 17 180/55 ZR 17Bridgestone BT 50 F Bridgestone BT 50 RDunlop Sportmax II D 204 F Dunlop Sportmax II D 204Metzeler ME Z1 Front Metzeler ME Z1Michelin A 59 Micheln M 59Pirelli MTR 01 Pirelli MTR 02Fußnoten:1Tests können beim Verlag bestellt werden, Telefon siehe Kasten auf Seite xxx.

Zur Startseite
Yamaha
Artikel 0 Tests 0 Modelle 0 Videos 0 Markt 0
Alles über Yamaha
Mehr zum Thema Supersportler
EICMA 2022 Motorrad Messe-Neuheiten
Elektro
Suzuki Hayabusa GP Edition (Suzuki Italien 10/2022)
Supersportler
Suzuki Hayabusa EWC
Supersportler
Ducati Race of Champions 2022
Sport & Szene
Mehr anzeigen